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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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einer Witwe nachsichtig duldet, bei einem Eheweib jedoch verurteilt. Ich werde diesem Brauch treulich folgen.«
    »Ist dies ein Eid?«
    »Es ist einer«, erwiderte sie und drückte meine Hand. »Mein Bruder, sagt es mir endlich! Habe ich Eure Zustimmung?«
    »Habt Ihr die von Samson?«
    »Wenn ich die Eure habe, werde ich auch die seine haben wie die Eures Vaters, denn Eure Fertigkeit im Reden und Überzeugen ist groß und unübertrefflich.«
    »Oh, Gertrude!« lachte ich, »Ihr seid nicht ungeschickt in der Wahl Eurer Fürsprecher. Ich will mich ein wenig bedenken.«Und da die Kutsche nach einem langen, steilen Anstieg gerade hielt, die Pferde verschnaufen zu lassen, überließ ich meinen Platz wieder Florine und schwang mich auf meine Pompea, welche ich an Quéribus’ Seite trieb.
    »Ich habe mich gelangweilt«, sprach dieser mit einem Lächeln.
    »Ich mußte mich nicht langweilen«, erwiderte ich, ebenfalls lächelnd, »sondern hatte Ursache zum Nachdenken.«
    Und da ich meinen Quéribus für einen Mann mit Verstand hielt, dessen Meinung Gewicht hatte, berichtete ich ihm diese Angelegenheit, worauf er ein wenig nachsann und dann sprach:
    »Die Dame ist von gutem Amtsadel, und die Mitgift, die sie einbringt, ist nicht gering: ich habe sagen hören, daß eine Apotheke oft mehr Geld, wenn nicht gar Ehre einbringt als ein Baronat.«
    »Doch ist die Schöne von recht unbeständigem Wesen.«
    »Ho, das weiß ich nicht!« erwiderte Quéribus. »Wenn sie nicht auf Reisen oder Pilgerfahrt ist, sondern ständig an seiner Seite lebt, kann sie sich sehr wohl als sittsam erweisen.«
    »Aber er wird dann in Montfort leben und ich in Mespech!« seufzte ich.
    »Oder zu Paris!« sprach Quéribus lächelnd.
    »Was! ich zu Paris?«
    »Sosehr Ihr diese Stadt jetzt hassen möget, sie ist eine Circe«, erwiderte Quéribus. »Wer einmal aus ihrem Kelch getrunken, kehrt immer wieder zurück. Zudem ist Euch an Euerm Fortkommen gelegen, und in Frankreich gibt es kein Fortkommen außerhalb dieser Stadt.«
    Von Bordeaux wandten wir uns nach Bergerac, und als wir uns schließlich auf den gewundenen Wegen meines schönen Périgord dem Flecken Aizies näherten, sprach Quéribus, welcher mit mir an der Spitze unseres Zuges ritt:
    »Pierre, wenn Ihr meinen Rat befolgen wollt, dann hütet Euch, jemandem außer Euerm Herrn Vater und Euerm Oheim Sauveterre von Eurer Flucht aus Paris zu berichten. Über Puymartin habe ich das Ohr des katholischen Adels im Sarladischen und werde verbreiten lassen, daß die Gunst des Herzogs von Anjou und die Gnade des Königs Euch vor dem Gemetzel gerettet hat.«
    »Wozu soll dieses Gemunkel nütze sein?« fragte ich.
    »In diesen unruhigen Zeiten wird solche Gönnerschaft Euch Hugenotten sicherer schützen als alle Burgmauern und -wälle.«
    »Oh, Quéribus!« rief ich aus, »Ihr müßt den Machiavelli gelesen haben, sonst wäret Ihr nicht ein so kluger politischer Kopf!«
    »Ich habe ihn nicht gelesen, aber bei Hofe meine Erfahrungen gesammelt.«
    Wir fanden Mespech mit der Traubenlese beschäftigt, in einem Weinberg, welcher einen Steinwurf von der Burg entfernt lag: die Frauenzimmer schnitten die Trauben und füllten sie in die Kiepen, indes die Männer, zu Pferde und in Wehr und Waffen, ringsum wachten, obgleich ein heimtückischer Angriff, wie ich später erfuhr, selbst in diesen für die Hugenotten so gefährlichen Zeiten nicht sonderlich zu befürchten war, seitdem ich Fontenac im Zweikampf getötet.
    Schon eine Meile vor Mespech war unser Zug von den Vettern Siorac entdeckt worden, welche mich jedoch nicht erkannt hatten. Sie sprengten sogleich zurück, meinem Vater zu vermelden, daß »zwei reich gekleidete Herren, gefolgt von einer Kutsche und einer zahlreichen Dienerschaft« sich auf die Burg zubewegten. Mein Vater, erstaunt über den unerwarteten Besuch, schickte Cabusse zu weiterer Erkundung vor, welcher uns aus einem Waldstück heraus beobachtete; als er mich erkannte, lief er so schnell er konnte zurück und berichtete dies dem Baron, worauf dieser – abwechselnd erbleichend und errötend, denn er hielt uns für tot – sich auf sein Roß schwang und, gefolgt von Sauveterre, uns entgegensprengte. Er wollte seinen Augen nicht glauben, als er mich sah, ich sprang von meiner Pompea und lief, gefolgt von Samson, auf ihn zu, indes auch er absaß, die Wangen naß vor Freudentränen, welche sich alsbald mit den unseren vermischten.
    Es brauchte eine gute Stunde, bis alle Umarmungen, Tränen, Seufzer, Fragen

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