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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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und Alistairs Alter, lasen in schweren Ledersesseln, ließen sich von den Besuchern nicht stören. –Das ist Benthams Stockwerk, kommentierte Alistair, als sie den zweiten Stock hinter sich gelassen hatten, ins dritte Stockwerk stiegen, wo Alistair auf eine halboffene Tür wies. Daß er nicht mit ihm eintrat, bemerkte Jakob erst mit einer kleinen Verzögerung, als er sich nach Alistair umdrehen wollte, weil der Mann, der beim Fenster in einem Lehnstuhl saß, ein Herr in einem makellosen dreiteiligen Anzug aus schwarzem Tuch, statt einer Krawatte ein Seidentuch elegant um den Hals geschlungen, im Knopfloch des Revers eine kleine, weiße Blüte, sich nicht rührte, sondern ihn nur abwägend betrachtete. Eine heftige, unruhige Bewegung empfand Jakob und spürte sein Herz klopfen. Da regte sich der Oberkörper, der Mann erhob sich wie aus sich selbst heraus, ohne die Unterstützung der Beine, weniger dem Willen als einem Gedanken gehorchend, der die Gewichte, den breiten Brustkorb, den von der Weste gehaltenen Bauch und die eher zu kurzen Beine in perfekte Relation zueinander setzte, um jede Kraftanstrengung zu vermeiden. Hals und Gesicht waren groß und fleischig, die Nase ebenso wie das Kinn und die Backenpartie, buschige Augenbrauen überdeckten fast die Augen, die eher schmalen Lippen formten einen weichen, nachlässigen Mund. Seine Stimme war so tief und brummelnd, daß Jakob nicht gleich verstand, was er sagte, und es fiel ihm später nie ein, was Benthams erster Satz gewesen war und ob er Deutsch oder Englisch gesprochen hatte, so lange und so oft er darüber auch nachdachte.

    Was Jakob, zurück in Berlin, Isabelle und Hans erzählte, belief sich auf eine Liste der Aufgaben, die ihn erwarteten. Über sein künftiges Bürozimmer verlor er kein Wort, erstaunt wurde er sich bewußt, daß er das geräumige Zimmer voller alter Möbel – darunter ein Sofa und eine schwere Holztruhe – für sich behalten wollte. Zweifellos sei es schäbig und nicht sehr hell, hatte Bentham gesagt, zudem gebe es im ersten Stockwerk – Alistair und zwei weitere Kollegen hatten ihre Zimmer im zweiten Stock – ein modernes Büro, es mußte, dachte Jakob, hinter dem Lesesaal liegen. Neben Mister Krapohls, des Bibliothekars, Kemenate, hatte Bentham zugestimmt, während Jakob errötete. Aus einer kleinen Küche war Maude, Benthams Sekretärin, mit einem Tablett herausgekommen, empört den Kopf schüttelnd, als sie von den Plänen der beiden hörte, – this room up here gehöre zuallererst gründlich ausgemistet und gestrichen, sie hatte Jakob ausführlich gemustert, eine etwa fünfzigjährige, rundliche Person, die ein Haarnetz trug und rote Backen hatte, als wäre sie gerade von draußen, aus irgendeinem Garten hereingekommen, die Schere noch in der Hand. Sie hielt aber das Tablett, auf dem eine Teekanne und zwei Schälchen mit Keksen standen, ein Teller mit Sandwiches dazu, Milchkännchen und Zuckerdose aus Silber, so glänzend poliert, als wollte sie beweisen, daß gute Pflege und Reinlichkeit das einzige Mittel gegen ständig wuchernde Unordnung seien. Auf dem Weg zur Liverpool Street Station hatte Alistair ihm erklärt, daß es eine beständige Auseinandersetzung darüber gebe, ob man weiter die alten grauen Ordner benutzen oder sie endlich durch hellere, farbige ersetzen solle. Bentham selbst erwerbe benutzte Leitz-Ordner, wo immer er sie zum Verkauf sähe, eine der Marotten, an die man sich gewöhnen müsse. Falls Jakob Benthams Eigenarten veranschaulicht sehen wolle, hatte Alistair gesagt, müsse er nur dessen Lieblingsmuseum aufsuchen, John Soanes früheres Wohnhaus, eine krude und höchst skurrile Ansammlung von Objekten, in unmöglicher Enge und Zusammenstellung gelagert, denn von Präsentation könne keine Rede sein. Und all das, spürte Jakob, wollte er nicht erzählen bei seiner Rückkehr nach Berlin. Das Haus in der Lady Margaret Road bot genug Stoff, er schilderte es Isabelle enthusiastisch, verschwieg, daß er sich eine Wohnung in Primrose Hill nicht einmal angesehen hatte, Hans ließ er einen Blick auf die Akten werfen, die er zur Vorbereitung mitgenommen hatte, und so waren alle drei zufrieden, auch wenn Hans die Vorfreude der beiden nicht teilen konnte. Er würde sie vermissen.

    Es war Andras, der schließlich nach Bentham fragte, Andras, der die Vorbereitungen ihrer Übersiedlung nie kommentiert und nur genickt hatte, als Isabelle und Jakob die Einladung nach London aussprachen. Sie standen nebeneinander auf dem

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