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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Spezialität. Wenn«, sagte sie, halb über ihr mampfendes Gegenüber gebeugt, »wenn ich nur schreiben könnte, könnte ich dir das Rezept dafür geben.«
    Er verdrehte die Augen, kaute aber weiter.
    »Und wenn deine Frau lesen könnte, dann könnte sie mein Rezept nehmen und dir jeden Tag solche Dinger machen.«
    Mit einem Stöhnen wie ein unglücklich Verliebter schnappte er sich den nächsten Ballen.
    »Oder wenn ich wollte - und schreiben könnte -, dann könnte ich diese Dinger herstellen und das Rezept dafür aufschreiben. Dann könnte ich zusammen mit anderen Menschen, die lesen und schreiben können, ein Geschäft eröffnen. Sie könnten dann ebenfalls welche herstellen und sie an Händler und Besucher aus anderen Städten verkaufen.«
    Inzwischen kaute der Lugal ein wenig langsamer.
    »Wenn in diesen anderen Städten Menschen wären, die lesen und schreiben könnten, dann könnten sie diese Dinger nachbacken und verkaufen. Weil es mein Rezept ist, das ich aufgeschrieben habe und nach dem sie backen, würden sie einen Anteil von ihrem Gewinn an mich abführen. Weil ich dann eine Mandantin der großen, edlen, der Schrift mächtigen Stadt Ur wäre und Steuern bezahlen würde.«
    Chloe setzte sich und wickelte das letzte Gebäckstück aus. »Wenn ... ich nur schreiben könnte.«
    Der Lugal verschluckte den letzten Bissen, wischte seinen Mund ab und verfolgte mit Blicken jede von Chloes Bewegungen, mit denen sie das letzte Stück wegpackte. »Ich kann dir nicht erlauben, ein Haus der Tafel zu besuchen«, sagte er. »Das würde das gesamte Gemeinwesen durcheinander bringen. Wie geht es mit deinen Stunden voran?«
    Lächelnd nahm sie seinen Griffel und eine frische Lehmscherbe. Konzentriert an ihrer Unterlippe nagend, schrieb sie eine Nachricht nieder, die sie ihm hinlegte, dann hob sie mit einem Grinsen ihren Korb auf und verließ den Raum.
    »Wie kannst du mich als Idiot bezeichnen!«, brüllte er ihr hinterher, nachdem er ihre Botschaft gelesen hatte. »Ich bin der Lugal!«
    »Läufige Hündin«, zischte der Schreiber, als sie an ihm vorbeikam.
    »Pestratte«, zischelte sie zurück.
    Gleich darauf trat Chloe auf die sonnige Straße und reichte Nimrod das letzte Stück. »Phase Eins wäre abgeschlossen.«
    Er grinste. »Nirg wird dich bis in alle Ewigkeit lieben, weil du ihr was zu essen schenkst.«
    Lachend machte sie sich auf den Heimweg.
    »Das geht schon die ganze Zeit so«, beklagte sich eine der Frauen. »Kidu ist einfach unersättlich.«
    »Die arme Puabi, kein Wunder, dass sie seit Tagen niemand mehr zu Gesicht bekommen hat.«
    »Ich habe gehört, auf Opium ist er noch wilder.«
    »Schon, aber eine Frau darf keinen berauschten Samen aufnehmen«, schränkte eine andere ein. »Sonst würde ihr Kind berauscht zur Welt kommen.«
    »Dann muss ihm irgendwer das Opium wegnehmen, sonst wird keine von uns je ihre Pflichten erfüllen.«
    Die Priesterinnen fanden kein Ende in ihren Gesprächen über den neuesten En, Kidu, und die Ensi. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Shama das Halsband, auf das er neue Perlen aufzog, während er ihnen lauschte. Es verblüffte ihn regelmäßig, was Frauen alles ersannen, um irgendwelche nutzlosen Kerle in Schutz zu nehmen. Die Priester und Laienpriester brauchten den Frauen nur ein Lächeln zu schenken, um angeschmachtet zu werden. Ihre Schönheit war legendär, und keiner unter ihnen war schöner als der En. Der zukünftige En, korrigierte Shama. Falls Puabi immer noch angetan von ihm war, würde sie noch heute das Boot seiner Ernennung Segel setzen lassen, das dann niemand mehr aufhalten konnte. Heute würde sie dem Rat offiziell Kidu als künftigen En vorschlagen.
    En Kidu. Das hörte sich nicht schlecht an, musste Shama zugeben.
    »Er sieht aus, wie der Sonnengott aussehen sollte«, meinte eine der Frauen zurückgelehnt. »Ganz aus Bronze und Gold.«
    »Und er ist so heiß, dass sich seine Haut anfühlt, als würde man die Sonne berühren«, beteuerte eine andere.
    »Hat er wirklich -« Sie steckten die Köpfe zusammen. Zu seiner großen Enttäuschung verstand Shama kein Wort mehr. Sein Interesse hatte schließlich nichts mit Lüsternheit zu tun, er wollte nur sicher sein, dass Puabi das Beste bekam, was der Mann aus den Bergen zu geben hatte.
    Die Frauen lachten kreischend, sie stöhnten und seufzten und begannen dann auszuhandeln, wer ihn als Nächste besuchen würde.
    Shama verknüpfte die Enden des Halsbandes und stand auf. Er hätte Kidu den Weg verbauen können,

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