Die Günstlinge der Unterwelt - 5
rauchend davon. Brüllend vor Wut schlug er erneut mit dem Schwert auf das Eisen und riß eine weitere Lücke in das Gitter. Ein dritter Schlag, und er hatte ein Stück herausgeschnitten. Er trat es nieder und stürzte sich durch die Öffnung.
Richard rannte die Straße hinunter, der entkommenden Bestie hinterher. Kahlan krallte sich im verzweifelten Versuch, sich zu befreien, in den Erdboden. Als sie die Brücke erreichte, sprang die Königin auf deren Seitenmauer und knurrte Richard fauchend an, der in vollem Tempo auf sie zugerannt kam.
Die Königin schlug mit den zerfetzten Flügeln, als sei ihr nicht klar, daß sie nicht fliegen konnte. Immer noch in vollem Lauf stieß Richard einen Schrei aus, als sie sich umdrehte und die Flügel ausbreitete, bereit, mit ihrer Beute von der Brücke abzuspringen.
Der Schwanz wischte quer über die Straße, als Richard auf die Brücke zugerannt kam. Er stutzte ihn um ein sechs Fuß großes Stück. Die Königin wirbelte herum, Kahlan wie eine Marionette verkehrt herum am Bein festhaltend. Richard, jenseits vernunftgesteuerter Gedanken, schwang das Schwert in blindem Zorn, als sie nach ihm schnappte. Übersprüht vom Blut der Bestie, hackte er die Vorderseite eines Flügels ab, dessen Knochen unter seiner Klinge zu weißen Trümmern zersplitterten. Sie schlug mit dem gestutzten Schwanz nach ihm und flatterte mit dem anderen zerfleischten Flügel. Schreiend reckte sich Kahlan mit ausgestreckten Fingern nach Richard und verfehlte ihn knapp. Er jagte das Schwert in den roten Bauch. Eine rote Kralle riß Kahlan fort, als er versuchte, ihre Hand zu packen. Richard schnitt den anderen Flügel an der Schulter ab. Blut sprühte in die Luft, als die tobende Bestie sich mal hier-, mal dorthin wand und versuchte, an ihn heranzukommen. Das stinkende Blut verteilte sich überall, und die Bewegungen der Königin wurden träge. Dadurch bekam Richard Gelegenheit, ihr weitere Wunden beizubringen.
Richard sprang vor, bekam Kahlans Handgelenk zu fassen und sie seines. Dabei bohrte er das Schwert bis zum Heft in die Unterseite der schwellenden, roten Brust. Das war ein Fehler.
Die tödlich verwundete Mriswithkönigin hielt Kahlans Bein in tödlich festem Griff. Die rote Bestie wankte und stürzte mit einer alptraumhaft langsamen Drehung von der Brücke in den gähnend tiefen Abgrund. Kahlan kreischte. Richard packte mit all seiner Kraft zu. Der Absturz der Königin erzeugte an seinem Arm einen Zug, der ihn mit dem Bauch krachend gegen die Mauer über dem schwindelerregenden Abgrund riß.
Richard schwang das Schwert über den Mauerrand hinweg und kappte mit einem mächtigen Hieb den Arm, der Kahlans Bein umklammert hielt. Die rote Bestie trudelte in den Abgrund zwischen den jähen, Tausende von Fuß abfallenden Wänden, um in der Ferne ganz weit unten zu verschwinden.
Kahlan hing an seiner Hand über ebendiesem Abgrund. Blut lief seinen Arm hinunter und über ihre Hände. Er spürte, wie ihr Handgelenk seinem Griff zu entgleiten begann. Nur seine Hüften verhinderten noch, daß er selbst über die Mauer ging.
Mit einer gewaltigen Anstrengung zog er sie ein, zwei Fuß hinauf. »Pack die Mauer mit der anderen Hand. Ich kann dich nicht mehr halten. Du rutschst.«
Kahlan klatschte ihre freie Hand oben auf die steinerne Mauer und fing so einen Teil ihres Gewichts ab. Richard warf das Schwert hinter sich auf die Straße und faßte mit der jetzt freien Hand unter ihren Arm. Er biß die Zähne zusammen und zog sie mit ihrer Hilfe über die Mauer auf die Straße.
»Mach sie ab!« schrie sie. »Mach sie ab!«
Richard stemmte die Klauen auseinander und zog das Bein heraus. Er schleuderte den roten Arm über den Mauerrand. Keuchend vor Erschöpfung sank Kahlan in seine Arme, zu erschöpft, um ein einziges Wort hervorzubringen. Trotz seiner pochenden Schmerzen spürte Richard das berauschende, warme Gefühl der Erleichterung. »Wieso hast du nicht deine Kraft benutzt … die Blitze?«
»Unten in der Burg wollte es nicht funktionieren, und hier draußen hatte mich diese Bestie besinnungslos geschlagen. Wieso hast du deine nicht benutzt – ein paar von diesen angsteinflößenden Blitzen wie im Palast der Propheten?«
Richard dachte über die Frage nach. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, wie meine Gabe funktioniert. Es hat etwas mit Instinkt zu tun. Ich kann sie nicht zwingen, nach Belieben zu funktionieren.« Er strich ihr mit einer Hand übers Haar und schloß die Augen.
»Ich wünschte, Zedd
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