Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
waren wir auch seit Wochen und gestern auf der Plantage am Fohnsee», sagt Katja und schildert unser Baum-Abenteuer, ohne Churchills trauriges Ende und den peinlichen Baum-Diebstahl zu erwähnen.
Friedrich gesellt sich mit den gefüllten Gläsern auf einem Tablett zu uns. «Mit ganz spezieller Weihnachtsmagie, Ursel!» Er lächelt verschwörerisch.
Natürlich weiß ich, dass er auf unseren heimlichen Weihnachtswunsch anspielt. Aber ob daraus etwas werden wird? Im Moment sieht es jedenfalls nicht danach aus. Na ja, vielleicht nächstes Jahr, vertröste ich mich im Stillen.
«Die Plantagenbesitzer pflanzen nur sehr wenige Bäume dieser Gattung an», redet Robert weiter, während er seinem Vater beim Verteilen der Gläser assistiert. «Deshalb war ich schon im August da, um einen vorzubestellen. Meine Mutter war ein großer Fan dieser Baumsorte, und irgendwie erinnert mich das an sie.»
«Ich weiß», sagt Katja. «Dein Vater hat uns ein Foto gezeigt.»
«Coloradotanne habe ich noch nie gehört», sagt Adrian. «Bei uns zu Hause steht immer eine Nordmanntanne.»
Katja starrt nachdenklich ins Leere, und ich kann ihr ansehen, dass sie an ihren Vater denkt. «Danke für den Tipp, Robert, werde ich nächstes Jahr beherzigen», sagt sie dann. «Nie wieder Weihnachten ohne Coloradotanne!» Sie steht auf, erhebt ihr Glas und grinst mich dabei an.
Ich lächle Friedrich zu, als wir gemeinsam auf ein friedliches Fest anstoßen. «Im August also wieder am Fohnsee.»
«So lange kann ich nicht warten», lacht er und schenkt mir einen tiefen Blick, der mir einen Hitzeschauer über den Rücken jagt.
Wir nehmen alle einen großen Schluck, und zu meiner Erleichterung lobt Katja das Getränk überschwänglich. «Das ist mein erster Eierpunsch, und ich muss zugeben, er schmeckt unglaublich lecker. Werde ich mir fürs nächste Jahr notieren.»
Ach du Schreck, schon wieder eine neue Tradition. Na ja, zumindest sind die Zutaten in jedem Supermarkt erhältlich.
Die Kinder bekommen die Erlaubnis, Zuckerstanden vom Baum zu pflücken, und sind erst mal glücklich. Weihnachtsfrieden breitet sich aus wie eine kuschelige Daunendecke. So gefällt mir Heiligabend. Friedvoll, aber zum Glück nicht besinnlich-melancholisch. Nur die Frage der Bescherung kann die Idylle noch stören. Denn lange wird es nicht mehr dauern, bis die Jungs unruhig werden, und schließlich können wir das wichtigste Event des Jahres nicht ewig hinauszögern.
Friedrich entschuldigt sich, er habe noch in der Küche zu tun. Robert und Adrian begeben sich zu den Kindern, die es alleine nicht schaffen, die Zuckerstangen aus den Schleifen zu lösen.
Katja und ich nehmen wieder auf dem Sofa Platz. «Auf einen entspannten Abend.» Ich proste ihr zu. «Richtig gemütlich hier. Im Grunde kaum ein Unterschied zu unserm normalen Familien-Weihnachten, oder?»
Sie lässt ihr Glas an meinem klingen. «Auf dich, Mama, und vielen Dank für deine Unterstützung!»
«Jederzeit wieder», erwidere ich amüsiert. «Was hältst du davon, wenn wir hierbleiben, bei diesem Super-Christbaum, und mitfeiern?»
«Ach, das wäre schön», seufzt sie zufrieden, dreht sich dann aber erschrocken zu mir. «Aber …»
«Ja, bleibt doch und feiert mit uns», bittet auch Robert, der ihren Seufzer gehört hat.
«Die Kinder warten doch auf die Bescherung», raunt sie mir leise zu.
«Dann müssen wir uns eben etwas einfallen la…» In der Sekunde schrillt die Türglocke.
«Weihnachtsglöckchen», lacht Robert auf dem Weg nach draußen, dem die Freude auf noch mehr Gäste anzusehen ist.
Einen Moment später bimmelt es in Katjas Handtasche.
Eric hat das Klingeln gehört und kommt angelaufen. «Mama, schnell rangehen. Vielleicht ruft der Weihnachtsmann an, weil er unsere Geschenke gebracht hat …»
Katja hat ihr Telefon hervorgekramt, nimmt Eric auf den Schoß und übergibt ihm dann das Telefon. «Hier, du darfst mit ihm reden!»
«Hallo, lieber Herr Weihnachtsmann», kiekst er aufgeregt. «Hast du meine Geschenke schon unter den Baum gelegt? Ich war auch ganz, ganz brav.» Er lauscht einen Moment, dann gibt er das Telefon an Katja zurück und sagt schmollend: «Das is gaaa nich der Weihnachtsmann … bloß der Papa.»
«Na so was!» Grinsend hält sich Katja das Telefon ans Ohr, schiebt Eric sanft zur Seite und verzieht sich an den Kamin, wo er sie nicht hören kann. Doch auch ich kann jetzt nicht vernehmen, was sie mit Bernd verabredet. Aber ich gehe mal davon aus, dass sie meine
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