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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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registrieren. «Ich war auf meiner Vier-Uhr-Runde, aber ich bin erst gegen vier Uhr fünfundzwanzig oder so ungefähr in Ihren Stock gekommen. Als ich zu Ihrer Tür kam, sah ich, daß sie offenstand. Man hatte unten gemeldet, Sie seien...»
    «Offen oder aufgeschlossen?» fragte Hero scharf.
    «Sie stand einen Spalt breit offen. Ich habe die Anweisung, wenn ich eine Zimmertür offen finde, nachdem der Gast in sein Zimmer zurückgekehrt ist, hineinzugehen, um mich zu vergewissern, daß alles in Ordnung ist.»
    «Ja, ich verstehe», sagte Hero.
    «Ich habe die Tür aufgestoßen. Drinnen brannte kein Licht. Ich habe meine Taschenlampe angeknipst und bin hineingegangen. Es war jemand darin. Er kam auf mich zugelaufen und hatte einen Revolver in der Hand.»
    «Haben Sie ihn gesehen?»
    «Nur eine Sekunde, ehe er mich schlug.» Der alte Mann machte plötzlich ein törichtes, entschuldigendes Gesicht. «Ich bin immer noch ein wenig benommen. Aber wie hätte ich das auch ahnen können!»
    «Wie sah er aus?»
    «Untersetzt, aber kräftig, und er hatte den Hut tief in die Stirn gezogen. Es dauerte vielleicht nur eine Sekunde, dann schlug er mich. Ich muß wohl ein paar Minuten besinnungslos gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Fußboden, und meine Taschenlampe war zerschmettert. Ich ging zum Telefon und sagte der Telefonistin, sie solle die Polizei alarmieren. Sie seien nicht in Ihrem Zimmer, und das Bett sei nicht berührt. Sie rief die Polizei, aber sie haben niemanden gefunden.»
    «War etwas Auffälliges an dem Revolver?» fragte Hero. «Haben Sie etwas bemerkt?»
    «Wenn ich jetzt, da Sie das sagen, darüber nachdenke», erwiderte der alte Mann, «war da etwas Sonderbares. Wissen Sie, wenn man im Dunkeln einen Revolver in der Hand eines Eindringlings sieht, denkt man nicht viel nach. Aber er sah sonderbar aus — ich meine, anders als andere Revolver, nicht wie ein Automatik oder eine Polizeipistole Kaliber 38 zum Beispiel.»
    Alexander Hero glaubte sich erbrechen zu müssen und überlegte, ob er ins Badezimmer eilen solle. Er sah Cryder vor sich, wie er im Bett saß, und das Mädchen, das tot in ihrem lag, und die blaugefärbten Lippen beider. Es war also wahr. Man hatte auch ihn ins Jenseits befördern wollen. Der Mann mit der Gaspistole hatte die Verfolgung nicht aufgegeben.
    «Es ist nichts gestohlen worden. Nichts scheint durchwühlt worden zu sein», fuhr der alte Mann fort.
    «O. K., Joe», fiel ihm hier Wiener ins Wort und wandte sich an Hero: «Nun, Sie sehen aus, als hätten Sie einen der Geister gesehen, nach denen Sie immer ausspähen. Ich weiß nicht, warum Sie um halb fünf Uhr morgens ins Kino gegangen sind. Aber wenn Sie es nicht getan hätten, wären Sie jetzt nicht hier. Sie sagen immer, Sie seien kein Kriminalbeamter. Warum, zum Teufel, benehmen Sie sich immer wie einer? Warum haben Sie Sully nicht gesagt, was Sie entdeckt hatten und was Sie aus dem Häuschen gebracht hat? Warum rücken Sie nicht mit der Sprache heraus?»
    Von dort, wo er stand, konnte Hero in sein Schlafzimmer sehen, wo auf dem Bett sein Pyjama ausgebreitet lag und das genauso aussah, wie er es in der Nacht zuvor verlassen hatte. In seiner Phantasie sah er sich dort als Leiche liegen und Wiener und seine Kohorten um sie herumstehen und über die Todesursache debattieren. «Er hat schon zweimal gemordet», sagte er, «vielleicht dreimal... Ich wäre das vierte Opfer gewesen.»
    «Was? Wen?» schrie Wiener. «Wen ermordet? Wovon reden Sie?»
    «Mary Constable und ihren Vater», und dann, als er den bestürzten Blick in Wieners Gesicht auffing und ihm klar wurde, was er gesagt hatte, sagte er: «Nein, nein, verzeihen Sie. Ich meine das Mädchen, das sie und Ruth Lesley gespielt hat. Tina Cryder. Sie und ihr Vater Paul sind in der letzten Nacht — heute morgen in aller Frühe ermordet worden. Es ist das beste, Sie rufen das Polizeipräsidium an und erkundigen sich, ob die Leichen gefunden worden sind.»
    «Was für Leichen? Wer, zum Teufel, sind Tina und Paul Cryder?»
    «Es gehörte ihnen ein Zauberladen in der Cedar Street 43 a. Aber sie sind jetzt tot, und es könnte noch ein dritter Mord begangen worden sein.»
    «Was, in dem gleichen Hause? Ist das Ihr Ernst?»
    «Nein, nicht in dem gleichen Hause. Aber wahrscheinlich nicht weit davon. Jemand, der einmal Graveur gewesen ist. Vielleicht ein alter Galgenvogel.»
    Sullivan lieferte die Erklärung, ohne darauf zu warten, daß man ihn darum bat, und murmelte:

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