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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Gefühl, sich bewegen zu müssen gegen eine unerklärliche Kälte, die an ihnen hinaufkroch.
    Nur Dampfwalze streckte sich betont und gähnte unüberhörbar. „Allerliebstes Eigenheim.“
    Bettina klapperte mit den Zähnen und schüttelte sich.
    Einer der Busfahrer meinte: „Da ist mir mein Fertigbungalow lieber!“ Er schloß die Kofferklappe auf, wo die Schlafsäcke und die Riesentöpfe mit vorbereitetem Essen verstaut waren. Einige drehten erschreckt die Köpfe. Irgendwo knarzte etwas. Langsam ging das Geräusch in Quietschen über, dann in Krächzen.
    „Willkommen auf Schloß Rülpshorst!“ Aus einem spitzbogigen Portal kam ihnen eine Gestalt entgegen, der nur die Eule auf der Schulter fehlte, um die Hexe komplett zu machen: Irmintraut von Schreckenstein, die Schwester des Burgherrn.
    Obwohl die meisten sie kannten, blieb ihnen in dieser Umgebung der Gruß im Hals stecken. Stumm nickend starrten sie ihr entgegen. Wieder einmal schaltete Mückes Verstand am schnellsten. „Sieht aus wie eine Tochter von Mauersäge und der Horn, die älter ist als ihre Eltern.“
    Da brach Ottokar das peinliche Schweigen. „Guten Tag, Gräfin!“ sagte er laut.
    „Guten Tag, Gräfin.“ Doktor Waldmann trat vor und verpaßte ihr einen Handkuß. Gießkanne, Schießbude, Fräulein Böcklmeier, Sonja und Sportlehrer Rolle beließen es beim Handschlag.
    Auf einmal war der Spitzname Rülpshexe da.
    Die Rülpshexe redete wie ein Wasserrohrbruch von der Freude über den Besuch, der eine Seltenheit sei in dem verwunschenen Gemäuer, das sich seit 800 Jahren im Besitz der Familie befinde und heute kaum noch zu erhalten sei. Plappernd schritt sie voraus durch gruftkühle Korridore mit Treppchen und dunklen Nischen, an den Wänden Waffen und ausgestopfte Großwildköpfe, an denen Spinnen ihre Netze befestigt hatten. Feuchtkalt kroch es allen an den Beinen hoch, da öffnete sie eine Doppeltür. Das Feuer drinnen im offenen Kamin hob die Stimmung etwas.
    „Bibliothek“, stellte Strehlau fest.
    „Dachtest du, ein Kassettenlager aus dem 12. Jahrhundert?“ schoß Ingrid ihn an.
    Auf einem Sofa neben dem Kamin saßen bereits der Rex, Mauersäge und in der Mitte Fräulein Doktor Horn. Sie waren mit dem Privatwagen vorausgefahren.
    „Bedient euch!“ Der Rex hatte vorgesorgt. Ein Riesenkübel mit Tee stand am Feuer. Auf einem Tischchen türmten sich Pappbecher, jetzt genau das richtige. Dazu gab es, auf einem langen Tisch, meterweise Streuselkuchen.
    Die Rülpshexe verschwand mit den Lehrern, um ihnen ihre Zimmer zu zeigen. Kaum war sie draußen, spielte sich die Horn mächtig auf. „Ihr werdet in zwei Sälen schlafen. Im grünen und im roten. Der Festabend findet im blauen oder Tanzsaal statt. Dort steht auch das Buffet, das wir auf Rosenfels vorbereitet haben.“
    Klaus wackelte mit dem Kopf. „Die spielt wohl Reserve-Gräfin?“
    „Und wir die Geisterfeuerwehr “, sagte Andi. „Das steht für mich fest.“
    Er sollte recht behalten. Mauersäge stoppte den Redefluß der Reserve-Gräfin und startete eine schaltreiche Ansprache, voll mit merkwürdigen Fragen: Ob sich denn alle hier wohl fühlten? Ob sich alle auf den Abend freuten? Ob jemand lieber anderswo übernachten wolle? Oder ob man nicht glaube, daß es hier spuken könne? jedenfalls solle niemand zu etwas gezwungen werden, das ihm nicht passe. „Wir sind alle gegen Geister geimpft“, verkündete Dampfwalze. „Als Schulkapitän kann ich das auch für die Mädchen sagen...“
    „Das sagen wir schon selber!“ fuhr Sophie dazwischen. „Dazu brauchen wir keinen Angeber.“
    Laut buhten die Rosenfelserinnen.
    „War schließlich meine Idee!“ verteidigte sich der Muskelprotz und bestätigte damit den Vorwurf der Angeberei.
    Sonst sagte niemand ein Wort, aber die Laune, schon ein Opfer der kriechenden, feuchten Kühle, war nun vollends getrübt. Da kam die Rülpshexe zurück und ließ die Katze aus dem Sack. Eine pechschwarze Katze.
    „Ich habe euch ja schon erzählt, daß ich sehr selten Gäste habe. Niemand traut sich, über Nacht hierzubleiben. Der Grund ist, wie ihr wißt, sehr einfach: Wir haben Geister. Alle aus der Familie. Mir tun sie nichts. Der jeweilige Besitzer bleibt verschont. Das ist Familientradition. Aber Gäste... ? Ihr werdet es erleben! Noch jeder, der behauptet hat, es gebe keine Geister, das seien Hirngespinste, Halluzinationen, ist hier kuriert worden. Psychologen, Christen, Atheisten. Auf Rülpshorst liegt ein Fluch — sagt man in der Umgebung. Seit

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