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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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töten wollt, müßt Ihr das alleine tun.«
    Richard schlang die Arme um sie und zog sie an seine Brust. Er stemmte seine Fersen in den Teppich, drückte sich nach hinten und nahm sie mit, als er sich rückwärts am Bett hochschob.
    »Berdine, so wie Ihr mir verpflichtet seid, beschütze ich Euch auch. Ich werde nicht zulassen, daß Ihr auf diese Weise sterbt. Ich will, daß Ihr lebt. Ich will Euch als meine Beschützerin.«
    »Nein!« kreischte sie. »Ich muß Euch töten! Ihr müßt Euch gegen mich zur Wehr setzen, damit ich es tun kann! Ich kann es nicht, wenn Ihr nicht versucht, mich umzubringen! Ihr müßt es tun!«
    Heulend vor Wut und Verzweiflung drückte sie ihm das Messer an die Kehle. Richard hinderte sie nicht daran.
    Er strich ihr mit der Hand über das wellige, braune Haar. »Berdine, ich habe geschworen, für den Schutz all derer zu kämpfen, die in Freiheit leben wollen. Das ist meine Verpflichtung Euch gegenüber. Ich werde nichts tun, was Euch schadet. Ich weiß, daß Ihr mich nicht töten wollt. Ihr habt bei Eurem Leben geschworen, mich zu beschützen.«
    »Ich bringe Euch um! Ich werde es tun! Ich bringe Euch um!«
    »Ich glaube an Euch, Berdine, an den Eid, den Ihr auf mich geschworen habt. Ich vertraue mein Leben Eurem Wort und den Banden an.«
    Sie rang gequält schluchzend nach Atem und sah ihm in die Augen. Sie schüttelte sich und weinte hemmungslos. Richard unternahm nichts gegen die scharfe Klinge an seiner Kehle.
    »Dann müßt Ihr mich töten«, weinte sie. »Bitte … ich kann es nicht länger ertragen. Bitte … tötet mich.«
    »Ich werde niemals etwas tun, was Euch ein Leid zufügt, Berdine. Ich habe Euch die Freiheit geschenkt. Ihr seid Euch nur selbst gegenüber verantwortlich.«
    Berdine stieß einen langen, elendigen Klagelaut aus, dann schleuderte sie das Messer zu Boden. Sie brach zusammen und schlang ihm die Arme um den Hals.
    »Oh, Lord Rahl«, schluchzte sie, »vergebt mir. Vergebt mir. Oh, geliebte Seelen, was habe ich getan.«
    »Ihr habt die Bande unter Beweis gestellt«, erwiderte er leise und hielt sie fest.
    »Sie haben mir weh getan«, schluchzte sie. »Sie haben mir so sehr weh getan. Niemals zuvor hat etwas so weh getan. Es tut jetzt noch weh, dagegen anzugehen.«
    Er drückte sie fest an sich. »Ich weiß, aber Ihr müßt dagegen ankämpfen.«
    Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und stieß sich von ihm ab. »Ich kann es nicht.« Richard glaubte nicht, daß er jemals einen Menschen in solchem Elend gesehen hatte. »Bitte, Lord Rahl – tötet mich. Ich kann die Schmerzen nicht ertragen. Ich flehe Euch an, bitte tötet mich.«
    Richard, voll des quälenden Mitleids für die Leiden, zog sie wieder an seine Brust und umarmte sie, strich ihr über den Kopf, versuchte sie zu trösten. Es nützte nichts, sie weinte nur noch heftiger.
    Er lehnte sich an das Bett, während sie sich unter Tränen schüttelte. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, oder auch nur das Warum zu begreifen, legte er ihr die Hand über die linke Brust.
    Richard suchte das ruhige Zentrum, den Ort bar aller Gedanken, den Quell des Friedens in seinem Innern, und hüllte sich in seine Instinkte. Er spürte, wie der sengende Schmerz seinen Körper durchdrang. Ihr Schmerz. Er spürte, was man ihr angetan hatte und wie die verbliebene Magie ihr jetzt, in diesem Augenblick, Qualen zufügte. Er ließ es über sich ergehen, wie zuvor den Schmerz des Strafers.
    Dank seiner Fähigkeit, sich in sie hineinzuversetzen, spürte er die Marter ihres Lebens, die Marter, was es hieß, eine Mord-Sith zu werden, die Angst vor dem Verlust ihres früheren Selbst. Er schloß die Augen und nahm das alles auf sich. Auch wenn er die daran beteiligten Ereignisse nicht kannte, so begriff er doch, welche Spuren und Narben sie auf ihrer Seele hinterlassen hatten. Er festigte seinen Willen, um all das Leid ertragen zu können. Er stand wie ein Fels im Sturzbach der Schmerzen, der seine eigene Seele umflutete.
    Dieser Fels war er für sie. Er ließ den liebevollen Respekt, den er für dieses unschuldige Wesen, für diese Leidensgenossin empfand, in sie hineinströmen. Ohne die Gefühle, die er dabei empfand, vollkommen zu verstehen, ließ er sich von seinen Instinkten leiten. Er spürte, wie er ihr Leid aufsog, so daß sie es nicht länger zu erdulden brauchte und er ihr helfen konnte. Und gleichzeitig spürte er eine innere Wärme, die durch seine Hand, die auf ihrem Körper lag, nach außen strömte. Über diese Hand, so

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