Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
fahren. Fand er dabei auch kein Land, so hoffte er doch die Packeiswand umschieffen, weiter nach dem Pole vordringen und damit den unbestimmten Anschauungen der Gelehrten ein Ziel setzen zu können.
Obwohl man sich jetzt aber für diesen Theil der Erde mitten im Sommer befand, nahm die Kälte doch mit jedem Tage noch weiter zu. Die Matrosen beklagten sich und der Scorbut brach an Bord aus. Durch die Vertheilung noch wärmerer Kleidung und die Anwendung der in solchen Fällen angezeigten Heilmittel, wie Malz und Citronensaft, wurde man bald der Krankheit Herr und konnte die Mannschaft die strenge Temperatur ungestraft aushalten.
Am 29. December gewann Cook die Ueberzeugung, daß das Packeis nirgends mit Land in Verbindung stand. Er entschied sich nun dahin, nach Osten bis zum Meridian von Circoncision zu segeln, wenn ihm kein Hinderniß entgegenträte.
Während er dieses Project zur Ausführung brachte, wurde der Wind so heftig und das Meer so bewegt, daß die Schifffahrt zwischen dem mit furchtbarem Krachen gegeneinander stoßenden Eise äußerst gefährlich wurde; noch mehr, als man im Norden ein Eisfeld wahrnahm, das sich bis über Sehweite hinaus erstreckte. Sollte das Schiff wohl während langer trostloser Wochen hier gefangen liegen, »festgenagelt«, wie die Wallfischfahrer sagen, oder gar Gefahr laufen, wie ein Span zerquetscht zu werden? Cook versuchte weder nach Westen, noch nach Osten zu entfliehen, er drang beherzt weiter nach Süden vor. Uebrigens befand er sich jetzt in der vermeintlichen Breite des Cap Circoncision und fünfundsiebenzig Meilen südlich von dem Punkte, wo jenes liegen sollte. Existirte das von Bouvet entdeckte Land also wirklich – worüber man jetzt völlig im Klaren ist – so konnte es nur eine wenig ausgedehnte Insel, jedenfalls aber kein Festland sein.
Der Commandant hatte keine Ursache, in dieser Gegend noch länger zu verweilen. Bei 67°15’ südlicher Breite verschloß ihm eine neue Packeiswand, die von Osten nach Westen hintrieb, den weiteren Weg, und er fand auch nirgends eine Oeffnung in derselben. Daneben erschien es als einfaches Gebot der Klugheit, sich hier, nachdem zwei Drittel des Sommers schon vorüber waren, nicht länger aufzuhalten. Er beschloß also ohne Zögern das kürzlich von den Franzosen entdeckte Land aufzusuchen.
Am 1. Februar 1773 befanden sich die Schiffe unter 48°30’ der Breite und 48°7’ östlicher Länge, also ziemlich genau unter dem Meridian der Insel Mauritius. Nach fruchtloser Kreuzfahrt von Osten nach Westen mußte man wohl zu dem Schlusse kommen, daß, wenn sich hier überhaupt ein Land vorfinde, dasselbe nur eine kleine Insel darstellen könne, anderen Falles hätte es jetzt aufgefunden werden müssen.
Am 8. Februar bemerkte der Kapitän zu seinem Leidwesen, daß die »Aventure« ihm nicht mehr als Begleitschiff folge. Schon seit zwei Tagen erwartete er sie vergeblich, obwohl er in kurzen Zwischenräumen einen Kanonenschuß lösen und während der Nacht auf dem Oberdeck ein helles Feuer unterhalten ließ. Die »Resolution« mußte ihre Fahrt allein fortsetzen.
Am 17. Februar zwischen Mitternacht und drei Uhr Morgens wurde die Mannschaft Zeuge eines prachtvollen Schauspiels, das noch keines Europäers Auge geschaut hatte, nämlich eines Südpolarlichtes.
Neuseeländische Kriegs-Pirogue. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
»Der Officier der Wache, sagt der Bericht, beobachtete, daß daraus von Zeit zu Zeit spiral-und kreisförmige Strahlen emporschossen, dann seine Helligkeit zunahm, so daß es einen wunderschönen Anblick gewährte. Es schien keine bestimmte Richtung zu haben, im Gegentheile erfüllte es dann und wann das ganze Himmelsgewölbe mit seinem vielfarbigem Lichte.«
Nach einem wiederholten Versuche, den südlichen Polarkreis zu überschreiten – ein Versuch, auf den man wegen des Nebels, Schnees und der ungeheueren schwimmenden Eisberge bald verzichten mußte – schlug Cook nun den Weg nach Norden wieder ein, in der Ueberzeugung, daß hinter ihm kein Land von Bedeutung liege, und begab sich nach Neuseeland, das er der »Aventure« im Fall einer Trennung als Sammelplatz bezeichnet hatte. Schon am 25. März ankerte er in der Dusky-Bai, nach einer ununterbrochenen Seefahrt von hundertsiebenzig Tagen, bei der er nicht weniger als 3660 Meilen zurückgelegt hatte, ohne nur ein einziges Mal Land zu sehen. Sobald er einen bequemen Platz zum Anlegen gefunden, beeilte sich der Befehlshaber, seiner Mannschaft Alles zugute
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