Die Günstlinge der Unterwelt - 5
finden?«
Tobias schob seinen Sessel zurück und stand auf. »Sie ist nach Südwesten. Wir haben mehr als genug Männer, sie zu suchen. Wir werden sie finden.«
»Wirklich?« Noch immer legte Lunetta, nachdem sie von ihrer Kraft Gebrauch gemacht hatte, einen Anflug von Unverschämtheit an den Tag. »Erzählt mir, wie Ihr sie erkennen wollt.«
»Sie ist die Mutter Konfessor! Wie können wir sie da nicht erkennen, du dämliche streganicha !«
Sie runzelte die Stirn, als ihr wilder Blick seine Augen traf. »Die Mutter Konfessor ist tot. Wie wollt ihr eine wandelnde Tote erkennen?«
»Sie ist nicht tot. Die Köchin weiß, daß das die Wahrheit ist, das hast du selbst gesagt. Die Mutter Konfessor lebt, und wir werden sie gefangennehmen.«
»Wenn die alte Frau die Wahrheit gesagt hat und ein Todesnetz ausgeworfen wurde, was wäre dann wohl sein Zweck? Erklärt Lunetta das.«
Tobias runzelte die Stirn. »Die Menschen sollten glauben, daß sie getötet wurde, um ihr die Flucht zu ermöglichen.«
Lunetta lächelte verschlagen. »Und wie kommt es dann, daß man sie nicht hat fliehen sehen? Aus demselben Grund werdet Ihr sie nicht finden.«
»Hör auf mit deinem magischen Geschwätz und erkläre mir, was du meinst.«
»Lord General, wenn es so etwas wie einen Todeszauber gibt, und er auf die Mutter Konfessor angewendet wurde, dann wäre es nur sinnvoll, wenn die Magie ihre Identität verbirgt. Das würde erklären, wieso sie fliehen konnte. Wegen der Magie, die sie umgab, hat niemand sie erkannt. Aus demselben Grund werdet Ihr sie ebenfalls nicht erkennen.«
»Kannst du diesen Bann brechen, diesen Zauber?« stammelte Tobias.
Lunetta lachte stillvergnügt in sich hinein. »Von solcher Magie habe ich nie zuvor gehört, Lord General. Darüber weiß ich nichts.«
Seine Schwester hatte recht, dämmerte Tobias. »Du kennst dich mit Magie aus. Erkläre mir, wie wir sie finden können.«
Lunetta schüttelte den Kopf. »Lord General, ich weiß nicht, wie man die Fäden einen Zauberernetzes erkennt, das ausdrücklich zum Zwecke des Versteckens ausgeworfen wurde. Ich erkläre Euch bloß, was einen Sinn ergäbe: daß wir sie nämlich ebenfalls nicht erkennen würden, wenn man einen solchen Zauber dazu benutzt hätte, um sie zu verstecken.«
Er drohte ihr mit erhobenem Finger. »Du besitzt Magie. Du weißt, wie du uns die Wahrheit zeigen kannst.«
»Lord General, die alte Frau meinte, nur ein Zauberer könne einen Todesbann aussprechen. Wenn ein Zauberer ein solches Netz auswirft, dann müssen wir erst mal imstande sein, die Fäden dieses Netzes auszumachen. Ich weiß nicht, wie man die Täuschung der Magie durchschaut, um die Wahrheit zu erkennen.«
Tobias rieb sich das Kinn und dachte darüber nach. »Die Täuschung durchschauen. Aber wie?«
»Eine Motte verfängt sich im Spinnennetz, weil sie die Fäden nicht sehen kann. Wir verfangen uns in diesem Netz, genau wie die, die bei ihrer Enthauptung anwesend waren, weil wir die Fäden nicht bemerken. Ich wüßte nicht, wie wir das anstellen sollen.«
»Zauberer«, murmelte er bei sich. Er zeigte auf die Silbermünze auf dem Tisch. »Als ich sie fragte, ob es hier in Aydindril Zauberer gibt, zeigte sie mir diese Münze mit einem Gebäude darauf.«
»Dem Palast der Propheten.«
Bei der Erwähnung des Namens hob er den Kopf. »Ja, so hat sie ihn genannt. Sie sagte, ich soll dich fragen, was das ist. Wie kommt es, daß du davon weißt? Wo hast du von diesem Palast der Propheten gehört?«
Lunetta zog sich in sich selbst zurück und sah fort. »Kurz nach Eurer Geburt hat Mama mir davon erzählt. Es ist ein Ort, an dem Magierinnen –«
» Streganicha «, verbesserte er.
Sie hielt einen Augenblick inne. »Es ist ein Ort, wo streganicha Männer zu Zauberern ausbilden.«
»Dann ist es ein Ort des Bösen.« Gebeugt und steif stand sie da, während er die Münze betrachtete. »Was weiß Mama über einen solchen Ort des Bösen?«
»Mama ist tot, Tobias. Laßt sie in Frieden«, sagte sie leise.
Er warf ihr einen finsteren, vernichtenden Blick zu. »Darüber werden wir uns später unterhalten.« Er zog seine Rangesschärpe zurecht und ordnete seine silberbestickte graue Jacke, dann nahm er sein scharlachrotes Cape zur Hand. »Die Alte muß gemeint haben, es gibt einen Zauberer in Aydindril, der in diesem Haus des Bösen ausgebildet wurde.« Er richtete sein Augenmerk wieder auf Galtero. »Glücklicherweise hat Ettore sie zur weiteren Vernehmung hierbehalten. Die Alte kann uns
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