Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
schon Ochsen mit mehr Verstand gesehen. Die Drogen hatten Kidus Gehirn schmelzen lassen wie Wachs. Dieser Wilde hatte sich dem Übelsten hingegeben, was die Zivilisation zu bieten hatte -weshalb Shama beinahe Mitleid mit ihm hatte. Doch solange Puabi nichts an Kidu auszusetzen hatte, konnte der Hohepriester tun und sein, was ihm einfiel. Andernfalls würde er, wie so viele seiner Vorgänger, abgesetzt.
    »Es ist der Kammerdiener der Ensi«, sagte eine der Frauen zu Kidu, wobei sie jedes einzelne Wort in Shamas Haut massierte. »Bestimmt verlangt Puabi nach dir.«
    »Puabi?«, wiederholte Kidu. »Puabi will mich? Jetzt? Jetzt?«
    Auf Shamas Nicken hin erhob sich Kidu von seinem Bett und wiederholte seinen Satz. Puabi wollte ihn, jetzt jetzt. Er zerrte Shama mit hoch. Der Alte verzog das Gesicht, als er spürte, wie seine Knochen gegeneinander rieben.
    »Vorsichtig«, mahnte eine der Frauen. Die beiden anderen gingen dazu über, sich ausgiebig und liebevoll von dem Bergmenschen zu verabschieden.
    Shama beobachtete, wie Kidu sich von den beiden Frauen löste, und erkannte, nachdem sich der Nebel in seinem Kopf verzogen hatte, dass der Barbar wieder erregt war. Zumindest wäre Puabi nicht enttäuscht. Was Shama anbelangte, so würde er sich ein langes, heißes Bad in der Kupferwanne bereiten lassen. Mit einem Minzbier.
    Kalam setzte sich hinter seinem Trinkhalm auf. In der Rechten hielt er das Päckchen mit Chloes Geschenk, ihrer Votivgabe. Vor ihm lag eine Lehmscherbe, auf der er die Symbole so niedergeschrieben hatte, wie sie es vorschlug, obwohl es aus dem veränderten Winkel einfacher war, sie seitwärts zu setzen. Das Schreiben war ihm viel leichter gefallen, und Kalam war überrascht, wie schnell er die Zeichen setzen konnte, wenn er nicht immer den Arm über dem Lehm halten musste.
    Ein Weib, noch dazu eine unwissende Khamitin, konnte unmöglich selbst auf diesen Gedanken gekommen sein. Woher hatte sie diese Idee? Wem hatte sie sonst noch davon erzählt? Er gab sich alle Mühe, nicht in Träumerei darüber zu verfallen, wie man ihn ehren würde, wenn er seinem früheren Tafelvater diesen Vorschlag machte.
    Kalam rieb den Lehm glatt, während Ningal sich niederließ, der Bierfrau einen Begrüßungskuss gab und zu ihrem großen Missfallen Wein statt einem Bier bestellte. Nach einem freundschaftlichen Klaps auf den Po und dem Versprechen, das Doppelte zu bezahlen, blieben sie einigermaßen ungestört.
    »Wie geht es Chloe heute?«, erkundigte sich Ningal. Er hatte den ganzen Tag über Besuche gemacht und mit Freunden oder Verwandten Neujahrswünsche ausgetauscht.
    »Sie hat Kopfweh.«
    »Wie war die erste Stunde?«
    Kalam sah seinem Arbeitgeber in die Augen. »Du hast richtig vermutet, sie war fassungslos, als ich ihr beibrachte, wie die Zeichen eingesetzt werden. Sie war sprachlos, als sie erfuhr, auf wie viele verschiedene Arten sie gelesen und gedeutet werden können.«
    »Manchmal fährt man bei den Frauen am besten, wenn man ihnen genau das gibt, was sie zu wünschen glauben. Oder in diesem Fall eine Kostprobe dessen.«
    Kalam nahm einen Schluck Bier. »Ich habe noch nie gehört, dass du an einem Weib gezweifelt hättest, Richter.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ein Mann des Gesetzes lernt viel über seine Mitmenschen. Eines Tages wirst du das selbst feststellen. «
    Kalams Blick hob sich über Ningals Schulter und erstarrte. »Du wirst mir nicht glauben, wer eben hereingekommen ist«, sagte er. »Ein alter Bekannter. Dreh dich nicht um.«
    Guli hielt inne, als er Kalam bemerkte; Kalam registrierte, wie Gulis Blick auf seinem Gegenüber zu liegen kam, bis er den Richter erkannt hatte, von dem er in die Kanäle geschickt worden war. Guli streckte die breiten Schultern durch, winkte der Bierfrau und kam an ihren Tisch. »Meinen Neujahrsgruß, Richter, und dir auch, Kalam.«
    »Guli!«, begrüßte ihn der Richter. »Ich nehme an, dass du seither nicht mehr vom rechten Pfad abgekommen bist, denn ich habe dich nicht mehr im Gericht gesehen.«
    Kalam blickte auf den Bauch des Mannes; nach wie vor kein Siegel. Manche Menschen ließen die Chancen, die ihnen gegeben wurden, ungenutzt.
    »Ich habe jetzt einen eigenen Laden«, erklärte er.
    Kalam warf Ningal einen zweifelnden Blick zu.
    »Ich bin Friseur.«
    »Sei gegrüßt, Guli«, ließ sich eine rothaarige, üppige Schönheit vernehmen, wobei sie mit langen Fingern über seine Schultern strich. »Und ihr Herren.« Sie musterte Kalam und den Richter mit unverhohlener

Weitere Kostenlose Bücher