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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so?«
    Ottner nickte.
    »Und das bedeutet, auch nach Ihrer Ansicht, daß der Angeklagte, der ja den Wagen gestohlen hat, sich die ganze Zeit in Lengbrunn und Umgebung herumtrieb, um dem Opfer, das er sich ausgesucht hatte, auf den Fersen zu bleiben. Interpretiere ich das richtig?«
    »Einspruch«, schnappte Saynfeldt. »Hier soll eine Meinung provoziert werden, die in keiner Weise …«
    »Stattgegeben.«
    »Gut.« Reuter nickte. »Wie erklären Sie sich dann, Herr Ottner, daß Ihr Wagen mit Ihnen selbst am Steuer noch am Abend desselben Donnerstags und auch am folgenden Tag in Frankfurt von einer Ihnen gut bekannten Person beobachtet wurde? Die schriftliche Aussage liegt hier in meinen Akten, Herr Vorsitzender … Die Person ist jederzeit bereit, vor Gericht auszusagen.«
    Ottner rührte sich nicht. Er starrte Reuter nur an. Die Farbe in seinem Gesicht hatte von Rot zu tiefem Purpur gewechselt.
    »Ich warte auf Ihre Antwort, Herr Zeuge … Ah, Sie scheinen damit Schwierigkeiten zu haben …? Aber da wäre ja noch etwas anderes zu klären: Wäre es denn nicht naheliegend gewesen, den Verlust des Fiesta bei den zuständigen Polizeibehörden in Wächtersbach oder Bad Orb zu melden, statt das Ganze zwei Tage später – Sie können das im Dienstbuch nachlesen – bei der Polizeiwache 12 in Frankfurt zu tun?«
    »Ist doch schließlich mein Recht.« Ottner stotterte.
    »Das bestreitet niemand, Herr Zeuge. Und mein Recht als Verteidiger besteht darin, Ihnen hier kundzutun, daß ich Ihre Angaben nicht nur für unwahr, sondern für eine von dritter Seite präparierte Falschaussage halte.«
    »Unglaublich!« Der Ruf kam von Richard Saynfeldt.
    Reuter nickte. »Das finde ich auch.«
    »Was heißt denn von dritter Seite?« rief Ottner.
    »Das kann ich Ihnen sagen. Sie müssen doch gewußt haben, wie wichtig es für die Staatsanwaltschaft ist, zu beweisen, daß der Angeklagte seine Tat geplant, also sein Opfer methodisch und in heimtückischer Absicht ermordet hat … Aber er kann den betreffenden Wagen zu diesem Zweck gar nicht zwei Tage lang benutzt haben, denn in dieser Zeit befand er sich noch in Ihrem Besitz.«
    »Einspruch, Herr Vorsitzender! Das ist nicht zulässig. Mehr noch: Hier scheint es sich um eine ehrenrührige Unterstellung der Verteidigung zu handeln!«
    »Stattgegeben. – Herr Verteidiger, ich muß schon sehr bitten … Es liegt nicht in Ihrem Auftragsbereich und schon gar nicht in den Standesgepflogenheiten, die Staatsanwaltschaft auf diese Weise zu attackieren.«
    Und wieder tobte der Saal …
    * * *
    Isabella vernahm das Knirschen von Schritten. Auch jetzt hielt sie den Kopf gesenkt und preßte beide Hände gegen den Stoff des Kleides, als könne sie so ihr Zittern verbergen.
    »Frau Doktor! Ist alles in Ordnung? – Was ist denn mit Ihrer Stirn?«
    Sie sah hoch und blinzelte. Es war Berling, und seine dunklen Augen blickten besorgt auf sie herab. Nun beugte er sich nach vorne, seine Finger schoben sacht ihr Haar zur Seite. »Scheint nur eine Schramme … Können Sie aufstehen?«
    Sie versuchte es. Ihre Knie waren schwach, aber sie konnte. Sie sahen sich an.
    »Haben Sie einen Verbandskasten im Wagen?«
    »Wie bitte?«
    Er lächelte, und die Zuversicht, die in diesem Lächeln lag, brachte sie in die Realität zurück – hierher auf eine verdammte Baustelle, in eine Stadt, wo irgendwelche Leute dich überholen und auf dich schießen … Hatte man auf sie geschossen …?
    Berling öffnete die Klappe des Handschuhfachs, holte die grüne Blechschachtel hervor, öffnete sie und betupfte mit einem Stück Gaze sorgfältig ihre Stirn. Dann nahm er ein Pflaster, klebte es über die Wunde und tupfte auch ihre Wange mit dem alkoholgetränkten Stück Stoff ab.
    »So, jetzt ist das alles schon besser …«
    »Was ist besser?«
    Er lächelte. »Nun, 'ne ganze Menge … Meist hat das Schlechte auch sein Gutes … Ist einer der Sprüche meines Großvaters – vielleicht ist ja was dran. Der Kerl hatte es auf Sie abgesehen. Aber er hat Sie nicht erwischt. – Dafür haben wir jetzt ihn.«
    »Wie kommen Sie überhaupt hierher?«
    Sie hörte sich selber zu, mit dem sonderbaren Gefühl, jemand anders würde für sie die Frage stellen. Benommen schüttelte sie den Kopf. Ihre Stirn brannte, aber dahinter wurde es einigermaßen klar. Sie setzte sich wieder in den Wagen und sah zu ihm hoch: »Was tun Sie überhaupt hier, Herr Berling? Jedesmal, wenn was passiert, kommen Sie plötzlich an.«
    »Na ja, ich sah Sie vor dem Gericht

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