Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Cyrilla beim Anblick von Männern in Panik und bekam eine entsetzliche Angst, die nichts lindern konnte, es sei denn, Kahlan, Adie oder Jebra waren zur Stelle, um sie zu beruhigen.
In ihren seltenen klaren Augenblicken hatte sich Cyrilla von Kahlan immer wieder versprechen lassen, daß sie Königin werden würde. Cyrilla sorgte sich um ihr Volk und wußte, daß sie nicht in der Verfassung war, ihm zu helfen. Sie liebte Galea genug, um es nicht mit einer Königin zu belasten, die nicht in der Lage war, es zu führen. Widerstrebend hatte Kahlan diese Verantwortung übernommen.
Kahlans Halbbruder, Prinz Harold, wollte nichts mit der Bürde eines Monarchen zu schaffen haben. Er war Soldat, so wie sein und Cyrillas Vater, König Wyborn. Nach Cyrillas und Harolds Geburt hatte Kahlans Mutter König Wyborn zum Gatten genommen und Kahlan zur Welt gebracht. Sie war als Konfessor zur Welt gekommen – und die Magie der Konfessoren hatte Vorrang vor den unbedeutenden Angelegenheiten der königlichen Erbfolge.
»Wie geht es ihr?« fragte Zedd und riß sein Gewand von einem vorstehenden Stück Holz los, als er in den Karren hineinkletterte.
»Unverändert. Sie wurde durch den Steinschlag nicht verletzt.«
Zedd legte ihr kurz die Finger an die Schläfen. »Körperlich fehlt ihr nichts, aber die Krankheit beherrscht immer noch ihren Verstand.« Er schüttelte seufzend den Kopf und stützte sich mit einem Arm auf sein Knie. »Ich wünschte, die Gabe könnte auch die Krankheiten des Geistes heilen.«
Kahlan sah die Verzweiflung in seinen Augen. Sie mußte lächeln. »Sei froh. Wenn du dazu in der Lage wärst, hättest du niemals Zeit zum Essen.«
Zedd lachte stillvergnügt in sich hinein. Kahlan sah zu den Männern hinüber, die um den Karren herumstanden, und entdeckte Hauptmann Ryan. Sie winkte ihn zu sich.
»Ja, meine Königin?«
»Wie weit ist es bis nach Ebinissia?«
»Vier, vielleicht sechs Stunden.«
Zedd beugte sich zu ihr. »Das ist kein Ort, an dem man mitten in der Nacht eintreffen möchte.«
Kahlan wußte, was er meinte, und nickte. Wenn sie den Sitz der Krone von Galea wieder für sich beanspruchen wollten, hatten sie noch eine Menge Arbeit vor sich. Und zuerst mußten sie sich um die Tausende von Toten kümmern, die überall in der Stadt herumlagen. Bestimmt kein Anblick, auf den man mitten in der Nacht nach einem harten Tagesmarsch stoßen wollte. Sie freute sich nicht darauf, an den Ort dieses Gemetzels zurückzukehren, aber dort würde sie niemand vermuten, und sie wären für eine Weile sicher. Von diesem Ausgangspunkt aus konnten sie sich an die Arbeit machen, die Midlands wieder zu vereinen.
Sie drehte sich zu Hauptmann Ryan um. »Gibt es hier in der Nähe eine Stelle, wo wir für die Nacht ein Lager aufschlagen können?«
Der Hauptmann deutete die Straße hinauf. »Die Späher meinten, es gebe nicht weit vor uns ein kleines, hoch gelegenes Tal. Dort liegt eine verlassene Farm, wo Cyrilla es über Nacht bequem hat.«
Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hakte sie hinters Ohr. Ihr fiel auf, daß Cyrilla nicht mehr als ›Königin‹ bezeichnet wurde. Kahlan war jetzt Königin, und Prinz Harold hatte dafür gesorgt, daß jeder es wußte. »Also gut, schickt also eine Nachricht voraus. Laßt das Tal sichern und schlagt das Lager auf. Stellt Posten auf und erkundet das Gelände. Wenn die umliegenden Hänge verlassen sind und das Tal von Blicken abgeschirmt liegt, dann laßt die Männer Feuer anzünden, aber haltet sie klein.«
Hauptmann Ryan lächelte und tippte seine Faust zum Gruß gegen sein Herz. Feuer waren ein Luxus, und warmes Essen würde den Männern guttun. Sie waren fast zu Hause. Morgen würden sie dort eintreffen. Dann begann der schlimmste Teil der Arbeit: die Beseitigung der Toten, die Wiederherstellung der Ordnung in Ebinissia. Kahlan duldete nicht, daß der Sieg der Imperialen Ordnung über Ebinissia Bestand hatte. Die Midlands würden die Stadt zurückgewinnen, und sie würde Wiederaufleben und zurückschlagen.
»Habt Ihr Euch um Stephens gekümmert?« fragte sie den Hauptmann.
»Zedd hat uns geholfen, eine Stelle zu finden, und die Männer erledigen das Begräbnis gerade. Der arme Stephens. Erst kämpft er die gesamte Schlacht gegen die Imperiale Ordnung, in die wir mit fünftausend Mann gingen, muß mitansehen, wie vier von fünf seiner Kameraden getötet werden, und am Ende, als alles vorbei ist, kommt er bei einem Unfall ums Leben. Ich weiß, er wäre lieber bei
Weitere Kostenlose Bücher