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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Tasche. «Eine sehr teure Brille.»
    Wiener fluchte: «Verdammt, wir hätten die beiden dingfest machen können.»
    «Was hätten Sie mit ihnen gemacht?» fragte Hero.
    Düster erwiderte Wiener: «Ich glaube, Sie haben recht.» Und er fügte hinzu: «Glauben Sie, daß Constable in Gefahr ist?»
    «Nein», sagte Hero. «Sie wollen ihn lebend, nicht tot. Ich möchte jetzt einmal einen Blick in das Souterrain werfen.»
    Sie gingen aus den verlassenen Schlafzimmern die Treppe ins Erdgeschoß hinunter, wo Hero, dem Wiener und Sullivan folgten, noch einmal den Seanceraum und ebenso den nach vorn gelegenen Salon inspizierte. Im ersten trat er mit dem Fuß die Brücken beiseite, so daß der glatte Parkettfußboden zum Vorschein kam, und sagte nur: «Hier sind die Geister hereingekommen, aber man muß die Falltür von unten öffnen.» Er deutete auf das Sims, das rings an der Decke entlanglief. Es war ein unübliches Muster, ein Eichenblattfries mit Eicheln, alle aus demselben dunklen Mahagoniholz wie die Wandbekleidung.
    «Es ist selbst jetzt schwer zu sehen, daß einige der Eicheln nur Löcher sind. Wenn Sie sie herunternehmen, werden Sie dahinter einige ihrer finden. Infrarot.» Er zog das Brillenetui für einen Augenblick aus seiner Tasche und sagte vorwurfsvoll: «Mutter wird eine neue Brille haben müssen, wenn sie woanders ihr Geschäft aufziehen. So hat sie es gemacht, um herumwandern zu können.»
    Als sie in das Zimmer gingen, in dem Bessmer Leuten, die an Seancen teilnehmen wollten, auf den Zahn fühlte, sagte Hero: «Irgendwo wird hier ein Mikrophon sein. Aber nach dem können Sie später suchen. Es wird mit dem Raum darunter verbunden sein.»
    Im Souterrain befand sich ein Eßzimmer, das zur Straße hin lag und in das man durch einen langen Flur gelangte, der von dem vergitterten Dienstboten- und Lieferanteneingang zu der nach hinten liegenden Küche führte. Zwischen Küche und Eßzimmer war eine Anrichte und hinter der Küche, zum Hof gelegen, ein kleiner Raum, der zum Waschen und Bügeln benutzt wurde. In einer Ecke stand eine hohe Leiter. Hero rückte sie ans Fenster, stieg sie hinauf, stieß gegen die Decke, und die Falltür öffnete sich leicht und lautlos. An jeder Seite war ein Stab angebracht, der sich einhaken ließ, um die Tür daran zu hindern, sich zu schließen.
    «Wie war es mit der Köchin?» fragte Wiener.
    «Die Seancen begannen immer erst nach neun», erwiderte Hero. «Der edle Pratt sorgte dafür, daß sie zu der Zeit aus dem Souterrain heraus war und nicht wiederkehrte. Er hat sie sicher bedroht. Die Erfrischungen wurden im voraus vorbereitet. Es war Pratt, der sie servierte.»
    Es waren noch zwei weitere Türen in dem Raum, von denen die eine die eines abgeschlossenen Wandschranks war. Hero zog seine Dietriche heraus und öffnete sie. Wiener beobachtete ihn stumm, schüttelte nur ein wenig den Kopf. Es waren Kostüme verschiedener Arten darin ebenso wie Laken, Masken, Schminke und mehrere Tuben mit phosphoreszierender Farbe.
    «Geisterhalle», sagte Hero. Er deutete auf einen Matrosenanzug. «Im Meer ertrunkener Sohn», und dann auf eine Armeeuniform: «Im Kriege gefallener Sohn. Man sagte, wer es war, und sie hatten ihn.» Er schloß den Schrank und öffnete die andere Tür. Dahinter war eine Treppe, die in den Keller führte.
    Wiener legte seine Hand auf Heros Arm. Etwas machte ihm Sorgen und nagte an ihm, seit Hero ihm im Auto von den Cryders berichtet hatte. «Hören Sie», sagte er, «soviel ich weiß, sind Sie ins Kabinett gegangen, und dort war diese Ruth Lesley, die Sie leidenschaftlich empfing, und sie war hochgewachsen. Dann lernten Sie Tina Cryder kennen, von der Sie sagen, sie sei sehr klein gewesen, und gingen einen Abend mit ihr aus. Wie, zum Teufel, sind Sie auf den Gedanken gekommen oder haben es auch nur geargwöhnt, daß die beiden ein und dieselbe Person seien?»
    Hero blieb auf der obersten Stufe stehen, drehte sich um und blickte den FBI-Mann an. «Aber, Saul», sagte er.
    «Mein Gott», stöhnte Wiener. «Und gleich in der ersten Nacht? Ich glaubte immer, ihr Engländer wäret schüchtern, und jetzt ist sie tot, und der Mörder ist uns entkommen.»
    Wut, die so selten in Hero aufflammte, brach aus ihm heraus. «Verdammt noch mal!» schrie er. «Glauben Sie, mir ist das nicht auch entsetzlich? Glauben Sie nicht, daß ich mich an seine Fersen heften möchte, diesem Kerl, der sich in Wohnungen schleicht und Menschenleben auslöscht, als wären es Kerzen? Sie

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