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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Bujić oder wie die gute Schwester sich nun nennt, für Teddy dabeihatte und in seinem Koffer deponierte. Die Ware, die sie damit kaufen wollte, war selbstverständlich ein neuer Name und eine neue Identität im friedlichen, kleinen Dänemark, da sie mittlerweile so viele Brücken hinter sich niedergebrannt hat, daß kein Weg mehr zurückführt.«
    »Eben«, sagte Toftlund.
    »Also wenn wir mit Irma weiterkommen wollen, müssen wir sie miteinander in Verbindung bringen. Nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart. Am besten alle drei.«
    »Und wie?«
    Charlotte blickte auf und lächelte verführerisch, wobei sie ein Blatt Papier in die Höhe hielt. Sie hatte feine, fast unsichtbare Lachfältchen, und Toftlund bekam eine ganz unprofessionelle Lust, das nackte, glatte Stück Haut hinter den Ohren direkt unter dem kurz geschnittenen Haar zu küssen.
    »Ich glaube, das ist mir heute nacht gelungen«, sagte Charlotte Bastrup mit der Selbstsicherheit, die Toftlund so anzog und die ihn so ärgerte, weil sie ihn an seine eigene Unverwundbarkeit erinnerte, die er in diesem Alter auch empfunden hatte, bevor die Welt so verflixt kompliziert geworden war.

22
     
    N och am selben Tag fuhren Toftlund und Charlotte Bastrup zur neuen Brücke über den Großen Belt. Die trügerische Frühlingssonne am Morgen war von grauen Wolken abgelöst worden, die soeben einen Schneeschauer über die Autobahn gejagt hatten. Der Asphalt glänzte mattgrau und ließ die Reifen summen, bis sie plötzlich wieder auf trockenem Straßenbelag fuhren. Toftlund lenkte, und Charlotte saß mit übereinandergeschlagenen Beinen neben ihm. Sie hörten den leicht dahinplätschernden eingängigen Hits auf Radio 2 zu, wo nicht ganz soviel gequasselt wurde wie auf den anderen Programmen des Dänischen Rundfunks. Toftlund nahm ihren Duft wahr und sah, wenn er schräg nach unten schaute, ihre schlanken Schenkel und runden Knie unterhalb ihres Rocksaums. Er dachte daran, daß er eigentlich selbst zu dem Ergebnis hätte kommen müssen, zu dem Charlotte gekommen war. Durch Denken. Durch Kombinieren. Durch Folgern. Die dreifache Mutter aller Ermittlungen. Aber die Ereignisse in Prag hatten ihm mehr zugesetzt, als er zugeben wollte. Als wäre er immer noch Bodyguard gewesen. Das war er aber nicht. Woher also dieser Anflug von Zweifel? Vielleicht sollte er mit Lise sprechen. Versuchen, ihr seinen Zustand zu erklären, aber das lag ihm nicht. Er war nicht wie Irma, die über Intimitäten schreiben konnte. Die Lust der heutigen Menschen, sich zu entblößen und ihre Gedanken zu enthüllen, war ihm unverständlich. Es ging ihm nicht in den Kopf, wie das Fernsehen es schaffte, daß die Leute ihre privatesten Seiten vor der Kamera enthüllten. Er wollte einfach nicht kapieren, wieso es so wichtig sein sollte, sich über sich selbst und seine Befindlichkeiten auszulassen. Lise meinte auch, man könne sich durch Reden zum Kern aller Probleme vorarbeiten. Selbst die Vuldom fand das ganz natürlich, obwohl sie es selbst nie tun würde. Es handele sich um eine Form der Selbsttherapie, die bei vielen Leuten funktionierte, hatte sie gemeint. Es sei keine Schande, unglücklich gewesen zu sein und gelitten zu haben. Es sei eine größere Schande, seiner Menschlichkeit nicht in die Augen gesehen zu haben. Er verstand nicht recht, was sie damit meinte. Sein Inneres offenzulegen sah er als ein Zeichen von Schwäche an. Was gingen seine persönlichen Probleme und inneren Zweifel andere Menschen an? Damit mußte man sich schon selbst herumschlagen. Jetzt entglitten ihm die Gedanken schon wieder. Schweiften ab, dahin, wo sie nicht hingehörten. Um Gedanken auszuweichen, die inakzeptabel waren, zwang er sich, an Charlottes Entdeckung zu denken und sie noch einmal durchzugehen. Eigentlich war sie simpel, aber das war ein Durchbruch oft, falls man hier überhaupt von einem Durchbruch reden konnte. Oder zumindest einem Indiz, mit dem er Irma konfrontieren und das der Staatsanwalt später dem Richter vorlegen konnte.
    Charlotte Bastrup hatte noch einmal die umfangreichen Überwachungslisten studiert, die sie angefordert hatten. Darunter waren Kontoauszüge von Irmas Bank und eine Aufstellung ihrer Telefongespräche und Faxe sowohl von der Arbeitsstelle als auch von ihrem Festnetz zu Hause und vom Handy. Besonders das letztere war wichtig. Sie konnten nicht nur verfolgen, wen sie angerufen und welche Anrufe das Telefon entgegengenommen, sondern auch, auf wenige Meter genau, wo sich das

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