Die Guerilla-Bewerbung
sich also nicht um einen extremen Wechseltypen handelt. Auch mit »Position jetzt« und »Position zuvor« lässt sich gut arbeiten. Darüber können Sie ermitteln, wie leicht beispielsweise ein Wechsel innerhalb des Unternehmens war oder welche Positionen es überhaupt gibt.
Suchen Sie unter Ihren Kontakten nach Personen mit Beziehungen zu dem jeweiligen Unternehmen. Fragen Sie, ob sie etwas zu der Firma sagen können und vielleicht sogar auch wissen, ob derzeit Mitarbeiter gesucht werden. Wenn Sie keinen direkten Draht haben, sprechen Sie ein Xing-Mitglied an, das sehr aktiv scheint (Premium-Profil, Aktivitätsindex, Zahl der Kontakte).
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Sarah, eine Innendienstmitarbeiterin, sucht einen neuen Arbeitgeber. Vor allem Wert legt sie auf ein nettes Team. Sie bekommt ein Angebot von einem Unternehmen, bei dem sie stark zögert. Das Hamburger Unternehmen mit vier Buchstaben ist zwar dafür bekannt, sehr gute Gehälter zu zahlen, aber auch dafür, eine besonders schlechte Arbeitsatmosphäre zu haben. Mitarbeiter werden auf Vorrat eingestellt, weil die Fluktuation hoch ist. (In den letzten zwölf Jahren hatte ich immer wieder Kunden aus diesem Unternehmen. Nun liegt es in der Natur meines eigenen Unternehmens, dass Menschen Kontakt zu mir suchen, wenn sie sich neu orientieren möchten.Trotzdem kann dies auch mit einem positiven Rückblick und Dankbarkeit für den jetzigen Arbeitgeber erfolgen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die allermeisten Mitarbeiter fair reagieren, selbst wenn sie gekündigt worden sind. Bei diesem Unternehmen ist das regelmäßig nicht so. Bei Kununu.com spiegelt sich das in 2,58 Punkten von 5. Ein Betroffener schreibt: »Leider werden die Mitarbeiter in vielen Bereichen nicht gefördert. Eigene Ideen sind nicht erwünscht. Sattes Führungspersonal, teilweise überaltert.«) Auf der Website des Unternehmens finden sich zahlreiche offene Stellen. Auffällig: Es sind wenige Spezialistenstellen darunter. Bei »guten« Unternehmen finden sich oft gar keine, und wenn überhaupt eher spezialisierte Jobs.
Sarah lehnte das Jobangebot ab. Stattdessen begab sie sich auf dem verdeckten Stellenmarkt auf die Suche. Dazu suchte sie gezielt nach dem gerade vorgestellten Vier-Schritte-System Unternehmen aus und schrieb etwa 25 von ihnen an. Darauf erfolgten fünf Einladungen, überwiegend direkt von der Geschäftsführung. Nach zwei Monaten entschied sich Sarah für eine kleinere Firma, unterschrieb den Arbeitsvertrag und hat es bis heute nicht bereut.
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Wie Sie offline nach Perlen suchen
Der verdeckte Stellenmarkt ist nicht auf das Internet beschränkt, es gibt ihn natürlich auch »offline« – man muss ihn allerdings wahrnehmen. Konkret heißt das für Sie: Halten Sie bei wirklich jeder Gelegenheit die Ohren offen, hören Sie hin, sehen Sie hin, lesen Sie zwischen den Zeilen. Werden Sie auf der anderen Seite selbst aktiv. Nur wenn Nachbarn, Bekannte und andere Menschen, mit denen Sie zu tun haben, wissen, dass Sie einen neuen Job suchen und in welchem Bereich, können sie Ihnen Tipps geben oder sogar konkrete Hinweise auf neue Stellen.
Die Phase der Jobsuche sollte also kein Geheimnis sein – zumindest im privaten Umfeld nicht. Sofern Sie sie aus einem Angestelltenverhältnis heraus betreiben und Ihr Arbeitgeber nichts davon wissen soll, ist natürlich Vorsicht angesagt. Aber viele Bewerber legen mehr Vorsicht an den Tag, als nötig wäre. Ist es denn nicht ganz legitim und natürlich, sich ab und zu umzuschauen, wie die Lage bei anderen Unternehmen derzeit ausschaut? Optionen checken ist immer erlaubt, und ich finde nicht, dass man das übertrieben stark verheimlichen muss.
Daneben ist es Ihr »Guerilla-Job«, aktives Networking zu betreiben – und zwar ist das ein regelrechter Alltagsjob, nicht bloß eine Gelegenheitstätigkeit! Wenn Sie jemanden kennen, der jemanden kennt, der von jemandem weiß, der mit dem Geschäftsführer Ihres Traumunternehmens befreundet ist, so haben Sie die Möglichkeit, direkte Beziehungen herzustellen. Und diese sind oft wertvoller als alle Zeugnisse, Auszeichnungen und sogar Erfahrungen zusammen – oder die beste Ergänzung dazu. Ein guter Kontakt kann dafür sorgen, dass ein absoluter Quereinsteiger auf einem verantwortungsvollen Posten landet – allein aufgrund guter Beziehungen und weil der Chef dem Bekannten grundsätzlich mehr zutraut als dem Fremden (und seien dessen Referenzen noch so gut). Deshalb sind Netzwerke so wichtig,
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