Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
kommen zu lassen, was das Land an Pflanzen, Fischen und Geflügel bot, während er selbst, meist mit der Sonde in der Hand, die Bucht und ihre Umgebungen untersuchte, wo er nur wenige Eingeborne traf, mit denen er nur selten in Beziehungen kam. Eine einzige Familie erwies sich jedoch zutraulicher und schlug ihr Lager in der Nähe des Wasserplatzes auf Cook ließ ihr ein Concert geben, in dem Querpfeife und Dudelsack sich freilich vergeblich um die Palme bemühten, da die Neuseeländer die Trommel jedem anderen Instrumente vorzogen.
Geräthe und Waffen der Neuseeländer. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Am 18. April kam ein Häuptling mit seiner Tochter an Bord. Bevor er das Schiff jedoch bestieg, schlug er mit einem in der Hand gehaltenen Zweige an die Seite desselben und richtete an die Fremdlinge eine Ansprache, eine bei den Insulanern der Südsee allgemein verbreitete Sitte. Kaum hatte er den Fuß auf das Deck gesetzt, als er dem Kapitän ein Stück Stoff und eine Axt aus grünem Talkstein anbot, eine Freigebigkeit, die man von den Neuseeländern bisher noch nicht kannte.
Der Häuptling nahm das Schiff ganz im Einzelnen in Augenschein; um seine Dankbarkeit zu beweisen, tauchte er die Finger in einen an seinem Gürtel befestigten Sack und wollte dem Commandanten mit dem darin enthaltenen stinkenden Oele das Haar einsalben. Cook hatte die größte Mühe, sich dieser Ehrenbezeugung zu entziehen, welche ihm also nicht mehr zu gefallen schien als damals Byron in der Magelhaens-Straße; der Maler Hodges mußte sich aber zum Ergötzen der gesammten Besatzung jener Operation unterziehen. Dann verschwand der Häuptling, um nie wiederzukehren, und nahm neun Aexte und dreißig, ihm von den Officieren geschenkte Tischlermesser mit. Jetzt an Schätzen reicher als vielleicht alle Neuseeländer zusammen, beeilte er sich offenbar, dieselben in Sicherheit zu bringen, aus Furcht, daß man sie ihm wieder abnehmen könnte.
Vor der Abfahrt setzte Cook auch fünf Gänse an’s Land, die einzigen, welche von den am Cap mit eingeschifften noch übrig waren. Er hoffte, daß sich dieselben in dem wenig bevölkerten Lande unschwer vermehren würden, und er ließ außerdem ein Stück Ackerland herstellen, das er mit Gemüse besäete. Er arbeitete damit ebenso für die Eingebornen wie für spätere Seefahrer, welche hier einst werthvolle Hilfsmittel finden konnten.
Nach vollendeter hydrographischer Aufnahme der Dusky-Bai steuerte Cook nach dem Königin Charlotte-Kanal, das Stelldichein für den Kapitän Furneaux.
Am 17. Mai genoß die Mannschaft wiederum ein wunderschönes Schauspiel. Sechs Wasserhosen, deren eine, mit einer Breite von sechzig Fuß an der Basis, nur hundert Schritte von dem Schiffe vorüberkam, erhoben sich nacheinander, indem sie, wie durch kräftige Aspiration, die Wolken und das Meer in Verbindung setzten. Diese Erscheinung währte ziemlich drei Viertelstunden lang. Während die Mannschaft zu Anfang erklärlicher Weise nicht wenig erschrak, verwandelte sich dieses Gefühl doch bald in das der reinen Bewunderung über jene damals noch sehr wenig bekannten Meteore.
Am nächsten Tage, als die »Resolution« in den Königin Charlotte-Kanal einfuhr, sah man auch die »Aventure« wieder, welche hier schon seit sechs Wochen wartete. Nachdem er am 1. März Van-Diemens-Land erreicht, war Furneaux siebzehn Tage lang an dessen Küste hingesegelt; er hatte dasselbe aber verlassen müssen, ohne sich, wie er glaubte, davon wirklich zu überzeugen, daß dasselbe einen Theil Neu-Hollands bilde. Erst dem Chirurgen Baß blieb es vorbehalten, diesen Irrthum zu beseitigen. Am 9. April am Königin Charlotte-Kanal angelangt, benutzte der Führer der »Aventure« seine Muße, einen Garten anzulegen und auch mit den Seeländern in Verbindung zu treten, die ihm übrigens unzweifelhafte Beweise der bei ihnen noch herrschenden Antropophagie lieferten.
Bevor er seine Entdeckungsreise fortsetzte, folgte Cook demselben Gedanken, der ihn auch bei seinem Verfahren an der Dusky-Bai geleitet hatte. Er setzte einen Widder und ein Lamm, einen Bock und eine Ziege, ein Schwein und zwei tragende Zuchtsauen an’s Land. Ebenso steckte er Kartoffeln, von denen sich erst auf der nördlicheren der beiden Neuseeland bildenden Inseln einige vorfanden.
Die Eingebornen ähnelten sehr denen an der Dusky-Bai; sie erschienen aber sorgloser, liefen während des Abendessens von einem Raum zum anderen und verzehrten ohne Auswahl Alles, was man ihnen anbot.
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