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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Zeit - wann immer die auch sein mag - ist das ein schlechtes Zeichen.
    »Ich . ich habe nur Kopfschmerzen«, antwortete sie.
    »Brauchst du etwas Nahrung?«
    »Nein, nein danke.«
    »Du bist bleich geworden, für eine Khamitin, meine ich.« Er stand auf. »Ich gehe jetzt in die Taverne und warte dort auf Ningal. Du solltest dich ausruhen.«
    Sie nickte. »Das sollte ich wirklich.«
    Er ist auffällig zuvorkommend, warnte die Stimme. Was wird da gespielt? Chloe schenkte Kalam ein mattes Lächeln und eilte davon in ihre Gemächer.
    »Chloe?«, rief er ihr nach.
    Sie drehte sich um. »Ja?«
    »Wie heißt dein persönlicher Dämon?«
    »Pazuzu.«
    »Ah, eine gute Wahl. Und dein persönlicher Gott?«
    In ihrem Kopf setzte Musik ein, die ganz anders war als alles, was sie bisher gehört hatte. Ein Mann sang mit rauer Stimme: »Denn es gibt keinen Gott außer -« »Jesus«, entfuhr es ihr.
    »Brauchst du einen Altar für ihn? Oder sie? Verzeih mir, ich kenne den Namen nicht. Ein Gott aus den Marschen?«
    »Ein Hirtengott.«
    »Ach so, ich verstehe. Hast du einen Altar in deiner Kammer? Eine Statue? Einen Wächter?«
    Immer noch spielte das Lied in ihrem Hinterkopf, hörte sie die Worte, die sie nicht kannte, deren Grundgedanken sie aber begriff. Das Mädchen aus den Marschen wusste, dass ein Altar, eine Statue, ein Wächter, ein mit riesigen Augen und inbrünstiger Miene ausgestatteter Ersatz für den ergebenen Gläubigen eingesetzt wurden, um die um Aufmerksamkeit buhlenden Götter zu besänftigen. Die Menschen waren lediglich Sklaven ihrer göttlichen Besitzer. »Ein Altar wäre wirklich schön«, stimmte sie ihm zu. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
    »Das wird mein Neujahrsgeschenk für dich«, versprach Ka-lam und winkte ihr nach.
    »Kalam.« Sie drehte sich noch einmal um. »Warum schreibst du eigentlich so komisch von oben nach unten und von rechts nach links, statt einfach quer von links nach rechts, sodass du beim Schreiben nicht deine eigenen Zeichen verschmierst?«
    Kalam starrte sie an. Sprachlos.
    »Na, egal. Grüße Ningal von mir.« Sie ließ ihn in der Tür stehen und stieg die Treppe zu ihren Gemächern hinauf. Die Pauken hatten aufgehört zu dröhnen, dafür war der Lärm in ihrem Kopf um das Tausendfache angewachsen. Stimmen, Gedanken, Bilder. Ihr platzte allein vom Wachsein fast der Schädel. Chloe verzog sich in ihr Zimmer, schlüpfte aus ihren Kleidern und krabbelte in ihr Palmwedelbett.
    »Jesus«, betete sie leise zu ihrem persönlichen Hirtengott, »ich glaube, ich verliere allmählich den Verstand. Hilf mir, gut zu sein und das Rechte zu tun. Und bitte mach, dass diese Kopfschmerzen aufhören.«
    Sie schloss die Augen und zwang die Stimme, ebenfalls zu verstummen.
    Shama schielte durchs Dunkel, durch das Gewirr von Leibern. Schwerer Opiumduft hing in der Luft. Den Wachsstock hoch erhoben, ließ er seinen Blick über die praktisch bewusstlosen Opfernden wandern. Kidu, der Bergmensch-alias-Hohepriester in Ausbildung lag flach auf dem Rücken, umschlungen von drei Frauen. Er schnarchte; sie blickten aus trüben Augen benebelt zu ihm auf.
    Er schüttelte Kidus Bein.
    »Schlaf«, sagte eine Frau. »Der ist nicht zu gebrauchen.«
    Eine andere demonstrierte, wie wenig er zu gebrauchen war. »Opium«, lallte sie. »Nachdem er welches genommen hatte, haben wir es auch genommen.«
    Natürlich, warum sollten sich die Gläubigen grämen, wenn der Hohepriester der Fruchtbarkeit nicht mehr in der Lage war, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Shama seufzte abfällig. Dann klatschte er Kidu mit der flachen Klinge gegen den Schenkel.
    Blitzartig ging Kidu auf ihn los. Shama blieb keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Eine Sekunde später steckte er schon in der Finsternis, und die Luft war ihm abgeschnürt. Knurren, Gebrüll, Flehen - verstehen konnte Shama nichts davon. Aber er spürte Kidus Hände um seine Kehle.
    Von einem Barbaren getötet zu werden, nachdem er so lange gelebt hatte. Shamas Kopf glühte, gleich würde ihm das Hirn zu den Ohren herausspritzen.
    »Lass ihn los«, hörte er endlich jemanden zu Kidu sagen. »Sonst bringst du Shama noch um, und dann wird dich die Ensi umbringen.«
    Kidu ließ Shama fallen, der zu Boden stürzte und auf einem weichen Frauenleib landete, bevor ihm schwarz vor Augen wurde. Als er wieder aufwachte, fächelten ihm die drei Frauen Luft zu, besprühten seine Handgelenke mit Duftwasser und beteten. Inbrünstig.
    Kidu starrte ihn grimmig an. Shama hatte

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