Die Günstlinge der Unterwelt - 5
schnaubte verärgert. »Gute Nacht, General.«
Die beiden marschierten erneut von dannen, um eine weiteres Mal die Runde um den Küchenabfallhaufen zu machen, vollauf überzeugt, ihr Ziel so schnurstracks wie die Flugbahn eines Pfeiles anzusteuern. Doch im Nebel des Kreisbanns liefen sie nirgendwo hin, immer nur in die Runde. Schon beim ersten Mal hätte er sie anhalten können, doch er genoß die Bestürzung in ihren Blicken, wenn sie zu begreifen versuchten, wie es ihm zum wiederholten Mal gelungen war, vor ihnen aufzutauchen. Ihr vom Bann umnebelter Verstand war nicht imstande, sich einen Reim darauf zu machen.
Als sie das nächste Mal vorüberkamen, wurden ihre Gesichter erst weiß wie Schnee, dann rot. Die Herzogin stampfte mit dem Fuß auf, blieb, die Fäuste in die Hüften gestemmt, stehen und blickte ihn finster an. Tobias sah, wie sich die weiße Spitze am Dekollete ihres Kleides in der Hitze ihrer Empörung hob und senkte.
»Hört zu, Ihr schmieriger, kleiner Teufel, wie könnt Ihr es wagen –«
Brogan biß die Zähne aufeinander. Mit einem wütenden Knurren packte er die Spitze mit beiden Händen und riß die Vorderseite ihres Kleides bis zum Nabel auf.
Lunetta hob die Hand, begleitet von einer kurzen Zauberformel, und der Herzog, der sein Schwert bereits halb aus der Scheide hatte, hielt erstarrt und reglos inne, als wäre er zu Stein geworden. Nur seine Augen bewegten sich noch und sahen, wie die Herzogin aufschrie, als Galtero ihr die Arme auf den Rücken bog und sie dadurch ebenso hilflos und bewegungsunfähig machte wie ihn – nur ohne die Zuhilfenahme von Magie. Ihr Rücken krümmte sich, als Galtero ihr die Arme mit kräftigem Griff verdrehte. Ihre Brustwarzen reckten sich hart in den kalten Wind.
Da er sein Messer eingebüßt hatte, zog Brogan statt dessen sein Schwert. »Was hast du zu mir gesagt, du dreckige kleine Hure?«
»Nichts.« Von Panik ergriffen warf sie den Kopf von einer Seite auf die andere, daß ihr die schwarzen Locken das Gesicht peitschten. »Gar nichts.«
»Sieh an, so schnell kneifst du den Schwanz ein?«
»Was wollt Ihr?« keuchte sie. »Ich bin keine Verderbte! Laßt mich gehen! Ich bin keine Verderbte!«
»Natürlich bist du keine Verderbte. Für eine Verderbte bist du viel zu aufgeblasen, aber das macht dich nicht weniger verachtenswert. Oder nützlich.«
»Dann ist er es, den Ihr wollt. Ja, der Herzog. Er ist der Verderbte. Laßt mich gehen, und ich erzähle Euch alles über seine Verbrechen.«
Zwischen seinen Zähnen preßte Brogan hervor: »Dem Schöpfer ist mit falschen, eigennützigen Geständnissen nicht gedient. Aber du wirst ihm trotzdem dienen.« Über sein Gesicht zuckte ein Lächeln grimmiger Entschlossenheit. »Du wirst dem Schöpfer durch mich dienen, du wirst tun, was ich von dir verlange.«
»Ich werde nichts dergleichen –« Sie schrie auf, als Galtero fester zupackte. »Ich tue alles. Tut mir nur nicht weh. Sagt mir, was Ihr wollt, und ich tue es.«
Sie versuchte erfolglos zurückzuweichen, als er sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an ihres heranschob. »Du wirst tun, was ich sage«, preßte er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
Vor Entsetzen versagte ihr fast die Stimme. »Ja. Ja … Ihr habt mein Wort.«
Er feixte voller Hohn. »Was bedeutet das Wort einer Hure, die alles verhökert, alles verrät? Du wirst tun, was ich will, weil dir gar nichts anderes übrigbleibt.«
Er trat zurück, packte ihre Brustwarze zwischen Daumen und Knöchel seines Zeigefingers und zog daran. Sie fing an zu wimmern, riß die Augen auf. Brogan hob das Schwert und schnitt die Brustwarze mit einer sägenden Bewegung ab. Ihr Geschrei übertönte das Heulen des Sturms.
Brogan legte die abgetrennte Brustwarze in Lunettas aufgehaltene Hand. Ihre stummeligen Finger schlossen sich um sie, während ihre Augen, umschleiert von Magie, zufielen. Die leisen Klänge einer alten Zauberformel verschmolzen mit dem Wind und dem Geräusch der zittrigen, spitzen Schreie der Herzogin. Galtero stützte sie, während der Wind sie umtoste.
Lunettas Sprechgesang wurde schriller, während sie das Gesicht in den tintenfarbigen Himmel reckte. Die Augen fest geschlossen, hüllte sie sich selbst und die Frau vor ihr in einen Bann. Der Wind schien Lunetta die Worte zu entreißen, als sie in ihrem streganicha -Dialekt die beschwörenden Worte sprach:
»Himmel zu Erde, Blätter zu Saft.
Feuer zu Eis, der Seele Kraft.
Licht wird zu Dunkel, der Wind weht ins Meer. Die
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