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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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inzwischen gern etwas anderes.
    Sie sprang vom Eisenbahnwaggon hinunter. Durch treibende Wolken aus Regen sah sie Kommissar Christian de Jonge mit Jean-Claude Becker reden. Ihre Rechtspflegerin Julie Wastia stand bei ihnen und hörte ihnen zu, die Hände tief in den Taschen des roten Trenchcoats.
    Martine ging zu Michel Pirot, der an seinen BMW gelehnt dastand, mit verschränkten Armen und den Blick fest auf den Eisenbahnwaggon gerichtet, wie um darüber zu wachen, daß die Interessen von Forvil nicht zu Schaden kamen.
    – Ich brauche einen Raum, sagte sie, wo ich die Besatzung des Prahms und die Arbeiter, die den Toten gefunden haben, verhören kann.
    Pirot runzelte die Stirn.
    – Das einfachste ist wohl, wenn Sie zum Westtor rauffahren, da sind jetzt Leute, sagte er. Es gibt dort ein paar kleine Büroräume, die einigermaßen sauber sind. Ich rufe an und sage Bescheid, daß sie einen Raum für Sie aufschließen.
    Er öffnete die Autotür und hob den Hörer seines Autotelefons ab. Martine fiel ein, daß es das beste war, wenn sie der Gerichtsmedizinerin Alice Verhoeven mitteilte, daß sie sich nicht zu beeilen brauchte, und sie ging zu den Polizeiwagen, um jemanden zu bitten, Alice anzurufen. Auf dem Weg zurück zu Christian und Julie trat sie mit einem der extravaganten Louboutin-Stiefel, die sie gerade gekauft hatte, in eine Pfütze und fluchte still vor sich hin. Sie hätte die Gummistiefel aus ihrem eigenen Auto holen sollen.
    Christian versprach, die mühsame Arbeit, den toten Körper herauszubekommen, zu organisieren, während Julie sich auf den Weg hinauf zum Westtor machte, um einen Blick auf ihren provisorischen Verhörraum zu werfen. Martine ging hinunter zum Prahm, wo der holländische Skipper und seine beiden Besatzungsmitglieder, gekleidet in Ölmäntel, auf das regennasse Deck gekommen waren und die Aktivität um die Eisenbahnwaggons betrachteten. Sie teilte kurz mit, daß sie mit ihnen reden wolle, und bat den Kapitän, sofort mit ihr zu kommen. Auf dem Weg zum Torguckte sie in den Pausenschuppen, wo zusammen mit einem mürrischen Italiener um die sechzig der junge Vandermeel saß und den Kopf hängen ließ, und bat sie, in einer Stunde hinauf zum Tor zu kommen.
    Der Verhörraum, den Michel Pirot für sie besorgt hatte, war ein fensterloses Kabuff, das muffig roch und eher eine Abstellkammer für ausrangierte Möbel zu sein schien als ein Büro. Er enthielt ein leeres Bücherregal, einen Schreibtisch mit abgeschabtem Furnier, vier stapelbare Stühle mit geraden Rückenlehnen und einen Schreibtischstuhl mit zerrissener Polsterung.
    Julie machte eine Grimasse.
    – Hätte er nicht was Besseres finden können, sagte sie, hat er Angst, wir würden in Forvils geheimen Papieren schnüffeln, wenn er uns in das richtige Büro läßt?
    Mit vereinten Kräften schafften es Martine und Julie, den schweren Schreibtisch mitten in den Raum zu schleppen. Martine stellte den Schreibtischstuhl auf eine Seite des Schreibtischs und ließ sich darauf nieder. Er wackelte. Julie rief den holländischen Kapitän herein und setzte sich auf einen der geraden Stühle neben Martine, den Notizblock in Bereitschaft.
    Sie standen sofort vor einem Problem. Martine, die in einer zweisprachigen Brüsseler Kommune aufgewachsen war, sprach gut genug Niederländisch, um die holländischen Besatzungsmitglieder in ihrer Muttersprache befragen zu können, aber Julies Niederländisch reichte absolut nicht aus, um das Verhör protokollieren zu können. Und keiner der Holländer sprach mehr als ein paar wenige Worte Französisch. Die provisorische Lösung bestand darin, daß Martine nach jedem Einzelverhör der Holländer das Gespräch zusammenfaßte und Julie das dann niederschrieb.
    Nicht, daß es viel gewesen wäre. Der holländische Kapitän Frans van Dijk und seine beiden Besatzungsmitglieder versicherten wie aus einem Mund, daß keiner von ihnen eine Ahnung gehabt habe, daß sie mit einer Leiche in der Ladung unterwegs gewesen waren. Sie wußten nichts darüber, wann, wo und wie der tote Mann im Prahm gelandet war. Sie hatten den Hafen von Antwerpen am Dienstag morgen gegen acht mit ihrer Erzladung verlassen und waren durch den Albertkanal hinunter nach Liège und weiter durch die Meuse gefahren. Sie waren bei mehreren der Schleusen unterwegs aufgehalten worden. In Genk, wohin sie am Abend gekommen waren, gab es so etwas wie eine gewerkschaftliche Bummelaktion des Schleusenpersonals, was dazu geführt hatte, daß sie so lange hatten

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