Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
seinen Füßen auf, dass es fast wie ein unbeholfenes Tänzchen wirkte und schrie dabei immer wieder: „Böser, dummer Fisch! Böser, dummer Fisch!“ Dann suchte er Steine und schoss sie mit seiner Schleuder wahllos auf die Wasseroberfläche hinaus. Derweil zählten Lars und Mike den Inhalt der Kiste durch. Hans murmelte dabei trocken: „Ich hoffe, es hat sich keiner von euch auf ein Bad im Meer gefreut. Das sollten wir wohl besser bleiben lassen.“
„O ja, ich glaube auch, dass wir uns vom Wasser fernhalten sollten.“ Lars war von dem Fischungetüm ebenfalls sehr beeindruckt.
Mike, der mit ihm bei der Kiste hockte, kratzte sich an Kinn und Hinterkopf gleichzeitig. „Aber wie soll das denn funktionieren? Offene Flaschen werden untergehen, geschlossene Flaschen schwimmen, werden aber vom Hai gefressen.“
Hans nahm eine der Flaschen in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. „Vielleicht sollten wir es mit einer geöffneten Flasche ausprobieren, so wie es hier in der Schrift im Deckel verlangt wird. Wenn sie untergeht ist es auch nicht schlimmer, als wenn sie als Fischfutter gedient hätte.“
Pietrino und Salvatore sagten dazu nichts, Mike blickte unentschlossen drein, Lars nickte zaghaft. Kurz entschlossen zog Hans an dem Korken, der mit einem leisen Plopp den Flaschenhals freigab. Hans wollte schon weit ausholen, da bemerkte er, dass der Inhalt zumindest teilweise verschüttet werden würde. Also besann es sich, setzte das Gefäß vorsichtig auf die Wasseroberfläche, wo es eintauchte, aber nicht ganz unterging, wieder etwas nach oben stieg und dann ein wenig vor sich hin dümpelte. Erneut verfolgten die Gefährten mit Spannung, was weiter geschehen würde.
Tatsächlich stimmten die Strömungsverhältnisse, so dass die Flasche langsam auf kleinen Wellen hinaus aufs Meer trieb. Bald war sie vier Meter vom Strand weg, dann fünf, dann sieben …
„O nein, seht doch!“, schrie Pietrino und begann wieder zornig mit seinen Füßen auf den Sand zu stampfen. Dann bückte er sich schnell und suchte Steine für seine Schleuder. Eine große, dunkle Rückenflosse schnitt durch die Wasseroberfläche; zweifellos gehörte sie zu dem riesigen Ungetüm, das schon die erste Flasche verschluckt hatte oder zumindest einem seiner Artgenossen. Offensichtlich bewegte sich der Riesenfisch mit hoher Geschwindigkeit auf die Flasche zu. Pietrino schoss mit seiner Schleuder Steine auf den Hai, aber das schien das Ungetüm nicht im Geringsten zu beeindrucken.
In diesem Moment schlug eine Welle über den offenen Flaschenhals, dann eine zweite. Die Flasche versank. Die Rückenflosse schnitt langsamer durch Wasser, als müsse der Fisch überlegen, was er nun zu tun habe.
„Wie schade“, murmelte Lars.
„Was ein Mist!“, schrie der kleine Pietrino. Salvatore versuchte ihn zu beruhigen.
Auch Mike und Hans machten grimmige Gesichter und warfen bedenkliche Blicke auf die Flaschen, die noch übrig waren. Viele Experimente waren nicht mehr möglich.
Plötzlich zuckte die Rückenflosse, dann jagte der Fisch mit noch höherer Geschwindigkeit davon, als er sich ursprünglich der Flasche genähert hatte. Dort, wo sie untergegangen war, begann das Wasser zu brodeln und zu kochen. Aus diesem aufgewühlten Wasser schoss etwas schnell und pfeilartig nach oben in den blauen Himmel, dabei entstand ein grell pfeifendes Geräusch, das den Gefährten am Strand das Gehör zu zerreißen drohte. Dann zerplatzte das Etwas, das aus dem Wasser geschossen war, in bestimmt zweihundert Metern Höhe in einer blutroten Wolke. Diese Wolke teilte sich in drei Teile, die Teile bildeten dann jeweils einen Buchstaben.
„S-O-S“, las Mike laut vor. „ Save our souls .“
Lars lachte begeistert auf. „Und ich dachte immer, das würde stehen für ship on sinking .“
Salvatore war wieder blass geworden, aber vor lauter Überraschung brachte er kein Gebet zustande. Pietrino machte große Augen und überlegte, ob er sich fürchten sollte oder nur staunen musste.
„Also so ist das gedacht! Offensichtlich befindet sich in den Flaschen eine Substanz, die mit Wasser reagiert und dann eine Explosion erzeugt, die in der Flasche eine kleine Rakete oder so etwas zündet.“ Hans rieb sich mit der Hand den Nacken. „Tolle Vorstellung! Die Frage ist nur, ob das jemand gesehen hat, der uns helfen kann. Na ja, immerhin wissen wir jetzt, wie´s funktioniert. Jetzt halten wir nach einem Schiff oder so etwas Ausschau, und wenn wir eines sehen, dann lassen wir
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