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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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seinen Büchern geschlafen, wie sie es angeordnet hatte. Voller Scham erinnerte sie sich an ihr Gespräch, als sie nach ihrem Besuch beim Totengräber so wütend gewesen war. Jetzt war sie erleichtert und überglücklich, daß die Prälatin und Nathan noch lebten, damals jedoch war sie fuchsteufelwild gewesen und hatte dies an Warren ausgelassen.
    Statt großes Aufhebens darum zu machen, stieg sie ohne eine Eskorte, die die Gewölbe für sie geräumt hätte, über Treppen und durch Korridore hinunter. Sie hielt es für sicherer, nur für einen kurzen, prüfenden Blick in den Gewölbekellern vorbeizuschauen und Warren zu sagen, er solle sie an ihrem Treffpunkt am Fluß aufsuchen. Was sie ihm mitzuteilen hatte, war selbst in der Sicherheit der leeren Gewölbekeller nicht ohne Gefahr weiterzugeben.
    Vielleicht fiel Warren etwas ein, wie sie die Schwestern der Finsternis entlarven konnten. Manchmal war Warren überraschend gescheit. Dann fiel ihr ein, daß es ihre Pflicht war, ihn fortzuschicken, und sie küßte den Ring und versuchte, ihrer Seelenqualen Herr zu werden. Er mußte augenblicklich fliehen.
    Mit einem versonnenen Lächeln im Gesicht überlegte sie, daß er dann vielleicht ein paar Fältchen auf seinem ärgerlich glatten Gesicht bekommen und sie altersmäßig einholen würde, während sie unter dem Bann des Palastes blieb.
    Schwester Becky, deren Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war, unterrichtete eine Gruppe älterer Novizinnen in den Feinheiten der Prophezeiungen. Sie wies auf die Gefahren einer falschen Prophezeiung aufgrund von in der Vergangenheit eingeschlagener Verzweigungen hin. Hatte ein Ereignis aus einer Prophezeiung, das eine ›entweder-oder‹-Gabelung enthielt, erst einmal stattgefunden, dann galt die Prophezeiung als durch die Ereignisse entschieden. Ein Ast der Gabelung hatte sich als richtig herausgestellt, und der andere wurde dann zu einer falschen Prophezeiung.
    Die Schwierigkeit bestand darin, daß mit jedem Ast noch andere Prophezeiungen gekoppelt waren und daß zum Zeitpunkt ihrer Abgabe noch nicht entschieden war, welche Gabelung Wirklichkeit werden würde. Einmal entschieden, wurde jede mit dem falschen Ast gekoppelte Prophezeiung ebenfalls falsch. Weil es aber oft unmöglich war zu entscheiden, mit welcher Gabelung welche der Prophezeiungen gekoppelt waren, waren die Gewölbekeller mit diesem toten Holz verstopft.
    Verna trat an die hintere Wand und hörte eine Weile zu, während die Novizinnen Fragen stellten. Für sie war es frustrierend, von der Bandbreite der Schwierigkeiten zu erfahren, denen man sich gegenübersah, wenn man mit Prophezeiungen zu arbeiten versuchte, und auf wie viele der Dinge, die sie wissen wollten, es keine Antwort gab. Nach allem, was Warren ihr erzählt hatte, begriffen die Schwestern noch weniger, als sie glaubten.
    Eigentlich sollte eine Prophezeiung von einem Zauberer gedeutet werden, dessen Gabe ihm eben diese Fähigkeit schenkte. In den letzten eintausend Jahren war Nathan der einzige Zauberer im Palast gewesen, der in der Lage war, Prophezeiungen abzugeben. Mittlerweile wußte sie, daß er sie auf eine Weise verstand, wie keine Schwester sie je verstanden hatte – außer vielleicht Prälatin Annalina. Mittlerweile wußte sie außerdem, daß auch Warren ein verborgenes Talent zur Abgabe von Prophezeiungen besaß.
    Während Schwester Becky mit ihrer Erklärung über die Verknüpfung durch Schlüsselereignisse und Zeittafeln fortfuhr, machte Verna sich leise in Richtung der hinteren Räume davon, wo Warren gewöhnlich arbeitete. Sie fand sie jedoch alle leer vor, und die Bücher darin waren in die Regale zurückgestellt worden. Verna überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Es war nie schwer gewesen, Warren aufzutreiben, weil er sich fast immer in den Gewölbekellern aufgehalten hatte.
    Schwester Leoma begegnete ihr auf dem Weg zurück durch die langen Regalreihen. Die Beraterin grüßte sie lächelnd und verneigte den Kopf mit den langen, glatten weißen Haaren, die hinten mit einem goldenen Band zusammengebunden waren. Verna sah die Sorgenfalten auf ihrem Gesicht.
    »Guten Morgen, Prälatin. Der Schöpfer möge diesen neuen Tag segnen.«
    Verna erwiderte das herzliche Lächeln. »Danke, Schwester. Es ist wirklich ein wundervoller Tag. Wie kommen die Novizinnen voran?«
    Leoma sah zu den Tischen hinüber, an denen die jungen Frauen in voller Konzentration arbeiteten. »Sie werden wunderbare Schwestern werden. Ich beobachte den Unterricht

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