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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Halliday?»
    Der Herr nickte.
    «Zeigen Sie mir bitte Ihren linken Arm. John Halliday trägt ein Muttermal direkt unter dem linken Ellenbogen.»
    Der Herr entblößte seinen Arm, wodurch das Mal sichtbar wurde. Poirot nickte der Gräfin zu, die sich alsdann abwandte und den Raum verließ.
    Ein Glas Brandy half Halliday wieder etwas auf die Beine.
    «Mein Gott!», stieß er hervor. «Ich habe Höllenqualen ausgestanden, wahre Höllenqualen! Jene Leute sind Teufel in Menschengestalt. Meine Frau – wo befindet sich meine Frau? Was muss sie nur von mir denken. Man sagte mir, sie würde der Meinung sein – würde annehmen…»
    «Das ist durchaus nicht der Fall», beruhigte ihn Poirot. «Das Vertrauen, das sie in Sie setzt, ist unerschütterlich. Sie werden erwartet – von ihr und Ihrem Kind.»
    «Gott sei Dank. Ich kann es kaum fassen, dass ich wieder ein freier Mann bin.»
    «Jetzt, da Sie sich wieder etwas erholt haben, Monsieur, möchte ich Sie bitten, mir die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen.»
    Halliday sah ihn verstört an. «Ich erinnere mich an gar nichts.»
    «Wie soll ich das verstehen?»
    «Haben Sie jemals von den Großen Vier gehört?»
    «Das kann man wohl sagen», bemerkte Poirot trocken.
    «Sie wissen jedoch nicht die Hälfte von dem, was ich erfahren habe. Diese Leute verfügen über eine unbegrenzte Macht. Sofern ich schweige, werde ich mich in Sicherheit befinden; wenn ich jedoch nur ein Wort verlauten lasse, so wird man nicht nur mich, sondern auch alle, die mir lieb und wert sind, in unvorstellbarer Weise quälen. Sie sollten mich nicht ausfragen, denn ich weiß nichts und kann mich an nichts erinnern.» Er erhob sich und verließ mit unsicheren Schritten das Zimmer. Poirots Gesicht verriet äußerste Bestürzung.
    «Also ist es das?», murmelte er. «Die Großen Vier haben also wiederum über uns triumphiert. Was hältst du denn da in der Hand, Hastings?»
    Ich übergab ihm einen Zettel und erklärte, dass die Gräfin etwas in Eile geschrieben hätte, bevor sie uns verließ. Er lautete: «Au revoir – IV.»
    «Unterzeichnet mit ihren Initialen I. V. Ist es vielleicht nur ein Zufall, dass man auch eine römische Vier daraus lesen kann? Ich möchte zu gern Näheres darüber wissen, mein lieber Hastings.»

7
     
    I n der ersten Nacht nach seiner Befreiung hörte ich Halliday unablässig laut stöhnen und protestieren. Ohne Zweifel hatten seine Erlebnisse in der Villa zu einem Nervenzusammenbruch geführt. Auch am nächsten Morgen erwiesen sich unsere Bemühungen, etwas Konkretes von ihm in Erfahrung zu bringen, als vergeblich. Er wiederholte nur immer wieder seine Erklärungen über die unheimliche Macht der Vier und die Bedrohung, Repressalien ausgesetzt zu sein, sofern er auch nur ein Wort verlauten lassen würde.
    Nach dem Lunch reiste er nach England zu seiner Familie, während Poirot und ich in Paris zurückblieben. Ich setzte mich dafür ein, energische Maßnahmen in irgendeiner Form zu ergreifen, denn Poirots Unternehmungslosigkeit enttäuschte mich tief.
    «Um Himmels willen, Poirot», drängte ich, «wir wollen uns endlich aufraffen und uns an ihre Fersen heften.»
    «Ich muss mich immer wieder über dich wundern, Hastings. Wen sollen wir denn verfolgen? Drücke dich doch bitte etwas klarer aus.»
    «Die Großen Vier, natürlich.»
    «Cela va sans dire. Was willst du denn unternehmen?»
    «Wir könnten uns an die Polizei wenden», schlug ich zögernd vor.
    Poirot lächelte.
    «Die würden uns für Fantasten halten. Wir können nichts beweisen, absolut gar nichts, und müssen abwarten.»
    «Abwarten, zu welchem Zweck?»
    «Abwarten, bis sie irgendetwas unternehmen. Wenn wir uns still verhalten, so müssen die anderen etwas unternehmen. Indem wir nun den anderen die Initiative überlassen, erfahren wir auf diese Weise etwas mehr über sie. Es bleibt unsere Stärke, die andere Seite zum Handeln zu zwingen.»
    «Denkst du, dass sie etwas tun werden?», fragte ich ungläubig.
    «Ich zweifle nicht im Geringsten daran. Sieh, um nochmals zu überlegen, sie haben versucht, mich von England wegzulocken. Dies schlug fehl. Daraufhin kommen wir ihnen in der Dartmoor-Affäre in die Quere und retten ihr Opfer vor dem Galgen. Und gestern durchkreuzten wir wiederum ihre Pläne. Ich versichere dir, dies alles werden sie nicht auf sich beruhen lassen.»
    Während ich darüber nachdachte, klopfte es an der Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, schob sich ein Mann herein und schloss die Tür gleich

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