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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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noch nicht zurückgekommen.»
    «Ist das alles, Madame?»
    «Nein, Monsieur, nicht alles; letzte Nacht wurde in mein Laboratorium eingebrochen, und es wurden mehrere wertvolle Papiere und Aufzeichnungen gestohlen. Die Diebe haben versucht, noch etwas weit Wertvolleres zu stehlen, aber glücklicherweise konnten sie den großen Safe nicht öffnen.»
    «Madame, ich möchte Sie von folgenden Tatsachen unterrichten. Ihre frühere Sekretärin, Madame Veroneau, ist in Wirklichkeit die Gräfin Rossakoff, eine Expertin im Diebstahl, und sie war auch verantwortlich für das Verschwinden von Mr Halliday. Wie lange stand sie schon in Ihren Diensten?»
    «Fünf Monate, Monsieur. Was Sie mir da berichten, beunruhigt mich in höchstem Maße.»
    «Leider ist es so. Waren diese verschwundenen Unterlagen leicht zu finden, oder nehmen Sie an, dass ein Eingeweihter an dem Verschwinden beteiligt ist?»
    «Allerdings ist es ziemlich seltsam, dass die Diebe genau wussten, wo sie zu suchen hatten. Denken Sie etwa, dass Inez –?»
    «Ja, ich zweifle keine Minute daran, dass der Diebstahl auf Grund ihrer Informationen erfolgte. Aber was ist das weit Wertvollere, das die Diebe nicht finden konnten? Etwa Juwelen?»
    Madame Olivier schüttelte den Kopf mit einem schwachen Lächeln.
    «Weitaus wertvoller als das, Monsieur.» Sie sah sich vorsichtig um, beugte sich vor und sprach mit leiser Stimme: «Radium, Monsieur.»
    «Radium?»
    «Ja, ich bin jetzt bei dem schwierigsten Punkt meiner Experimente angelangt und besitze selbst ein kleines Quantum davon – jedoch wurde mir eine größere Menge für den Fortgang meiner Arbeiten leihweise zur Verfügung gestellt. So klein auch in Wirklichkeit das Quantum ist, so stellt es doch einen beträchtlichen Teil dessen dar, was in der ganzen Welt vorhanden ist, und somit den Wert von vielen Millionen Francs.»
    «Und wo befindet es sich zur Zeit?»
    «In einem Bleibehälter in dem großen Safe. – Der Safe scheint altmodisch und leicht zu öffnen;, doch in Wirklichkeit ist er ein Meisterstück in seiner Art. Das war wahrscheinlich der Grund, warum die Diebe ihn nicht öffnen konnten.»
    «Wie lange behalten Sie das Radium noch in Ihrem Besitz?»
    «Nur noch zwei Tage, Monsieur, dann sind meine Versuche abgeschlossen.»
    Poirots Augen funkelten.
    «Und weiß Inez Veroneau davon? Ja? Dann ist es gut; unsere Freunde werden ihren Versuch wiederholen. Kein Wort davon zu irgendjemand, Madame, und seien Sie versichert, Ihr Radium wird Ihnen erhalten bleiben. Haben Sie einen Ersatzschlüssel zur Tür, die zum Garten führt?»
    «Ja, Monsieur, hier ist er. Ich habe noch einen gleichen in meinem Besitz. Und hier haben Sie auch den Schlüssel zum Gartentor, welches in den Gartenweg zwischen den anliegenden Villen führt.»
    «Ich danke Ihnen, Madame. Heute Nacht gehen Sie bitte wie gewöhnlich schlafen, haben Sie keine Furcht, und überlassen Sie alles Weitere mir. Aber, bitte, zu niemand auch nur ein Wort – auch nicht zu Ihren Assistenten, Mademoiselle Claude und Monsieur Henri, nicht wahr? – Besonders nicht zu diesen beiden.» Poirot verließ die Villa und rieb sich zufrieden die Hände.
    «Was werden wir jetzt tun?», fragte ich.
    «Jetzt, Hastings, werden wir Paris verlassen – und nach England abreisen.»
    «Warum das?»
    «Wir werden unsere Koffer packen, zusammen essen und dann zur Gare du Nord fahren.»
    «Und das Radium?»
    «Ich sagte, wir werden nach England abreisen – ich meinte damit aber nicht, dass wir dort auch ankommen werden. Überlege bitte einen Moment, Hastings. Es ist so gut wie sicher, dass wir beobachtet und verfolgt werden. Wir müssen unsere Widersacher in dem Glauben lassen, dass wir zurück nach England fahren, und sie werden dies nicht eher glauben, als bis sie uns tatsächlich den Zug besteigen und abfahren sehen.»
    «Hast du die Absicht, im letzten Moment aus dem Zuge zu springen?»
    «Nein, Hastings, unsere Widersacher werden sich mit einer scheinbaren Abreise nicht begnügen.»
    «Aber der Zug hält nicht vor Calais!»
    «Er wird halten, wenn man dafür bezahlt.»
    «Du bist im Irrtum, Poirot – keinesfalls darfst du dem Zugpersonal ein solches Anerbieten machen, sie würden es zurückweisen.»
    «Mein lieber Freund, hast du noch nie den kleinen Handgriff bemerkt, die Notbremse? Die Strafe für widerrechtliches Benutzen beträgt 100 Francs, wenn ich nicht irre.»
    «Ach so, diese willst du betätigen.»
    «Nicht gerade ich selbst, sondern ein Bekannter von mir wird es tun,

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