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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Haustür trat. Sie eilte die Treppen hinauf, und ich bemerkte noch die strenge Trauerkleidung, wie sie von französischen Witwen getragen wird.
    «Eine außergewöhnliche Frau», bemerkte Poirot, als wir uns entfernten.
    «Madame Olivier? Ja, sie…»
    «Mais non, nicht Madame Olivier. Cela va sans dire! Es gibt nicht viele Genies ihresgleichen in der Welt. Nein, ich meinte die andere, die Dame, die uns im Treppenhaus begegnete!»
    «Ich habe ihr Gesicht nicht sehen können», entgegnete ich erstaunt. «Ich kann mir auch nicht denken, dass du es gesehen haben kannst, nachdem sie es offensichtlich abwandte.»
    «Das ist eben der Grund, warum ich von einer ungewöhnlichen Frau sprach», sagte Poirot ruhig. «Eine Frau, die ihr Haus betritt – denn ich nehme an, sie wohnt hier, da sie einen Schlüssel hatte – und schnell die Treppe hinaufstürmt, ohne die zwei fremden Besucher, die sich im Treppenhaus befinden, auch nur anzusehen, ist wirklich als außergewöhnlich zu bezeichnen. Mille tonnerres! Was soll das bedeuten?» Er riss mich zurück – gerade noch zur rechten Zeit. Ein Baumstamm war auf den Weg gestürzt, gerade scharf an uns vorbei. Poirot schaute hin, starr vor Entsetzen.
    «Das war sehr knapp! Aber wie konnte ich auch darauf vorbereitet sein – ich hatte keinen Verdacht – wenigstens kaum einen Verdacht. Ja, wenn meine Augen die Situation nicht gleich erfasst hätten, dann dürfte Hercule Poirot wohl jetzt nicht mehr unter den Lebenden sein – ein schrecklicher Verlust für die Welt! Und auch du, mon ami, wärest nicht mehr da, obgleich das nicht eine Katastrophe von solch weltbewegender Bedeutung gewesen wäre», setzte er spöttisch hinzu.
    «Vielen Dank», entgegnete ich kühl, «und was werden wir jetzt tun?»
    «Tun?», rief Poirot. «Wir werden jetzt nachdenken. Ja, hier, und zwar gleich auf der Stelle werden wir unsere kleinen grauen Zellen in Funktion treten lassen. Dieser Mr Halliday – war er nun tatsächlich in Paris? Ja, denn Professor Bourgoneau, mit dem er bekannt ist, hat ihn gesehen und mit ihm gesprochen.»
    «Worauf, in aller Welt, willst du hinaus?», rief ich aus.
    «Das war am Freitagmorgen. Er wurde zuletzt Freitag nacht um elf Uhr gesehen – aber hat man ihn wirklich zu dieser Zeit gesehen?»
    «Der Portier –»
    «Ein Nachtportier, der zudem Halliday vorher noch nie gesehen hatte. Ein Herr betritt das Hotel, anscheinend Halliday – Nummer vier hat sicher für einen Doppelgänger gesorgt –, fragt nach eingegangener Post, geht auf sein Zimmer, packt einen kleinen Koffer und schlüpft heimlich am nächsten Morgen hinaus. Niemand hat Halliday während des ganzen Abends gesehen – niemand, da er sich ja bereits in den Händen seiner Widersacher befand. War es wirklich Halliday, den Madame Olivier empfing? Er muss es gewesen sein, obgleich sie ihn nicht von Angesicht kannte. Einem Unbeteiligten wäre es kaum möglich gewesen, sie auf ihrem Spezialgebiet zu täuschen. Halliday suchte sie also tatsächlich auf, hatte eine Unterredung mit ihr und entfernte sich wieder. Was ereignete sich dann?»
    Poirot packte meinen Arm und zog mich förmlich zur Villa zurück.
    «Nun, mon ami, stell dir einmal vor, es ist am Tag nach seinem Verschwinden, und wir verfolgen Spuren. Du liebst doch Spuren, nicht wahr? Sieh, hier haben wir solche, und zwar die von Mr Halliday…» Er wandte sich nach rechts, wie wir es vorhin getan hatten, und entfernte sich eilig. «Ah! Andere Schritte folgen ihm mit der gleichen Eile, die Schritte einer Frau. Sieh, jetzt hat sie ihn erreicht – eine schlanke junge Dame in Witwentracht. ‹Pardon, Monsieur, Madame Olivier wünscht, dass ich Sie zurückrufe.› Er stockt und kehrt um. Nun, welchen Weg wählt die junge Dame? Sie will nicht mit ihm gesehen werden. Ist es ein Zufall, dass sie ihn gerade am Zugang eines schmalen Pfades anspricht, der zwei Gärten voneinander trennt? Sie geht ihm voraus und erklärt, dieser Weg sei eine Abkürzung. Zur Rechten befindet sich Madame Oliviers Villa, zur Linken eine andere – und von diesem Gartengrundstück stammt ja der Baum, der vorhin niedergestürzt ist. Die Gartentore der beiden Villen führen auf diesen Pfad heraus. Hier befindet sich der Hinterhalt, einige Männer stürzen sich auf Halliday, überwältigen ihn und schleppen ihn in die fremde Villa.»
    «Lieber Himmel, Poirot», rief ich aus, «willst du mir einreden, dass dies alles geschehen ist?»
    «Ich sehe es vor meinem geistigen Auge, mon ami. So und nur so

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