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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hatte, stand an der Tischkante. Chloe, die khamitische Konkubine seines Arbeitgebers. Chloe, die im Haus der Tafel unterrichtet werden wollte und damit ganz Ur aus dem Lot brachte. Chloe, die Schafhirtin. Chloe, die Wohlhabende. Chloe, das Weib. Chloe, die, ohne es zu ahnen, das Schreiben revolutioniert hatte. Chloe, die ihm so zusetzte.
    Kalam rammte das Knie gegen den Tisch. Das Votivbild krachte auf den Boden.
    »Ich kann kaum laufen.« Ulu ließ sich in ihren Stuhl fallen und streckte die Beine in die Luft. Ezzi würdigte sie keines Blickes. »Wo ist das ganze Essen?«, wollte sie wissen.
    »Ich, ich war hungrig.« In Wahrheit hatte er nicht mal Appetit. Er war den Krummen Weg auf und ab geeilt und hatte jedem der hundert Götter und Göttinnen, deren Altäre entlang der Straße in kleinen Mauernischen eingelassen waren, Bier, Brot und Fleischhappen gebracht.
    Ulu sah ihn listig an. »Hast dir über Neujahr wohl auch ein bisschen Hitze gegönnt, mein Junge? Erzähl schon, dann finde ich ihren Namen heraus und wir können irgendwas vereinbaren, damit du Rabatt bekommst.«
    Seine Ohren standen in Flammen. »Kein . kein Weib«, sagte er. »Ich habe viele Stunden mit den Sternen verbracht.«
    »Bei Sin«, stöhnte sie. »Nachdem ich eine volle Woche lang Gold für uns beide verdient habe, finde ich nichts zum Essen im Haus, weil du den Himmel anglotzen musstest? Wann hätte sich der Himmel je verändert? Sogar als Ziusudra übers Meer segelte, blieb er wie immer.« Sie ließ ein Bein auf den Boden plumpsen.
    Eigentlich sollte er ihr anbieten, ihr etwas Essbares zu besorgen oder liefern zu lassen. Die Sklavinnen waren unten am Fluss mit der Wäsche beschäftigt. »Der Himmel verändert sich alle achtundzwanzig Tage«, widersprach er.
    »Wunderbar«, fuhr sie ihn an. »Mein Frauenblut auch.«
    Reglos starrte Ezzi sie an. Als sie ihm das Gesicht zuwandte, erkannte er, dass ihr eines Auge blau und zugeschwollen war.
    »Kein Problem«, zischte sie. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Er schlang seinen Umhang enger. »Ich komme gleich wieder«, sagte er.
    »Nimm dich in Acht, da draußen scheinen nicht die Sterne. Man nennt das Tageslicht, und Menschen, die für ihr Geld arbeiten müssen -«
    Erst nachdem er das Hoftor hinter sich ins Schloss gezogen hatte, fiel ihm ein, dass er nichts zum Eintauschen mitgenommen hatte. Er kehrte noch einmal zurück. »Ich habe kein -«
    Sie rappelte sich auf und humpelte zu den Kleidern, die sie auf dem Weg zum Tisch hatte fallen lassen. Sie zog drei, vier, fünf Beutel mit Schmuck und Gerste aus dem Haufen. Fassungslos starrte Ezzi auf ihre Schätze; so viel verdiente sie, einfach indem sie mit Männern schlief?
    »Schau nicht so blöd. Ich weiß vielleicht nichts über die Sterne, aber ich kann dir genau sagen, wie man einen Mann dazu bringt -«
    Ezzi schnappte sich einen Beutel, lief zur Tür und knallte sie ins Schloss, um Ulus Lachen zu entfliehen. So viel Tauschware! Er schaute noch einmal hinein, nur für den Fall, dass er nicht richtig hingeschaut hatte. Hatte sie die ganze Zeit schon so viel bekommen? Hatte sie über all die Jahre ihre Schätze vor ihm versteckt? Dafür konnte er sich eine Kupferwanne bestellen; ach was, fünf Kupferwannen!
    Er schnürte den Beutel zu und stopfte ihn in seinen Umhang. Vor allem interessierte ihn, wer das Geld für seine Mutter verwahrte. Jeder Gedanke an Schlaf, alle Götter und Göttinnen waren vergessen. Wie auch der Hunger, seiner und Ulus.
    Wie konnte man sich über Geldverwalter kundig machen?
    »Warum willst du eigentlich lernen?« Nimrod warf einen Stein ins Wasser. Kami, ein schwarz getupftes Schaf mit fettem Schwanz, lief hinterher.
    »Ich habe noch nie ein Schaf gesehen, das apportieren kann«, bemerkte Chloe, während sie beobachtete, wie das Schaf in dem dahinplätschernden Bach nach dem Stein suchte. Natürlich folgten die übrigen Tiere seinem Beispiel, schließlich waren es Schafe. Mimi, der Ziegenbock, war damit beschäftigt, sich am Feldrand gütlich zu tun. Gedankenverloren versetzte Chloe Mimi einen Klaps und führte ihn zum Bach und den Schafen. »Es ist ein innerer Drang«, gestand sie, während sie die schmalen schwarzen Furchen überquerten, auf denen in wenigen Tagen Linsen, Zwiebeln und Gurken sprießen würden. »Ich bin wie davon besessen. «
    Er lachte leise. »Das darfst du keinem außer mir erzählen, sonst sitzt du auf dem Exorzisten-Stuhl, bevor du auch nur sagst: >Aber ich besitze nur Schuldscheine.««
    Sie lachte

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