Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Man konnte sie unmöglich dazu bewegen, einen Tropfen Wein oder Branntwein zu trinken, dagegen wußten sie Zuckerwasser sehr zu schätzen.
»Sie erfaßten Alles, was sie sahen, sagt Cook, gaben es auch wieder zurück, wenn wir ihnen durch Zeichen zu verstehen gaben, daß wir es nicht verschenken wollten oder nicht entbehren konnten. Einen vorzüglichen Werth schienen sie auf Glasflaschen zu legen, die sie ›Tawhaw‹ nannten; als man sie aber etwas über die Härte und den Gebrauch des Eisens aufgeklärt hatte, zogen sie dieses allen Glaswaaren, Bändern oder dem Papiere vor. Unter jenen befanden sich auch einige Frauen, deren Lippen mit kleinen schwarzblauen Punkten überdeckt waren; ihre Wangen erschienen von einer aus Bergmehl und Oel bestehenden Mischung lebhaft roth gefärbt. Sie hatten, wie die an der Dusky-Bai, nur schwache, etwas verkümmerte Beine, was sicher von dem Mangel an Körperübung und der Gewohnheit, immer mit gekreuzten Beinen zu sitzen, herkommt; ein wenig mag dazu auch die kauernde Stellung, die sie in den Piroguen gewöhnlich einzunehmen pflegen, noch überdies beitragen. Ihr Teint ist hellbraun, die Haare sehr schwarz und das Gesicht rundlich; Nase und Lippen sind etwas dick, doch nicht abgeplattet, und die lebhaften Augen haben einen recht sprechenden Ausdruck. In Reih und Glied aufgestellt, legten die Eingebornen ihre Oberkleider ab; einer derselben begann auf wenig einnehmende Weise zu singen und zu tanzen, und die Anderen wiederholten dessen Bewegungen. Sie streckten z.B. die Arme aus, stießen abwechselnd mit den Füßen auf die Erde und verdrehten sich dabei ganz entsetzlich; die letzten Worte des Gesanges wiederholten Alle zusammen, wobei wir leicht ein gewisses Versmaß heraushörten; ob die Zeilen mit Reimen ausgingen, war freilich nicht zu unterscheiden; die Musik selbst klang ziemlich wild und recht eintönig.«
Mehrere Seeländer erkundigten sich auch nach Tupia; als sie erfuhren, daß derselbe gestorben sei, gaben sie ihren Schmerz durch ein mehr erkünsteltes Geheul, als durch aufrichtiges Beileid kund.
Cook sah keinen einzigen Eingebornen von denen wieder, die er bei seiner ersten Reise getroffen hatte. Er schloß daraus, wohl mit einigem Recht, daß Diejenigen, welche im Jahre 1770 an der Meerenge seßhaft waren, von hier vertrieben worden seien oder sich auch aus freien Stücken nach anderen Orten gewendet haben mochten. Auch schien die Anzahl der Eingebornen nur zwei Drittel der früheren zu betragen. Der I-pah stand öde und auch viele andere Wohnungen längs der Meerenge waren verlassen.
Als die beiden Schiffe wieder bereit waren, weiter zu segeln, ertheilte Cook dem Kapitän Furneaux seine Instructionen. Er wollte etwa bis auf 41 bis 46° der Breite und 140° westlicher Länge herabfahren, wenn er dann kein Land anträfe nach Tahiti steuern, das als Sammelplatz bestimmt wurde, um dann nach Neuseeland zurückzukehren und von hier aus alle noch unbekannten Theile des Meeres zwischen dieser Insel und dem Cap Horn zu durchforschen. Gegen Ende Juli trat nach einigen sehr heißen Tagen der Scorbut unter der Mannschaft der »Aventure« auf. Die der »Resolution« entgingen der Krankheit in Folge der von Cook nie vernachlässigten Vorsichtsmaßregeln, der auch selbst mit gutem Beispiele voranging, indem er Tag für Tag etwas Sellerie und Löffelkraut verzehrte.
Am 1. Juli befanden sich die Schiffe unter 25°1’ der Breite und 134°6’ westlicher Länge, d. h. in der Position, wo nach Carteret die Insel Pitcairn liegen sollte. Cook suchte dieselbe vergeblich. Leider zwang ihn die auf der »Aventure« noch immer herrschende Krankheit, seine Fahrt wesentlich abzukürzen. Er wollte gern die Längenlage dieser Insel entweder bestätigen oder richtigstellen, um danach die aller übrigen, von Carteret entdeckten Länder zu bestimmen, welche jener ohne Mithilfe astronomischer Beobachtungen erhalten hatte. Da er nun aber die Hoffnung, einen südlichen Continent aufzufinden, verloren hatte, segelte er nach Nordosten und traf bald auf mehrere, schon von Bougainville besuchte Inseln.
»Diese niedrigen Inseln, mit denen die Südsee in den Tropengegenden erfüllt ist, sagt er, liegen in ihren unteren Theilen in gleichem Niveau mit dem Wasser, während die übrigen Theile nur eine bis zwei Ruthen über dasselbe emporragen. Ihre Form ist meist kreisrund; sie umschließen dabei ein Becken mit Salzwasser, und das Meer ringsum hat eine unergründliche Tiefe. Sie erzeugen nur sehr wenig; die
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