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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ich
keinen gesehen“, erwiderte Michi. „Weder Beate noch diesen Kerl.“
    „Ich verstehe das nicht. Wie
vom Erdboden verschluckt.“
    „So ein Mist!“ schimpfte Michi.
„Es hatte so schön angefangen.“
    Ja, was denn? dachte Beate. Die
sprechen von mir und meinem Verfolger. Also wollten sie mir helfen. Logo! Die
haben die Durchsage gehört, gleich richtig gedacht und...
    „Ja, schön angefangen“,
bestätigte Gotti. „Und deine Idee war goldrichtig. Und fast wären wir
rechtzeitig dagewesen — bei Polluks Büro. Nur dieser Typ war noch schneller.“
    „Du hast sie die ganze Strecke verfolgt?“
fragte Michi, die sein Versagen offenbar nicht wahrhaben wollte.
    „Habe ich. Nicht Beate, die war
natürlich weit voraus. Aber dem Kerl bin ich nach. Und der war laut genug. Ich
konnte dranbleiben an ihm. Aber hier war’s dann plötzlich zappenduster. Niemand
mehr da. Auch Küßchen nicht.“
    „Ob der Kerl Beate umgebracht
hat?“
    „Hoffentlich nicht.“
    „Das schöne Geld! Die schöne
Bankraubbeute!“
    „Du sagst es.“
    „Gotti, wir müssen den Mann
ausladen. Ich glaube, er wird wach. Ja, er bewegt sich.“
    Gotti trat etwas vom Wagen
zurück und blickte in beide Richtungen die Straße entlang.
    „Hier ist kein Mensch, Michi.
Und die Häuser sind dunkel. Trotzdem! Am besten, du wendest und rückst mit dem
Heck dort an den Weg.“
    „Der ist zu schmal. Dort paßt
der Wagen nicht rein.“
    „Du sollst nur ranfahren. Dann
sieht niemand, wenn wir ihn abladen.“
    Beate war verwirrt. Wie die
beiden redeten! Das klang nicht, als wären sie nur aus Hilfe herbeigeeilt. Sie
trauerten um das Geld. Und wen wollten sie jetzt abladen?
    Gotti kam über die Straße und
postierte sich zwischen den Zaunhecken, nur fünf Menschenlängen von Beate
entfernt. Küßchen blieb brav. Er nahm’s hin, daß man ihm an diesem Abend
ständig die Schnauze zuhielt.
    Michi manövrierte mit dem
Kastenwagen, dessen Maschine jetzt sterbenskrank klang, fuhr rückwärts über die
Straße, auch über den Gehsteig und bohrte die linke Heckseite knirschend in
eine der Hecken.
    „Stop!“ rief Gotti.
    Aber die Zweige knackten schon,
und auch der mit Immergrün überwucherte Jägerzaun ächzte.
    Dann hielt der Wagen.
    Beate hatte sich noch tiefer in
die Hecke gepreßt.
    Gotti öffnete die Hecktür.
Innen flammte ein trübes Licht auf, es fiel auf einen bewußtlosen Mann.
    Er war alt, jedenfalls
weißhaarig, trug aber einen neuen Nobelcoat im Vampirschnitt, was ja in diesem
Winter hipmodern war, edle Winterjeans, die etwas hochgerutscht waren an den
langen Unterhosen der dünnen Beine, und Cowboy-Stiefel mit
Acht-Zentimeter-Absätzen. Der alte Herr war offenbar im Herzen jung geblieben,
zumindest im Outfit.
    Jetzt wurde er von Gotti aus
dem Wagen gezerrt, in den Schnee gesetzt und rücklings an die Hecke gelehnt.
    Gotti griff nochmal in den
Wagen, holte die rattenscharfe Baseballkappe aus recyclebarem Kunstleder heraus
und zog sie dem Alten auf die Ohren. Nicht zu verwegen, also mit dem Schild
nach vorn.
    „Mach’s gut, Opa!“ sagte Gotti.
„Geld und Kreditkarten hast du ja noch. Wir haben nur die Daten geklaut.“
    Gotti schloß die Hecktür und
wollte nach vorn gehen und einsteigen.
    In dieser Sekunde hatte Beate
ihren Schreck überwunden. Sie schöpfte Luft und ließ ihrer Empörung die Zügel
schießen.
    „Heh!“ rief sie. „Was ist los?
Was habt ihr mit dem alten Mann gemacht?“

13. Oldie im Vampirmantel
     
    Mist! dachte Tim. Hier ist alle
Suche vergebens. Diese Straße ist endlos — wie eine Menschenkette aus
weltbewegendem Anlaß. Schluß!
    Die TKKG-Kids standen auf der
Boraner Landstraße, hatten noch eine Weile gesucht, sogar nach Beate Kottke
gerufen und weit mehr getan als ihre Pflicht. Viel Zeit war vertan worden,
leider nutzlos.
    Mehrere Versuche, Oskar wieder
die Spur aufnehmen zu lassen, waren fehlgeschlagen. Nichts ging mehr. Man mußte
aufgeben. Ein Wort, das Tim haßte. Ein Tun, das nicht seinem Wesen entsprach.
Aber es hatte auch keinen Sinn, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen — oder
blindlings in die Dunkelheit dieser unwirtlichen Dezembernacht.
    „Hier ist total tote Hose“,
sagte Tim. „Wir sollten die Hufe wetzen.“
    „Was macht der dort hinten?“
fragte Gaby.
    Sie blickte an Tim vorbei in
die andere Richtung.
    Der TKKG-Häuptling drehte sich
um.
    Am Ende der Straße, jedenfalls
500 Meter entfernt, schob sich ein Kastenwagen rückwärts über die Fahrbahn und
verharrte dann auf dem Gehsteig,

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