Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
etwa doch Kleister, äh, Geister?“
Hans zuckte einen Moment unschlüssig die Schultern. „Ja, in gewisser Weise schon. Aber es sind keine bösen Geister, glaube ich. Wir müssen sie nicht fürchten.“
Der Chor der Sieben antwortete wieder, wobei nun die Stimmen von überall zu kommen schienen. „Das ist richtig. Wir haben nicht vor, euch Schaden zuzufügen und bedauern, dass wir direkt oder indirekt für das Ende der Existenz eurer Artgenossen verantwortlich sind.“
Das brachte Lars auf eine Idee. „Wie wäre es, wenn ihr als Ausgleich uns helfen würdet?“
„Wie können wir das?“, fragte der Chor sofort.
Hans warf Lars einen anerkennenden Blick zu. Dann sagte er: „Wir sind auf der Suche nach einer bestimmten Halle. Es handelt sich hierbei um eine Bibliothek in einem Turm, der in einer Gebirgslandschaft steht. Wisst ihr etwas davon?“
„Einen Augenblick, bitte! Wir überprüfen all unsere Informationen.“ Der Chor der Sieben verstummte für einen Zeitraum von vielleicht vier oder fünf Sekunden. „Bedauerlicherweise verfügen wir über keine der gewünschten Informationen. Von Welten außerhalb unseres Reiches kennen wir nur jene, in der ihr gelandet seid, als ihr dem seltsamen Behältnis entstiegt, das wieder verschwunden ist.“
Das war eine Enttäuschung. Nun mussten sie wenigstens zusehen, dass sie diese lebensfeindliche Halle, die nichts als Wüste beinhaltete, schnellstmöglich hinter sich brachten.
„Wir verstehen, dass ihr diese Welt außerhalb unseres Reiches verlassen wollt, um zu finden, wonach ihr sucht. Wir wissen einen Weg, wie das möglich ist.“
Sofort war wieder die Aufmerksamkeit der Gefährten geweckt. „Und wie können wir das?“, fragte Hans gespannt.
Der Chor der Sieben antwortete: „Wir wissen von einem Wesen, dass möglicherweise von eurer Art ist und immer wieder einmal durch diese Welt außerhalb kreuzt. Es entzieht sich allerdings immer unserem Zugriff, wenn wir uns nähern. Wir haben schon häufiger darüber gerätselt, wie das geschehen mag. In letzter Zeit haben wir Versuche der Kontaktaufnahme unterlassen, da wir die Sinnlosigkeit unserer Bemühungen einsehen mussten.“
Ein anderer Teil der Halle wurde hell. Hier hing ein Vorhang in der Luft. Ohne Gardinenstange oder sonstige Aufhängung, einfach so.
„Tretet durch diesen Vorhang, und ihr habt unser Reich wieder verlassen. Ihr werdet euch aber an einem anderen Ort wieder finden als dem, wo wir euch trafen. Alles Weitere klärt sich von selbst.“
„Dann lasst uns gehen ohne zu Zögern.“ Salvatore war der Erste, der sich erhob. Pietrino folgte seinem Beispiel unmittelbar. Hans musste lächeln. Aber auch Lars und Mike schienen sofort aufbrechen zu wollen.
„Dann verabschieden wir uns jetzt“, sagte Hans und nahm seinen Rucksack auf.
„Wir danken euch für die Unterhaltung und die Informationen, die ihr uns damit vermittelt habt.“ Der Chor der Sieben wurde leiser und schwächer. „Wir wissen jetzt, dass es noch andere Welten gibt und Existenzformen, die der unseren vollkommen fremd sind. Wir werden das ausführlich diskutieren und erörtern. Vielleicht werden wir eines Tages einen Weg finden, diese Welten zu erforschen. Geht jetzt!“ Das war das Letzte, was sie jemals vom Chor der Sieben hören sollten.
Mit einem gewissen Misstrauen bewegten sie sich dann auf den Vorhang zu. Er war dunkelblau und der Stoff schien schwer zu sein.
„Wie wird das funktionieren?“, fragte Lars. „Was werden wir tun müssen?“
Hans antwortete: „Ich schätze, wir werden einfach nur hindurch gehen müssen. Probieren wir es aus.“
Salvatore sah dem Vorhang mit unverkennbarem Unbehagen entgegen. „Kann das eine Falle sein?“
„Glaube ich nicht“, sagte Hans. „Immerhin haben die Sieben gesagt, dass sie uns keinen Schaden zufügen wollen.“
„Seit wann kann man Geistern trauen?“, entgegnete Salvatore.
„Hätten Sie uns Übles gewollt, hätten sie es uns schon vorher antun können.“ Hans streckte die Hand nach dem Stoff des Vorhangs aus. Er berührte ihn ungefähr in der Mitte. Dort teilte er sich und gab den Blick auf die Halle außerhalb des Reiches der Sieben frei. Mike, Lars, Salvatore und Pietrino gaben Laute des Erstaunens von sich. Der Anblick war so verlockend, dass sie Hans ohne Zögern durch den Vorhang folgten. Von einem Moment zum anderen standen sie an einem endlosen Sandstrand, sahen überrascht auf ein herrlich blaues Meer, das von einer sanften Dünung gewellt wurde. Sie
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