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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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in die Welt reist. Er war so beschäftigt mit der Idee einer vorhersehbaren Zukunft, mit dem Foto einer stämmigen, schwarzhaarigen Frau, auf das Alistair ihn aufmerksam machte, daß er vergaß, sich von Amira zu verabschieden, und auch nicht darauf achtete, wohin Alistair ihn brachte. Nach einer hektischen Taxifahrt, die durch ein Labyrinth von Kränen, Bauzäunen führte, stiegen sie vor Kentish Town Station aus. –Dann siehst du gleich, wie nahe es zur U-Bahn ist, erklärte Alistair, bog in eine Straße ein, die sacht anstieg, bog noch einmal ab. Große Platanen standen vor adrett aussehenden Häusern, irgendwo spielten Kinder, Jakob hörte ihre Rufe, auch das Aufdotzen eines Balles, und die Eingangstür, auf die Alistair zuging, war dunkelblau, verglast, durch ein schmiedeeisernes Gitter geschützt, dahinter sah man einen hellen Teppich. Die Aufteilung der Zimmer war angenehm, mit zwei größeren Räumen und einem kleinen Bad im Erdgeschoß, Isabelles Zimmer, dachte Jakob sofort, einer Küche und einem Wohn- und Eßzimmer im ersten Stock, zwei Schlafzimmern und einem Bad im zweiten Stock. Aus dem Erdgeschoß führten ein paar Stufen über eine Terrasse in den Garten, ein schmaler, anspruchsloser Streifen, auf dem ein paar Rhododendren und Hortensien wuchsen und struppig aussehender Rasen. –Man hat ein paar Wände herausgerissen, erklärte Alistair. In den umliegenden Häusern gibt es pro Stockwerk eine Wohnung, und für Londoner Verhältnisse sind es nicht einmal kleine Wohnungen.
    Als sie wieder auf die Straße traten, fuhr Alistair fort: –Du könntest natürlich auch in Notting Hill suchen oder in Hampstead, es gibt wirklich feinere Gegenden, aber die Mischung hier ist gut, die Lage auch, und anderswo müßtest du das Doppelte zahlen. Das Haus gehört Bentham, er überläßt es euch für fünfhundert Pfund pro Woche, das ist wirklich geschenkt. Alistair nahm wieder Jakobs Arm, –laß uns zu Fuß gehen, sagte er und zog schon voran, schlug dann aber doch vor, mit dem Bus bis zum nordöstlichen Ende von Regent’s Park zu fahren, von dort sei es nicht weit, ein schöner, angenehmer Weg, der den Zoo streife und durch die Länge des Parks hindurchführe, beinahe bis zur Devonshire Street. Man könne mittags im Park sitzen, Mister Bentham liebe es, sich dort zu besprechen während eines Spaziergangs, und selbst bei Regen, Jakob sei gut beraten, sich mit einer Regenjacke auszustatten, einer guten Regenjacke mit Kapuze, besser noch einem kurzen Mantel, allerdings halte Bentham auf Eleganz, er werde es gleich selber sehen. Jetzt erst fiel Jakob auf, daß Alistair ebenso groß war wie er selbst, und Robert fiel ihm ein. Alistair war blond, lebhafter, natürlicher, in seinen Augen konnte es allerdings boshaft funkeln, und während sie gingen, erzählte er von Konzerten und den Tricks seiner alten Tante, sich ohne Ticket ins Konzert zu schmuggeln, da sie all ihr Geld für Polo-Ponys und Veterinäre ausgab. –Ich wollte sie einladen, aber sie sagte nur, sie wäre mit dem Gegenwert in Cash besser bedient, begleiten würde sie mich natürlich trotzdem gerne, ohne Ticket. Sie verließen den Park, in dem Jakob von fern die Gitter des Zoos gesehen hatte, er war jetzt aufgeregt, da hatten sie die Devonshire Street schon erreicht, Alistair klopfte bloß an die schwere Tür, unsichtbar betätigte ein Mensch den Summer, Andrew, der Pförtner, war es, der ihnen entgegenkam, in der Hand ein dickes Buch, den Finger als Lesezeichen dort, wo sie ihn unterbrochen hatten, ein winziger Kopf saß auf dem faltigen Hals, einzig die Ohren waren groß und fleischig an diesem Menschen, der die Augen eines Nachttieres besaß und sich sogleich als verantwortlich für den Aufzug auswies, auch dringend riet, den Aufzug, wenn überhaupt, dann nur in seiner Anwesenheit in Betrieb zu nehmen. Die Treppen, bemerkte Jakob, als sie in den ersten Stock hinaufstiegen, sahen allerdings auch nicht zuverlässiger aus, schiefgetreten und mit einem abgerissenen Teppich bedeckt, die Türen warteten auf einen neuen Anstrich, die Wände ebenso, und der Bibliotheksraum wirkte, von den neuen Büchern und Zeitschriften in ihren penetranten Farben grell durchbrochen, wie die schlafende, nie benutzte Bibliothek eines dem Staub, der Zeit, den pochenden, heiseren Geräuschen überlassenen Herrenhauses. Doch der Eindruck täuschte, die schönen, alten Holztische waren frisch poliert, am hinteren Teil standen fünf neue Macintosh-Computer, zwei Männer, etwa in Jakobs

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