Die Günstlinge der Unterwelt - 5
furchteinflößender Magie? Sie sollen Magie bekommen. Wir werden sie damit überschütten.« Er hob warnend den Zeigefinger. »Aber Ihr müßt genau tun, was ich sage. Ich will nicht, daß jemand zu Schaden kommt. Ich habe Euch nicht befreit, um mitansehen zu müssen, wie Ihr jetzt getötet werdet.«
Hally fixierte ihn mit einem eisernen Blick. »Mord-Sith sterben nicht alt und zahnlos im Bett.«
Richard sah in diesen Augen einen Schatten jenes Irrsinns, der diese Frauen zu erbarmungslosen Waffen machte. Er hatte selbst einiges davon durchgestanden, was man ihnen angetan hatte, er wußte, was es hieß, mit diesem Wahn zu leben. Er sah ihr in die Augen und versuchte mit sanfter Stimme, das Eisen zu erweichen. »Wenn Ihr getötet werdet, Hally, wer soll mich dann beschützen?«
»Wenn wir unser Leben opfern müssen, werden wir das tun – denn sonst wird es keinen Lord Rahl geben, den man beschützen muß.« Ein unerwartetes Lächeln milderte Hallys Blick. »Wir wollen, daß Lord Rahl im Bett stirbt – alt und zahnlos. Was müssen wir tun?«
Zweifel machten sich in ihm breit. War sein Ehrgeiz von demselben Wahn verzerrt? Nein. Er hatte keine Wahl. Dies würde Leben retten, nicht kosten.
»Ihr vier legt Euer rotes Leder an. Wir warten draußen, während Ihr Euch umzieht. Ich erkläre Euch alles, sobald Ihr fertig seid.«
Hally packte ihn am Hemd, als er sich zum Gehen wenden wollte. »Jetzt, da wir Euch gefunden haben, werden wir Euch nicht mehr aus den Augen lassen. Ihr werdet hierbleiben, während wir uns umziehen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch umdrehen.«
Seufzend kehrte Richard ihnen den Rücken zu und verschränkte die Arme. Die beiden Soldaten standen da und sahen zu. Richard runzelte die Stirn und gab ihnen mit einer Bewegung zu verstehen, daß sie sich ebenfalls umdrehen sollten. Gratch legte den Kopf zur Seite und zog ein verwundertes Gesicht. Achselzuckend tat er es Richard nach und drehte sich um.
»Wir sind froh, daß Ihr Euch entschieden habt, diese Männer in die Pflicht zu nehmen, Lord Rahl«, sagte Cara. Er hörte, wie sie etwas aus ihren Bündeln hervorzogen. »Ihr werdet viel sicherer sein, wenn Euch eine ganze Armee beschützt. Sobald Ihr sie in die Pflicht genommen habt, werden wir alle zusammen sofort nach D’Hara aufbrechen. Dort seid Ihr in Sicherheit.«
»Wir gehen nicht nach D’Hara«, sagte Richard über die Schulter. »Es gibt eine wichtige Angelegenheit, um die ich mich kümmern muß. Ich habe andere Pläne.«
»Pläne, Lord Rahl?« Fast konnte er Rainas Atem in seinem Nacken spüren, als sie sich aus ihrem braunen Lederanzug schälte. »Was für Pläne?«
»Was glaubt Ihr, welche Pläne der Herrscher Rahl hat? Ich habe vor, die Welt zu erobern.«
9. Kapitel
Es war nicht nötig, sich mit Gewalt einen Weg zu bahnen, vor ihnen wich die Menschenmenge auseinander wie eine Herde Schafe vor Wölfen. Mütter nahmen im Laufen ihre Kinder auf den Arm, Männer stürzten, auf allen vieren kriechend, mit dem Gesicht in den Schnee, um fortzukommen, Händler ließen ihre Waren im Stich, während sie wie wahnsinnig geworden um ihr Leben rannten, und zu beiden Seiten fielen Ladentüren krachend zu.
Die Panik, überlegte Richard, war ein gutes Zeichen. Wenigstens wurden sie nicht übersehen. Es war natürlich auch schwer, einen sieben Fuß großen Gar zu übersehen, der am hellichten Tag mitten durch die Stadt spazierte. Gratch hatte vermutlich einen Mordsspaß. Die übrigen teilten seine naive Sicht der bevorstehenden Aufgabe offenbar nicht und hatten eine grimmig-entschlossene Miene aufgesetzt, während sie in der Straßenmitte einhermarschierten.
Gratch ging hinter Richard, Ulic und Egan vor ihm, Cara und Berdine zu seiner Linken, und Hally und Raina zu seiner Rechten. Die Ordnung war nicht zufällig. Ulic und Egan hatten darauf bestanden, ihn in die Mitte zu nehmen, da sie die Leibwächter Lord Rahls wären. Die Frauen hatten nicht viel von dieser Idee gehalten und angeführt, sie seien die letzte Verteidigungslinie. Gratch war es egal gewesen, wo er ging, solange er nahe bei Richard sein konnte.
Richard hatte laut werden müssen, um dem Streit ein Ende zu machen. Er hatte ihnen erklärt, daß Ulic und Egan vorne gehen würden, um notfalls den Weg freizuräumen, die Mord-Siths die beiden Flanken sichern sollten und Gratch hinter ihm gehen würde, da der Gar über sie alle hinwegblicken konnte. Offenbar waren alle damit zufrieden gewesen, da sie glaubten, genau die Plätze bekommen zu
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