Die Gruseltour von Schreckenstein
Schwester auf das Schloß. Die... ks... Rosenfelserinnen können auch mitkommen...“
„Styropor!“ riefen mehrere, weil ihnen der neue Ausdruck gefiel, und sie lachten und spendeten Beifall.
Dampfwalze klatschte mit der Gabel in die Sahne. „Dann machen wir den Tanzabend dort.“ Ausgerechnet Witzbold Klaus lachte nicht mit. „Da liegt noch was in der Luft, meinte er. „Die Sache für Feiertage!“ sagte Mücke ungeniert laut.
Andi begriff. „Mann ja! Der will uns als Geisterfeuerwehr!“
„Hast du etwa Angst?“ fragte Eugen.
Fröhlich grinsend deutete Mauersäge auf Mücke. „Sehr richtig! Die... ks... für Feiertage. Vielleicht kriegen wir raus, was die Hellseherin damit... ks... gemeint hat. Ist nur ein Vorschlag. Überlegt es euch... ks.“ Er ging zum Rex, drückte ihm die Hand, winkte dem Ritter zu und verließ den Eßsaal. Mit dem silbernen Glöckchen läutete der Rex die Schweigezeit ein.
Die Stille wirkte klärend. Hätten sonst alle erst einmal durcheinander geredet, ohne viel zu denken, nahmen sie statt dessen auf, was in der Luft lag. So gab es nach dem Ende der Mahlzeit kein Hin und Her mehr. Für alle, einschließlich der Lehrer, stand fest: Wir fahren! Und die Hühner sollen auch mit. Mauersäge muß die Horn anrufen. Dann kann sie nicht nein sagen.
Augenzwinkernd meinte der Rex: „Abwechslung kann der Gemeinschaft zur Zeit nur guttun!“ Mittel für kleinere, lehrreiche Ausflüge während des Trimesters waren in beiden Schulen vorgesehen, und jeder besaß einen Schlafsack samt Unterlage. Außerordentlich wendig zeigten sich die Lehrer. Nach einer Idee von Doktor Waldmann verteilten sie den Samstagsunterricht in gestraffter Form auf Hin- und Rückfahrt. Die Sitzordnung in den Omnibussen erfolgte klassenweise. Da gab’s hinten Latein, in der Mitte Geschichte und vorn wurde gerechnet. Nach Ablauf der Stunden hielten die Fahrer, und Lehrer stiegen um. So wurde es auch in den Rosenfelser Wagen gemacht, die den Schreckensteinern hinterherfuhren.
„Gong!“ rief Ralph um Punkt eins im ersten Bus. „Mittagessen!“
Alle packten die mitgebrachten Brote und Bananen aus. Die Lateiner winkten damit durch die Heckscheibe dem nächsten Wagen. Heim, der Koch, hatte, wie immer, reichlich vorgesorgt.
Da bimmelte mitten im genüßlichen Kauen Dampfwalze mit der Kuhglocke, die er eigens eingesteckt hatte, und sagte an: „Nach Tisch ist Landschaftsbetrachtung bis zur Ankunft.“ Er bat den Fahrer anzuhalten, um die Ansage im nächsten Wagen wiederholen zu können.
„Langsam scheint er wieder normal zu werden“, flüsterte Stephan seinem Freund Ottokar ins Ohr.
Die Unversöhnlichkeit des Muskelprotzes belastete die Ritterschaft.
Der Ex-Schulkapitän schien dem Frieden noch nicht zu trauen. Er sagte nichts, zog nur die Schultern hoch und schaute zu einer Dachluke des Omnibusses hinaus.
Heinis reichliche Verpflegung sowie die lange Fahrt wirkten sich dämpfend aus. Mit begrenzter Wahrnehmung, wie satte Kleinkinder, schaukelten die Ritter durch die Gegend. Sie wurden immer stiller. Manchen fielen die Augen zu. Vor allem den Lehrern. Schießbude sägte leicht an der Schnarchgrenze.
Musterschüler Strehlau bildete die Ausnahme. Er hielt sozusagen Wache. Vorn beim Fahrer, wo er saß, speicherte er jede Beobachtung in sein Computergehirn ein. „Oh, kariertes Schneewittchen!“ Mit diesem Ausruf rüttelte er die Dösköpfe wach. Sein Zeigefinger deutete durch die Windschutzscheibe auf einen düsteren Bau, halb Schloß, halb Burg, mit Türmen, Erkern, Nischen, spitzen Ecken und Winkeln unter einer Unzahl verschieden hoher Dächer, deren Firste in alle nur möglichen Richtungen zeigten. Merkwürdig beeindruckt starrten die Ritter das Gebäude an.
„Unser Tanzschuppen!“ brummte Beni. „Hab ich mir eigentlich lustiger vorgestellt.“
„Verwunschen!“ sagte Hans-Jürgen mit seiner Spürnase für das treffendste Wort.
Diesmal wurde er von Miniritter Kuno übertroffen. „Mann!“ rief der. „Da spukt’s ja schon am helllichten Tag.“
Durch ein enges Tor fuhren die Busse in einen düsteren Hof. Die teils vor-, teils zurückspringenden Bauteile wirkten drohend.
„Mein sterbender Schwan! Was da in der Luft liegt, haut dem stärksten Faß die Kuhhaut aus dem Anzug“, scherzte Klaus gequält.
Ritter und Mädchen stiegen aus, sahen sich um, sahen einander an, bewegten die Arme, das Kreuz, die Schultern, wie man das nach langer Fahrt tut. Doch das war nicht der Grund. Vielmehr hatten sie das
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