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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Gedankenaustausch?«
    Seufzend sah Gern Rudi an. »All unsere Ländereien stehen auf dem Spiel. Die Götter sind uns nicht wohlgesonnen. Die Ensi muss zurücktreten, um das Land zu schützen. Das hat Asa gesagt. Er hat fast geweint, als er es erzählt hat. Ein Mann weint nicht ohne Grund.«
    »Asa weint, weil er hofft, dass er danach klarer sieht.«
    »Pass auf, Rudi. Du bist im Rat nicht besonders beliebt, und falls irgendwer mitbekommt, was du da redest, wie du Asa beschimpfst -«
    »Dann könnte ich vor Gericht gestellt werden, wo wir Asas Augen prüfen könnten, sodass alle Bescheid wüssten. Er ist ein Sterndeuter, der kaum noch erkennen kann, wann es dunkel wird!«
    »Verbitterung ist kein besonders ansehnliches Kleid, Rudi. Und dir steht es schon gar nicht.«
    Rudi starrte auf den Tisch. »Die Ensi wird ihr Amt nicht freiwillig niederlegen. Dafür ist Puabi zu gerissen.«
    »Wenn sie begreift, dass sie es um unserer Länder willen muss, wird sie es tun.«
    »Das wird der Prüfung durch den Rat nicht standhalten.«
    »Der Lugal glaubt Asa bereits.«
    »Nur einen Monat auf Bewährung, und schon verpasse ich alles, wie?«
    »Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Rudi. Du hast die Mondfinsternis übersehen -«
    »Das war nicht meine -«
    »- und dann weigerst du dich, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich überhaupt gewillt bin, das Risiko einzugehen -«
    »Das bin ich, Gem. Ich möchte mich für mein erbärmliches Betragen entschuldigen.«
    »Ich dachte nur, dass du Bescheid wissen solltest, schließlich ist Puabi deine Schwester.«
    Rudi senkte den Blick wieder auf den Tisch. »Danke.« Sie seufzte. »Hat Asa auch gesehen, bis wann die Ensi zurücktreten soll?«
    »Falls er es gesehen hat, hat er nichts darüber gesagt. Es war keine große Kabinettsversammlung, Rudi, es waren nur der Lugal und ein paar Sterndeuter.«
    »Wer hat den Stern denn wirklich entdeckt, Gem? Wir wissen beide, dass es nicht Asa war.«
    Gern sah Rudi an. »Ein junger Mann, gerade mal ein Alter Knabe.«
    »Aus welchem Haus der Tafel?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, aber er heißt Ez-zi.«
    »Ezzi. Ein Sterndeuter.« Rudi schaute über Gems Schulter aus dem Fenster. »Ich werde diesen Ezzi mit einem Fluch belegen. Diesen Mistkerl.«
    Draußen vor dem Fenster wagte eben dieser Ezzi, dicht an die Wand gepresst, kaum zu atmen. Er hatte gar nicht beabsichtigt, das Gespräch zu belauschen; er hatte sich schlicht und ergreifend auf dem Heimweg von dem Treffen mit Asa Sterndeuter verlaufen. Woher hätte er wissen sollen, dass Rudi, die offenste und am wenigsten beliebte Sterndeuterin, sich genau hier aufhalten würde?
    Es war ein Omen der Götter, anders ging es gar nicht!
    Ob ein gutes oder ein schlechtes Omen, würde ihm ein Weissager erklären müssen. Hinter ihm lag die Treppe und irgendwo weiter unten der Pfad, der aus dem Chaos von Tempeln und Lagerhäusern herausführte. Er musste den Lichtstrahl durchqueren, der aus dem Fenster fiel. Jenem Fenster, durch das Rudi die Sterndeuterin ihn beinahe gesehen hätte.
    Drinnen waren beide verstummt. Ezzi warf einen Blick über die Schulter zurück. Er konnte die Zikkurat auch auf dieser
    Stufe umrunden und so zur Treppe gelangen. Ein wesentlich besserer Plan. Stets im Schatten bleibend, entfernte er sich zunehmend weiter von der Treppe, um irgendwann zu ihr zu gelangen.
    Unterwegs betete er an sämtlichen Götter- und Dämonenschreinen.

    »Guten Tag, Lugal.« Chloe streckte den Kopf in seine Amtsstube. Der Schreiber war verschwunden - vielleicht hängte er sich eben irgendwo auf. Hoffentlich.
    Stöhnend lehnte sich der Lugal zurück. »Bist du schon wieder gekommen, um mich mit einem Bann zu belegen?«
    »Zeit, ein Frühstück zu nehmen«, erklärte sie, wobei sie in sein Zimmer trat und einen Korb auf seinem Schreibtisch abstellte. »Ich bringe dir etwas zu essen.«
    »Wobei du jeden Bissen verflucht hast?«
    »Probier einfach und sag mir dann, was du davon hältst.« Sie wickelte ein rundes Ding aus einem Flachstuch und reichte es ihm. »Sei nicht so misstrauisch. Noch habe ich niemanden umgebracht.«
    Mit wachsamem Blick schnüffelte er daran. Seufzend biss Chloe in ein zweites Stück. »Siehst du?«, fragte sie mit vollem Mund. »Es bringt dich bestimmt nicht um.«
    Der Lugal biss zu, kaute versonnen, und ein glückseliger Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Das muss eine Gabe für die Götter sein! Was ist das?«
    »Meine

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