Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
in dem Berichte, wollte einem in einer Pirogue sitzenden, etwa sechsjährigen Kinde einige Glasstückchen geben, ließ diese aber unversehens in’s Meer fallen. Sofort sprang das Kind in’s Wasser und tauchte nieder, bis es dieselben vom Grunde heraufbrachte.
Als Anerkennung seiner Geschicklichkeit warfen wir ihm noch einige Kleinigkeiten zu; diese Freigebigkeit lockte eine große Anzahl Männer und Frauen zusammen, welche uns durch ihre überraschende Gewandtheit in der Ausführung der verschiedensten Schwimm-und Taucher-Kunststückchen höchlich ergötzten. Wenn man sie so im Wasser und die Geschmeidigkeit ihrer Glieder sah, hätte man sie wahrlich fast für Amphibien halten mögen.«
Inzwischen erwischte man einige an Bord gekommene Tahitier beim Stehlen. Einer hatte sich ziemlich den ganzen Tag über in Cook’s Wohnraum zu schaffen gemacht und sprang nun eiligst in’s Meer, so daß der über sein unverschämtes Auftreten erzürnte Kapitän ihm einen Schuß über den Kopf nachfeuerte. Ein zur Aufbringung der Piroguen der Diebe nachgesendetes Boot wurde bei der Annäherung an das Ufer mit Steinwürfen empfangen, so daß man einen Kanonenschuß abgeben mußte, um die Angreifer zum Rückzuge zu nöthigen. Diese Feindseligkeiten blieben indeß ohne weitere Folgen; die Eingebornen kehrten an Bord zurück, als ob gar nichts vorgefallen wäre. Cook vernahm von denselben, daß die meisten seiner alten Bekannten aus der Umgebung von Matava in einer zwischen den Bewohnern der beiden Halbinseln stattgefundenen Schlacht geblieben seien.
Die Officiere unternahmen zu Lande wiederholte Spaziergänge; der von seinem Eifer für botanische Forschungen getriebene Forster fehlte bei keinem. Bei einem solchen Ausfluge lernte er auch die Art und Weise kennen, wie die Tahitierinnen ihre Stoffe herstellen.
»Kaum waren wir einige Schritte gegangen, erzählt er, als ein aus dem Walde kommendes Geräusch unsere Ohren traf. Demselben nachgehend, gelangten wir an einen kleinen Schuppen, wo fünf bis sechs, zu beiden Seiten eines langen, viereckigen Holzstückes sitzende, Frauen die faserige Rinde des Maulbeerbaumes klopften, um daraus ihre Kleiderstoffe zu bereiten. Sie bedienten sich dazu eines anderen vierkantigen Holzstückes, das an den Seiten verschieden breite, parallele Längsrinnen zeigte. Sie hielten auch kurze Zeit inne, um uns die Rinde, den Schlägel und den, ihnen als Tisch dienenden Balken betrachten zu lassen; dazu zeigten sie uns in einer großen hohlen Cocosnuß eine klebrige Flüssigkeit, die sie dann und wann benützten, um die Rindenstücke mit einander zu verbinden. Dieser, unserer Untersuchung nach von
Hibiscus esculentus
herstammende Leim ist unentbehrlich zur Herstellung ihrer ungeheuer großen Gewebe oder Stoffe, welche manchmal in der Breite von zwei bis drei und in der Länge von fünfzig Ruthen aus kleinen Rindenstückchen eines Baumes von geringer Stärke zusammengesetzt sind…. Die mit dieser Arbeit beschäftigten Weiber trugen schmutzige, zerrissene Kleidung und hatten sehr harte und schwielige Hände.«
Am nämlichen Tage bemerkte Forster einen Mann mit außerordentlich langen Nägeln, worüber jener, als einen Beweis, daß er nicht für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten brauche, sehr stolz zu sein schien. Auch aus dem Königreiche Annam, aus China und anderen Gegenden wird dieser eigenthümlichen, kindischen Mode erwähnt. Nur ein einziger Finger hat einen minder langen Nagel; derselbe dient dazu, sich zu – kratzen, was in den Ländern des äußersten Ostens oft höchst nothwendig ist.
Ein Eingeborner, der sich den lieben langen Tag füttern ließ. (S. 185.)
Bei einem anderen Spaziergange traf Forster auf einen im üppigen Grase behaglich dahingestreckten Eingebornen, der sich den lieben langen Tag über von seinen Frauen nur – füttern ließ. Diese elende Persönlichkeit, welche sich mästete, ohne der menschlichen Gesellschaft irgend einen Dienst geleistet zu haben, erinnerte den englischen Naturforscher lebhaft an John Mandeville’s zornige Auslassung beim Erblicken »eines solchen Vielfraßes, der seine Tage hinbrachte, ohne sich nur durch die kleinste Waffenthat auszuzeichnen, und in Sinneslust dahinlebte wie ein Schwein, das man in einem Stalle mästet«.
Am 22. August ging Cook auf die Nachricht hin, daß sich der König Waheatua in der Nähe befinde und den Wunsch geäußert habe, ihn zu sehen, mit Kapitän Furneaux, den beiden Herren Forster und mehreren Eingebornen an’s
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