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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hinter sich zu. Er war groß und hager, hatte eine leicht gebogene Nase und eine auffallend gelbliche Gesichtsfarbe.
    Er trug einen Überzieher, der bis zum Hals hinauf zugeknöpft war, dazu einen weichen Hut, dessen Krempe die Augen fast verbarg.
    «Entschuldigen Sie mein unangemeldetes Eindringen, meine Herren», sagte er mit weicher Stimme, «jedoch ist mein Anliegen etwas ungewöhnlicher Art.»
    Er ging lächelnd zum Tisch hinüber und setzte sich. Ich war bereits im Begriffe aufzuspringen, jedoch hielt mich Poirot mit einer beredten Geste zurück.
    «Wie Sie bereits bemerkten, Monsieur, ist Ihr Besuch wirklich etwas unkonventionell. Wollen Sie so freundlich sein, uns über dessen Zweck Näheres mitzuteilen?»
    «Mein lieber Monsieur Poirot, das ist mit wenigen Worten erklärt. Sie haben meine Freunde bitter enttäuscht.»
    «In welcher Beziehung?»
    «Ach, lassen Sie das, Monsieur Poirot, Sie sind vollkommen im Bild, genau wie ich selbst.»
    «Es hängt davon ab, Monsieur, wen Sie als Ihre Freunde betrachten.»
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog der Mann ein Zigarettenetui aus der Tasche, öffnete es, entnahm ihm vier Zigaretten und warf sie auf den Tisch. Dann sammelte er sie wieder ein und versorgte sie in seinem Etui.
    «Aha», sagte Poirot, «so ist das gemeint. Und was schlagen Ihre Freunde vor?»
    «Sie schlagen vor, Monsieur, dass Sie Ihre sehr beachtlichen Talente zur Aufdeckung von Verstößen gegen das Gesetz entfalten sollten – Sie sollten wieder Ihre frühere Beschäftigung aufnehmen und die Probleme von Damen der Londoner Gesellschaft lösen.»
    «Ein sehr friedfertiges Geschäft», bemerkte Poirot, «und angenommen, ich wäre damit nicht einverstanden?»
    Der Mann machte eine vielsagende Bewegung.
    «Wir würden es natürlich außerordentlich bedauern», setzte er hinzu, «ebenso alle Freunde und Bewunderer von Hercule Poirot. Beileidskundgebungen jedoch, so ehrlich sie auch sein mögen, können einen Toten nicht mehr zum Leben erwecken.»
    «Lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig», bemerkte Poirot kopfnickend. «Und angenommen, ich würde mich einverstanden erklären?»
    «In diesem Falle bin ich beauftragt, Ihnen eine Entschädigung anzubieten.»
    Er zog eine Brieftasche hervor und warf zehn große Banknoten auf den Tisch. «Das ist vorerst einmal ein Beweis unseres guten Willens», sagte er. «Sie werden später zehnmal so viel erhalten.»
    «Großer Gott», fuhr ich auf, «wagen Sie im Ernst daran zu denken?»
    «Setze dich, Hastings», befahl Poirot in bestimmtem Ton. «Zähme deine guten und ehrenvollen Regungen, und setz dich hin. Ihnen aber, mein Herr, sage ich Folgendes: Was würde mich hindern, die Polizei zu verständigen und Sie verhaften zu lassen, während mein Freund Sie daran hindert, sich davonzumachen?»
    «Tun Sie Ihren Gefühlen keinen Zwang an, wenn Sie es für ratsam halten», sagte unser merkwürdiger Besucher mit äußerster Ruhe.
    «So höre doch endlich auf zu zögern, Poirot», rief ich, «das ist ja nicht mehr auszuhalten. Ruf die Polizei, und lass ihn verhaften.»
    Ich erhob mich schnell und stellte mich mit dem Rücken zur Tür.
    «Es scheint der einzige Weg zu sein», murmelte Poirot, als wollte er mit sich ins Reine kommen.
    «Aber so offensichtlich scheint er Ihnen wohl doch nicht zu sein, was?», sagte unser Besucher mit einem Lächeln.
    «Nun entschließe dich doch endlich, Poirot», drängte ich. «Auf deine Verantwortung, mon ami.»
    Als er den Hörer aufnahm, sprang der Mann katzenartig auf mich zu. Ich fing ihn auf, und in der nächsten Minute hielten wir uns in eisernem Griff und taumelten durch das Zimmer. Er schwankte und glitt aus, ich fühlte mich bereits im Vorteil, als er vor mir zu Boden fiel. Aber dann, meines Sieges sicher, ereignete sich etwas Unvorhergesehenes. Ich fühlte mich hochgehoben und landete kopfüber, meine Glieder in wüstem Durcheinander, an der Wand. Ich erhob mich zwar sofort, doch die Tür fiel schon hinter meinem Widersacher ins Schloss. Ich rannte hinterher, rüttelte, aber sie war von außen abgeschlossen. Dann entriss ich Poirot den Hörer.
    «Ist dort der Empfang? Halten Sie einen Mann auf, der hinaus will, ein großer Mann mit hochgeschlossenem Überzieher und weichem Hut. Er wird von der Polizei gesucht.»
    Nur wenige Minuten vergingen, bis wir ein Geräusch auf dem Gang hörten. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, die Tür wurde aufgestoßen, und der Direktor des Hotels erschien.
    «Wo ist der Mann

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