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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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ich begreife sie nicht.«
    »In einer Sprache, die du nicht kennst?«, fragte er, auf einen Ellbogen gestützt.
    »Ich verstehe durchaus, was sie sagt, ich begreife nur nicht, wie sie es sagt.«
    Er räkelte sich und spielte mit den flaumbedeckten Fingern im Gras. »Vermutlich handelt es sich um einen persönlichen Dämon.«
    Chloe seufzte. »Schön wär’s. Aber sie tut nichts für mich.«
    »Überträgt keine Flüche, wie?«
    »Glaubst du, der Schreiber im Büro deines Vaters könnte noch aufrecht gehen, wenn ich jemanden verfluchen könnte?«, fragte sie.
    Nimrod lachte. »Dieser Schreiber hat bestimmt einen sehr mächtigen Exorzisten in seinen Diensten. Niemand kann ihn leiden.«
    »Aber das ist nicht das Schlimmste.«
    »Für mich hört sich das gar nicht so schlecht an. Eine Freundin in deinem Kopf. Wenigstens ist es eine Freundin, keine Feindin. Die dich vom Dach zu werfen versucht oder dich nackt vor deinen Schafen tanzen lässt oder sonst was.«
    Sie lachte und rief gleich darauf die Schafe zur Ordnung.
    »Was ist denn das Schlimmste?«, fragte er.
    »Diese andere Person, diese andere Persönlichkeit ist ver-liebt.«
    Nimrod setzte sich wieder auf und sah sie gespannt an. »In wen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du kennst ihn nicht? Hast du ihn denn gesehen?«
    »Nur in ihren Träumen. Erst dachte ich, es sei ein Gott, weil er so außergewöhnliche Augen hat. Inzwischen - weiß ich es nicht mehr. Und ich weiß auch nicht, wie sie in meinen Kopf gelangt ist und was sie dort zu suchen hat.«
    »Hast du sie gefragt?«
    Sie warf ihm einen giftigen Blick zu. »Nur Wahnsinnige und Priester sprechen mit sich selbst. Es fällt mir schwer genug, dir davon zu erzählen - dabei bist du mein bester Freund.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich bin froh, dass du es kannst. Und was willst du unternehmen?«
    »Vielleicht wäre eine Geisteraustreibung gar nicht so schlecht.«
    »Ich kenne einen guten Geistheiler«, sagte er. »Außerdem wäre da noch der Exorzist, den meine Mutter bei meinem Vater eingesetzt hat.«
    »Der Lugal war besessen?«
    »Ich glaube nicht, aber auf diese Weise konnte sie ihn zwingen, diskreter vorzugehen. Und darum ging es ihr im Grunde.« Er zupfte ein wenig länger am Boden herum. »Ist diese andere in dir . steckt sie hinter deinem Drang, ins Haus der Tafel zu gehen?«
    »Wir sind zu eng miteinander verbunden, als dass ich das trennen könnte. Bei den Hindus gibt es eine Statue mit einem Kopf und vielen Armen. Bei mir ist es wie ein Leib mit zwei Köpfen. Unsere Herzen und Begierden sind eins, aber unsere Gedanken sind getrennt.«
    »Aber sie liegen nicht miteinander in Streit?«
    »Nein. Jedenfalls noch nicht.« Dadi begann schon wieder zu streunen. Chloe stand auf und scheuchte das Schaf zurück, wo-bei sie ihm mahnend auf das fette Hinterteil klatschte. »Möglicherweise ist sie der Grund dafür, dass ich mich an nichts aus der Vergangenheit, an nichts aus meinem Dorf erinnern kann.«
    »Ich dachte, das käme daher, dass du dir den Kopf angeschlagen hast.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts.«
    »Wie heißt sie?«
    »Chloe.«
    Nimrod zog die Stirn in Falten. »Und wie heißt dann du?«
    Verblüfft zog sie Schultern und Arme hoch. »Ich habe keine Ahnung. «
    »Wir brauchen keine neue Ensi!«, versteifte sich Rudi die Sterndeuterin.
    »Asa meint, wir brauchten eine, die Sterne würden es befehlen«, wandte Gern ein.
    »Asa kann seit sechs Sommern die Sterne nicht mehr erkennen«, schnaubte Rudi. »Wie kann er das Omen eines Sternes deuten, den er gar nicht sehen kann?«
    Gern rückte seinen Korbhut gerade und lehnte sich zurück. »Die Ensi muss gehen. Das ist die Botschaft, die uns die Götter schicken, hat Asa gesagt.«
    Rudi setzte sich ihm gegenüber und betrachtete die nachgemachte Schafsleber - das wichtigste Werkzeug jedes Exorzisten. Ihre Sterntafeln lagen rings herum, quer über den ganzen Tisch verstreut. »Ein neuer Stern ist erschienen, daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Das sagt Asa auch.«
    »Aber er steht erst seit ein paar Wochen am Himmel! Woher will er wissen, was er bedeuten soll? Wir hatten noch gar keine Zeit, ihn zu untersuchen!« Rudi deutete auf das Material vor Gem. »Es hat Generationen gedauert, bis wir einordnen konnten, wann und wo die uns bekannten fünfundzwanzig Sterne auftauchten. Generationen, bis wir die wandernden Herden am
    Himmel erkennen konnten. Was ist mit Asas Urteilsvermögen, wo bleibt der

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