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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vermutlich vor einer Einfahrt.
    „Der manövriert“, sagte Tim.
    „Das sehe ich auch“, erklärte
Gaby. „Aber warum macht er das?“
    „Jedenfalls ist es nicht unser
Bruno Zapp. Der fährt Feuerstuhl und nicht Kastenwagen. Es ist auch nicht Beate
Kottke, denn die kam in Polluks BMW.“
    Alle vier spähten in die
Richtung. Nur Oskar hatte sich abgewandt. Zeit verging. Der Wagen stand
brezelbreit auf dem Gehsteig. Offenbar war dort, flankiert von Hecken, die
Einfahrt zu einem Grundstück. Tim konnte Bewegungen ausmachen. Eine Gestalt?
Zwei Gestalten? Es war nicht zu erkennen auf die Entfernung, und die Einfahrt
lag im Schatten der Hecke.
    Jetzt kamen zwei Personen nach
vorn, ein Mann und eine Frau. Sie war blond. Soviel konnte Tim erkennen. Auch,
daß sie eine Tasche trug und ein Dackel neben ihr lief.
    Spinne ich? dachte Tim. Oder
sind meine grauen Zellen online?!
    Er sprintete los.
    „Was ist denn?“ rief Gaby.
    Aber für die Antwort war keine
Zeit. Denn dort hinten beim Kastenwagen hatte man ihn bemerkt.
    Der Mann blickte her, ein
schmaler, hochstämmiger Typ mit den Schultern des Antisportlers. Jedenfalls
wirkte er so.
    Tims Spurt schien
innenschädelige Alarmglocken auszulösen. Die blonde Frau und der Dackel wurden
in den Wagen gestopft. Der Mann sprang hinein.
    „Halt!“ brüllte Tim und hatte
200Meter zurückgelegt. „Halt! Sonst...“
    Der Wagen fuhr an, schlingerte
über die Straße und preschte weg in die andere Richtung.
    Keine Chance, das Nummernschild
zu entziffern. Tim verlangsamte das Tempo, lief aber noch, fluchte innerlich
und fühlte die kalte Luft in den Bronchien. Er hatte durch den Mund geatmet in
der Eile, was er sonst immer vermeidet. Denn zum Atmen ist ausschließlich die
Nase da — auch bei körperlicher Anstrengung und Sport.
    Der TKKG-Häuptling blieb
stehen. Seine Freunde trabten heran.
    „Die Frau war’s, nicht wahr?“
rief Gaby.
    „Jedenfalls war sie blond und
jung. Sie hatte eine Tasche und den Dackel. Ich tippe auf Beate Kottke.“
    „Sie ist freiwillig
eingestiegen“, stellte Karl fest.
    „Sah so aus. Vielleicht hat sie
einen Bekannten getroffen. Wir müssen Polluk fragen. Vielleicht kennt er den
Wagen. Ich glaube, es saß noch jemand drin. Am Lenkrad.“
    Tim wollte sich abwenden. Aber
in diesem Moment torkelte der Mann aus der Einfahrt — oder was auch immer dort
war. Ein Mann mit Baseballkappe war’s. Er torkelte und hatte offensichtlich
weiche Knie. Jetzt rutschte er aus und setzte sich hart auf den Hintern.
    Nanu! dachte Tim. Ist das ein
Alki mit zuviel Schnaps im Blut oder wurde ihm übel mitgespielt?
    Der Mann blieb sitzen, stützte
sich rücklings ab mit beiden Händen und drehte — er wirkte verwundert - den Kopf
nach rechts und nach links.
    Die TKKGler erreichten ihn. Tim
sah sofort: ein Oldie mit Schnee auf dem Haupt, denn unter dem kunstledernen
Gehirnwärmer hing total weißes Haar hervor, aber mit Frühling im Herzen.
Vielleicht wollte der Opa auch nur seinen Enkeln imponieren, denn eingewandet
hatte er sich wie ein Szene-Freak im irrsten Klamotten-Shop.
    Tim ergriff ihn achselmäßig von
hinten und zog ihn hoch, wobei der Opa fast aus dem Vampirmantel rutschte.
    „Ist Ihnen nicht gut?“ fragte
der TKKG-Häuptling, was ihm einen strafenden Blick von Gaby eintrug, die das
offenbar für Zynismus (beleidigenden Spott ) hielt.
    „Mir ist übel“, sagte der
Oldie.

    „Krank?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Haben Sie solche Anfälle
öfter?“ Tim hielt ihn fest an den Schultern und damit aufrecht.
    „Eigentlich nie.“
    Der Opa hatte ein sympathisches
Gesicht, hätte als gutmütiger Weihnachtsmann keine Maske gebraucht.
    „Alles fängt mal an“, sagte
Klößchen halblaut — und erhielt von Gaby einen Rippenstoß.
    Der Opa sah sich um und
schüttelte dabei den Kopf, als wollte er Benommenheit abstreifen.
    „Wo sind wir denn hier?“
    „In der Boraner Landstraße,
ziemlich am Ende. Dort geht’s nach Kleinklibitzen. Das ist das Stadtviertel an
der Südwesttangente.“
    Tim ließ ihn vorsichtig los —
und siehe da: Der Opa konnte alleine stehen.
    „Komisch!“ murmelte er. „Eben
war ich doch noch an der Glühweinbude in der Fußgängerzone am
Universitätsplatz. Wo sind denn die netten jungen Leute? Das Pärchen? Die hatte
ich doch eingeladen zum Glühwein. Ja, und... Jetzt erinnere ich mich: Plötzlich
wurde mir schlecht. Aber dann weiß ich nichts mehr.“
    „Was war denn gerade eben?“
fragte Tim. „Sie sind aus diesem Weg

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