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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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in die Hand. Er sieht in das tränennasse Gesicht seines Vaters. Er sieht Elina an. Genauer gesagt, sein Blick schweift über sie hinweg, als er sich abwendet, zum Fenster.
    »Jetzt hör mal, alter Knabe«, sagt Felix und steht auf. »Es tut mir leid, natürlich tut es mir leid. Vielleicht war es falsch von uns - es dir zu verheimlichen, meine ich. Aber wir …«
    »Es tut dir leid?«, wiederholt Ted und dreht sich zu seinem Vater um. » Es tut dir leid? Dass du mich mein ganzes Leben lang belogen hast? Dass du mir jemand anderen als meine Mutter untergeschoben hast? Dass du so getan hast, als wäre das alles nie passiert? Das ist … Das ist unmenschlich«, stößt er mit einem heiseren Flüstern hervor. »Ist dir das nicht klar? Und wie habt ihr das überhaupt angestellt? Ich war schließlich schon drei. Wie habt ihr das gedeichselt?«
    »Wir …« Felix lässt die Schultern sinken. »Um ganz ehrlich zu sein, du hast es irgendwie vergessen.«
    »Vergessen?«, faucht Ted. »Was soll das heißen, vergessen? So etwas vergisst man doch nicht, dass man mit angesehen
hat, wie die eigene Mutter ertrinkt. Was redest du denn da?«
    »Ich weiß, das hört sich unglaubwürdig an. Aber nachdem ich dich …«
    »Was ist denn hier los?«, trällert eine Stimme von der Tür. Alles dreht sich um. Da steht Margot, die Haare auf der einen Kopfseite platt gedrückt, den Morgenmantel um die Taille geschnürt. Ein verwirrtes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht. »Ted, was für eine Überraschung. Und Simmy und Jonah, der süße Fratz! Was führt euch denn …?« Sie bricht ab, sieht von einem zum anderen. Das Erstaunen auf ihrem Gesicht verwandelt sich in Unsicherheit, in Misstrauen. »Was ist passiert? Warum seid ihr alle …?« Sie macht einen Schritt in die Küche. »Felix?«
    Felix nimmt Ted die Karte aus der Hand. Er gibt sie Margot. »Er weiß Bescheid«, sagt er und stellt sich zu ihr, oder vielmehr neben sie, und er pafft an seiner Zigarette, als ob er mit ihr in einer Warteschlange steht, an einer Bushaltestelle vielleicht, als ob sie nicht mehr für ihn ist als eine Fremde, die zufällig in die gleiche Richtung will.

    Felix, Margot und Gloria sitzen in der Küche am Myddleton Square. Auf der Tischseite gegenüber der Junge. Er sitzt vollkommen reglos, die Hand mit den Flächen nach oben auf den Knien, den Kopf leicht gesenkt. Unter dem einen Arm hat er eine zerlumpte Strickkatze. Er scheint noch nicht einmal mit den Augen zu blinzeln. Er starrt auf den Teller mit den Würstchen, der vor ihm steht. Oder vielleicht starrt er auch daran vorbei, auf etwas, was er in der Tischdecke sieht. Er ist wie das Wachsmodell eines Jungen, eine Plastik, eine Skulptur. Knabe, an Tisch sitzend .

    »Hast du keinen Hunger?«, fragt Margot mit ihrer munteren Stimme.
    Er antwortet nicht.
    »Du musst aufessen«, fällt Gloria ein. »Damit du groß und stark wirst.«
    Die kalt gewordenen Würstchen liegen in einer glibberigen Fettlache. Die Salzkartoffeln sehen mehlig und trocken aus. Margot bauscht mit den Fingern nervös ihre Haare auf. Ihre Mutter hat ihr immer gesagt, dass platte Haare ihr Gesicht dünn machen.
    »Hör mal, alter Knabe«, sagt Felix. »Ich gehe gleich in den Garten, und weißt du, was ich da mache?« Er wartet auf eine Antwort. Es kommt keine. Er redet weiter. »Ich mache ein Feuerchen. Dabei willst du mir doch sicher helfen, nicht wahr? Wir machen ein großes Lagerfeuer. Was meinst du?«
    An diesem Morgen hat Margot kein Wort mit Felix gewechselt. Sie konnte ihm nicht verzeihen, dass er den Jungen im Kinderzimmer schlafen ließ. In ihrem ehemaligen Kinderzimmer, das sie vor zwei Jahren mit einem Fries aus Schaukelpferden und Schachtelteufeln dekoriert hat und mit einer farblich dazu passenden Tagesdecke in Schlüsselblumengelb.
    »Wo hätte ich ihn denn sonst unterbringen sollen?«, hatte Felix gefragt, als sie dagegen protestierte.
    »Was weiß ich!«, rief sie. »Im Gästezimmer!«
    »Im Gästezimmer?« Er sah sie an, als ob er sie nicht wiedererkannte. Noch in seinem Trenchcoat und den Autofahrerhandschuhen lehnte er im ersten Stock erschöpft an der Dielenwand, das Gesicht aschfahl und verschattet im Dämmerlicht. Irgendetwas sagte ihr, dass es besser wäre, dieses Gespräch auf sich beruhen zu lassen, dass sie ihn ins Wohnzimmer
bringen, ihm einen Whisky geben und ihm den Mantel abnehmen sollte. Aber sie konnte es nicht. Er hatte den Jungen in ihr Bett gelegt, unter ihre Schlüsselblumendecke.
    »Das ist mein

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