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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nicht gegen ihn kämpfen. Loyalität Richard gegenüber ist das einzige, was Jagang daran hindert, in deinen Verstand einzudringen. Hat sich ein Traumwandler erst deines Verstandes bemächtigt, bist du für unsere Sache verloren.
    Verna mußte schlucken. Ihr zitterte der Stift in der Hand. Ich verstehe. Gibt es irgend etwas, womit ich helfen kann?
    Zur Zeit nur das, was ich dir bereits gesagt habe. Du mußt schnell handeln. Der Krieg ist uns bereits davongeeilt. Wie ich gehört habe, gibt es Mriswiths in Aydindril.
    Beim letzten Teil der Nachricht riß Verna erschrocken die Augen auf. »Geliebter Schöpfer«, sagte sie laut, »gib Richard Kraft.«

31. Kapitel
    Verna blinzelte ins Licht. Die Sonne war eben erst aufgegangen. Stöhnend erhob sie sich aus dem dick gepolsterten Sessel und reckte die verkrampften Muskeln. Sie hatte bis spät in die Nacht mit der Prälatin korrespondiert und hatte sich dann, zu müde, in ihr Bett zu gehen, im Sessel zusammengerollt und war eingeschlafen. Nachdem Verna von Richard und den Mriswiths in Aydindril erfahren hatte, hatten die beiden sich über Palastgeschäfte ausgetauscht.
    Die Prälatin hatte unzählige Fragen beantwortet, die Verna über die Verwaltung des Palastes gestellt hatte: wie alles funktionierte, wie sie mit ihren Beraterinnen umgehen sollte, ihren Verwalterinnen und den anderen Schwestern. Was Ann ihr zu sagen hatte, öffnete ihr die Augen.
    Verna war das Ausmaß der Ränke im Palast nie recht bewußt geworden, und fast jeder Aspekt des Lebens und der Gesetze im Palast drehte sich darum. Ein Teil der Macht der Prälatin leitete sich daraus ab, daß sie die richtigen Allianzen schloß und sorgfältig verteilte Pflichten und Machtbefugnisse dazu benutzte, jeglichen Widerstand zu kontrollieren. Aufgeteilt in Splittergruppen, verantwortlich für ihre eigenen Teilbereiche und ausgestattet mit genügend Spielraum in eng umgrenzten Bereichen, wurden die einflußreicheren unter den Schwestern daran gehindert, sich zum Widerstand gegen die Prälatin zusammenzuschließen. Informationen wurden bewußt entweder gewährt oder zurückgehalten, so daß Einfluß und Macht gegnerischer Gruppierungen im Gleichgewicht blieben. Dieses Gleichgewicht sorgte dafür, daß die Prälatin Dreh-und Angelpunkt blieb und die Kontrolle über den Palast behielt.
    Die Schwestern konnten zwar keine Prälatin absetzen, es sei denn, sie hätte den Palast oder den Schöpfer verraten, aber sie konnten ihr durch kleinliches Gezänk und Machtkämpfe Steine in den Weg legen. Es war die Aufgabe der Prälatin, dieser Energie Einhalt zu gebieten und sie auf sinnvolle Ziele zu konzentrieren.
    Es schien, als bestünde die Leitung des Palastes und die Arbeit für das Werk des Schöpfers eigentlich eher darin, mit den verschiedenen Persönlichkeiten und den dazugehörigen Gefühlen und Empfindlichkeiten umzugehen, als einfach die Aufgaben zu verteilen, die eben getan werden mußten. Aus diesem Blickwinkel hatte Verna die Verwaltung des Palastes nie betrachtet. Sie hatte alle dort immer als eine große, glückliche Familie angesehen, die vollauf damit beschäftigt war, das Werk des Schöpfers zu tun, und die reibungslos unter der Anleitung der Prälatin funktionierte. Das war, hatte sie herausgefunden, auf den geschickten Umgang der Prälatin mit den Schwestern zurückzuführen. Ihr war es zu verdanken, daß sie alle auf ein Ziel hinarbeiteten und jeder, so schien es Verna, mit seiner Rolle im Plan der Dinge zufrieden war.
    Nach der Unterredung mit Annalina fühlte sich Verna einerseits noch ungeeigneter auf ihrem Posten, anderseits aber auch besser darauf vorbereitet, sich der Aufgabe zu stellen. Das ungeheure Wissen der Prälatin über die unbedeutendsten Dinge des Palastes war ihr völlig unbekannt gewesen. Kein Wunder, daß bei Prälatin Annalina die Arbeit so einfach ausgesehen hatte. Sie verstand sich meisterhaft darauf – eine Jongleurin, die gleichzeitig zwölf Bälle in der Luft halten konnte, während sie lächelnd einer Novizin über den Kopf streichelte.
    Verna rieb sich die Augen und gähnte. Sie hatte nur ein paar Stunden Schlaf bekommen, mußte aber ihre Arbeit erledigen und konnte nicht länger säumen. Sie steckte das Reisebuch, alle Seiten sauber gelöscht, wieder in ihren Gürtel und ging zurück zu ihrem Büro. Unterwegs machte sie halt, um sich am Teich das Gesicht zu waschen.
    Ein paar grüne Enten kamen herbeigeschwommen, neugierig, was sie hier in ihrer Welt zu suchen hatte. Sie schwammen

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