Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
und Admiralität der Streitkräfte der einzelnen Staaten nahm ohne Wissen der jeweiligen Regierungen Kontakt zueinander auf. Es wurden Absprachen getroffen, die darauf abzielten, einen Kriegsausbruch unter allen Umständen zu vermeiden und – das war dazu notwendig – die Regierungen zu stürzen.“
Einen Augenblick lang blieb der General stehen und sah auf die Gefährten hinab. In seine Augen war ein merkwürdiges Leuchten getreten. Als er seinen Monolog fortsetzte, nahm er auch wieder seine Wanderung auf.
„In einer einzigartigen Aktion übernahm das Militär auf der ganzen Welt gleichzeitig die Regierungsgewalt. Dieser mit absoluter Präzision vorbereitete Schlag führte innerhalb kürzester Zeit zur Freiheit der gesamten Bevölkerung und zur Versorgung mit allen notwendigen Dingen. Nicht mehr das Meiste und Beste für eine kleine Oberschicht und die Brotkrumen für den größten Teil der Menschheit, sondern eine gerechte Aufteilung der vorhandenen Güter auf alle.“
„Soll das heißen, dass es keine Standesunterschiede mehr gibt?“, fragte Hans ungläubig. „Es gibt keine Reichen und keine Armen mehr?“
„Vollkommen richtig!“ Der General hatte sich für das Thema begeistert. „Mit einem Mal waren die Gründe für Hunger und Krankheiten beseitigt. Neid und Missgunst lösten sich in Luft auf. Der bevorstehende Untergang der menschlichen Rasse war abgewendet.
Damit war die Mission aber noch nicht erfüllt. Schließlich genügte es nicht, die Zustände für die Gegenwart zu verbessern, es war auch notwendig, die verbesserte Situation für die Zukunft zu erhalten. Glücklicherweise gab es damals in der Führung des Militärs Männer, die weitsichtig genug waren, zu erkennen, dass der Möglichkeit einer Konzentration der Güter auf eine Minderheit und der damit verbundenen Misswirtschaft auf ewig Einhalt geboten werden musste. Und so war es nur logisch und folgerichtig, dass zunächst die Streitkräfte aller Nationen zu einer einzigen gebündelt wurden. Der nächste Schritt war die Aufhebung territorialer Grenzen. Schließlich wurden Dinge wie Privateigentum und Privatleben abgeschafft. Die gesamte Bevölkerung wurde ins Militär integriert und somit für alle Zeiten befreit.“
Der General sah sich zufrieden um. Die Blicke der beiden anderen Offiziere waren neutral, die Bewaffneten waren für die Gefährten nicht zu sehen. Auf den Zügen von Hans, Lars und Mike zeichnete sich nur Unverständnis ab.
„Was soll das bedeuten, ,ins Militär integriert´“, fragte Mike ratlos. „Das würde doch heißen, dass es auf einmal nur noch Soldaten gab.“
„Es wäre korrekter, die Gegenwartsform zu wählen statt in der Vergangenheit zu sprechen“, erwiderte der General. „Es gibt nur noch Soldaten. Zivilisten neigen dazu, egoistisch zu denken und zu handeln. Soldaten denken und handeln stets für die Gemeinschaft. Einen besseren Garanten für eine Erhaltung des derzeitigen gerechten Zustandes kann es nicht geben.“
Hans verlor kein Wort und beobachtete nur noch den General. Er hatte den Mann durchschaut und damit auch die Situation, in der sie steckten. Lars begriff mit Entsetzen, wovon der General mit Begeisterung sprach.
„Soll das etwa heißen, dass es auch jetzt keine Zivilbevölkerung mehr gibt?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen. „Es gibt nur noch Soldaten, keine Frauen und Männer und Kinder mehr? Nur noch Menschen in Uniform? Wie funktioniert denn dann das Familienleben? Gibt es das überhaupt noch?“
Der General zuckte die Achseln. „Familien sind bedeutungslos. Mehr noch, sie sind gefährlich, denn sie sind die Keimzelle für Egoismus. Männer dienen in Kompanien, in denen nur Männer sind, Frauen dienen in Kompanien, in denen nur Frauen sind. Nachwuchs wird geplant und in eigenen Kompanien geführt. So ist gewährleistet, dass jeder gleich behandelt wird. Jeder bekommt gleichwertige Nahrung, auch in gleicher Menge. Die Kleidung ist ebenso gleichwertig. Jeder Mensch ist bestens versorgt. Und das funktioniert nun seit Generationen tadellos und ist ein Verdienst des Militärs.“
„Freiheit im Gleichschritt?“, fragte Hans spöttisch. „Das ich nicht lache! Sie haben vorhin den Begriff Freiheit in den Mund genommen und behauptet, das Militär habe den Menschen die Freiheit gebracht. Was für ein Sarkasmus!“
Der General schüttelte nachsichtig den Kopf. „Überhaupt nicht! Was verstehen Sie unter Freiheit?“
„Wenn ich tun und lassen kann, was ich will, solange ich die
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