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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nicht noch höher.«
    Das halbe Dutzend junger Soldaten hielt den Karren mit letzter Kraft in seiner jetzigen Stellung. Die Felsbrocken, die sich von oben auf ihn geschichtet hatten, trugen beträchtlich zu dem Gewicht bei.
    »Orsk!« rief sie.
    »Ja, Herrin?«
    Kahlan erschrak. In der Dunkelheit hatte sie nicht bemerkt, daß der große, einäugige d’Haranische Soldat direkt hinter ihr stand.
    »Orsk, hilf ihnen, den Karren hochzuhalten. Hebt ihn nicht an – haltet ihn einfach still.« Sie drehte sich zu dem dunklen Pfad um, während Orsk sich zu den anderen gesellte und seine mächtigen Hände unter die Unterkante des Karrens stemmte. »Zedd! Irgend jemand soll Zedd holen! Beeilt euch!«
    Kahlan schob ihr langes Haar über ihren Umhang aus Wolfspelz nach hinten und kniete neben dem jungen Soldaten unter der Achse nieder. Es war zu dunkel, um zu erkennen, wie schwer er verletzt war, aber seinem atemlosen Stöhnen nach befürchtete sie, daß es ernst um ihn stand. Sie konnte sich nicht erklären, wieso er lauter schrie, sobald man begann, die Last von ihm zu nehmen.
    Kahlan fand seine Hand und ergriff sie mit beiden Händen. »Halte durch, Stephens. Hilfe ist unterwegs.«
    Sie verzog schmerzhaft das Gesicht, als er ihre Hand fast zerdrückte und einen klagenden Laut ausstieß. Er hielt ihre Hand, als hinge er an einer Klippe und ihre Hand sei alles, was seinen Sturz in die dunklen Arme des Todes verhindere. Sie schwor sich, ihre Hand selbst dann nicht zurückzuziehen, wenn er sie ihr brach.
    »Verzeiht mir … meine Königin … daß ich uns aufhalte.«
    »Es war ein Unfall. Es war nicht deine Schuld.« Seine Beine traten in den Schnee. »Versuche, dich nicht zu bewegen.« Mit ihrer freien Hand strich sie ihm das Haar aus der Stirn. Er wurde ein wenig ruhiger, als sie ihn berührte, also legte sie ihre Hand an seine eiskalte Wange. »Bitte, Stephens, versuche stillzuliegen. Ich werde nicht zulassen, daß sie das Gewicht auf dich herunterlassen. Das verspreche ich. Einen kleinen Augenblick noch, dann holen wir dich da unten raus, und der Zauberer richtet dich wieder.«
    Sie fühlte, wie er unter ihrer Hand nickte. Niemand in der Nähe hatte eine Fackel, und im schwachen Licht des Mondes, das gespenstisch durch das dichte Geäst fiel, konnte sie nicht erkennen, wo das Problem lag. Es schien, als bereite ihm das Anheben des Karrens größere Schmerzen, als wenn dieser auf ihm lag.
    Kahlan hörte ein Pferd, das galoppierend näherkam, und sah, wie eine dunkle Gestalt heruntersprang, als es rutschend stehenblieb und mit dem Kopf an den Zügeln riß. Als der Mann auf dem Boden landete, fing eine Flamme in der Fläche seiner astdürren Hand Feuer und beleuchtete sein schmales Gesicht und das Gewirr krauser, zerzaust hervorstehender Haare.
    »Beeil dich, Zedd!«
    Als Kahlan in dem plötzlich grellen Licht den Blick senkte, erkannte sie das Ausmaß des Problems und spürte, wie schlagartig eine heiße Welle der Übelkeit in ihr hochstieg.
    Zedd ließ den Blick kurz über die Szene vor sich schweifen, um sich ein Bild zu machen, dann kniete er sich auf der anderen Seite von Stephens nieder.
    »Der Karren hat einen eingerammten Baumstamm gestreift, der das Geröll zurückhielt«, erklärte sie.
    Der Pfad war schmal und trügerisch, und in der Dunkelheit, in der Kurve, hatten sie den Pfahl im Schnee übersehen. Der Stamm mußte alt und verfault gewesen sein. Als die Radnabe dagegenstieß, war das Holz gebrochen, und der Querbalken, den er stützte, war heruntergestürzt, so daß eine Geröllawine über sie hereingebrochen war.
    Als das Geröll den hinteren Teil des Karrens zur Seite drückte, hatte sich der Eisenring des Hinterrades in einer gefrorenen Spur unter dem Schnee verfangen, und die Speichen des Hinterrades waren gebrochen. Die Nabe hatte Stephens von den Beinen gerissen und war dann auf ihn gekippt.
    Jetzt, bei Licht, konnte Kahlan sehen, daß eine der zersplitterten Speichen, die von der schief auf der gebrochenen Achse sitzenden Nabe hervorstanden, den jungen Mann durchbohrt hatte. Beim Versuch, den Karren anzuheben, wurde er mitsamt der Speiche hochgerissen, die sich schräg unter seine Rippen gebohrt hatte.
    »Tut mir leid, Kahlan«, meinte Zedd.
    »Was soll das heißen, tut dir leid? Du mußt…«
    Kahlan merkte, daß ihre Hand zwar noch pochte, der Griff jedoch erschlafft war. Sie sah hinunter und blickte in die Maske des Todes. Der junge Mann befand sich jetzt in der Obhut der Seelen.
    Die Aura des Todes

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