Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
noch einen Korken knallen.“
Lars bemerkte die Unzufriedenheit in Hans´ Stimme und sprach aus, was dieser gedacht, aber verschwiegen hatte. „Hoffentlich haben wir noch Zeit genug, um nach Schiffen Ausschau zu halten.“
Mike beschattete die Augen mit der ausgestreckten Hand und spähte auf die endlose Wasserfläche hinaus. Seine Stimme klang unsicher, als er sagte: „Seht mal, kommt da etwa schon eins?“
Sofort galt die Aufmerksamkeit aller der Richtung, in die Mike angestrengt starrte. An der Kimm, da, wo Himmel und Wasser zusammenzutreffen schienen, bewegte sich tatsächlich ein kleines Pünktchen. Was konnte das sein? Hans schien sich an etwas zu erinnern, griff in seinen Rucksack und holte ein kleines Fernglas hervor. Er stellte die Schärfe ein und nahm dann den kleinen Punkt am Horizont ins Visier. Pietrino sah neugierig zu, was Hans tat, denn ein Fernglas kannte er nicht.
Lars und Mike bestürmten Hans mehr oder weniger gleichzeitig mit Fragen. „Siehst du etwas? … Kannst du etwas Näheres erkennen? … Ist es ein Schiff? … Oder ist es etwa ein Ungeheuer? … Hans, sag doch was!“
Hans nahm das Fernglas von den Augen und schmunzelte sparsam, aber eindeutig amüsiert. „Ihr lasst mich doch gar nicht zu Wort kommen. Nein, es ist noch nichts an Einzelheiten zu erkennen, dafür ist die Distanz zu groß oder meinetwegen das Glas zu schwach.“ Er gab das Fernglas behutsam und mit der Ermahnung: „Vorsichtig, nicht kaputt machen!“ an Pietrino weiter, der neugierig danach griff.
Der kleine Junge sah durch die Linsen, wie er es Hans hatte tun sehen. „Ooohhhhh, was ist denn das? Salvatore, schau mal!“
Salvatore warf ebenfalls einen Blick durch das Glas, gab es schnell zurück an Hans und meinte mit gequälter Miene: „Solange ich in unserer Heimat war musste ich nicht einmal so viele fremde und unheimliche Dinge auf einmal erdulden. O Herr, warum prüfst Du Deinen armen und schwachen Diener Salvatore so schwer?“
Hans verkniff sich ein weiteres Schmunzeln, hob das Glas wieder vor die Augen und spähte erneut hindurch. „Wir sollten vielleicht noch eine SOS-Rakete starten, nur für den Fall, dass wir bisher unbemerkt blieben. Ich habe schon fast den Verdacht, dass uns die Sieben hier zu genau diesem Zeitpunkt abgesetzt haben, weil sie wussten, dass hier bald jemand vorbeifahren würde.“
„Nichts leichter als das! Ich kümmere mich um das Feuerwerk.“ Mike ging unternehmungslustig zu der Kiste mit den Flaschen und freute sich schon auf das Spektakel.
„Sei aber vorsichtig!“, mahnte Lars.
„Na logo“, maulte Mike. „Bin doch kein Kleinkind mehr! Zu Silvester bin ich immer der Pyrotechniker vom Dienst.“ Er nahm eine der Flaschen, entkorkte sie und warf sie mit einem leichten Schwung ins Wasser in Strandnähe. Das war allerdings äußerst ungeschickt. Der Wurf war weit genug, dass die mit dem Fall verbundene Schwerkraft die Flasche unter Wasser drückte. Also kam der Inhalt der Flasche mit Wasser in Berührung, was schließlich der Auslöser der Explosion war, die die Rakete antrieb.
Der Wurf war aber nicht weit genug, um die Rakete in der Flasche in sicherer Entfernung zu zünden. Also begann das Wasser in ungefähr fünf Metern Entfernung zu den Gefährten zu brodeln und zu brausen. Hans, der bisher nach dem Punkt am Horizont gespäht hatte, nahm erschrocken das Glas von den Augen. Gerade noch rechtzeitig! Die Flasche war vielleicht auf den sicher noch seichten Grund aufgeschlagen und dabei in Schräglage gekommen, jedenfalls schoss die Rakete aus dem Wasser und jagte auf die Gefährten zu. Die warfen sich blitzartig zu Boden, hielten sich dabei die Ohren zu, denn das gellende Pfeifen war ungeheuerlich. Erschrocken sahen sie dem Flugkörper hinterher, der über eine Düne jagte und dann vermutlich irgendwo aufschlug. Über der Düne erschien eine rot-sandfarbene Wolke, aus der allerdings keine Buchstaben oder Signale aufstiegen.
Als sich die Wolke wieder legte bedachten die Gefährten Mike mit vorwurfsvollen Blicken, dessen Gesicht ein wenig die Farbe wechselte. Die Blässe des Schreckens über den Fehlstart der Rakete wurde soeben vom Rot der Scham und Verlegenheit übertüncht. Mike zog die Schultern hoch, machte ratlose und fahrige Handbewegungen und wischte sich dann mit dem Handrücken über die Stirn. „Na ja, also … äh, ich schätze, dass diese Flasche defekt war. War vielleicht zu lange der Hitze ausgesetzt oder so …“
„Du warst wohl zu lange der Hitze
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