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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Ohr täuscht mich nie», sagte Hero. «Es war nicht Mutter Bessmer, die sprach.»
    «Huhu», grunzte Wiener. Dann sah er Hero spöttisch an und sagte: «Nun, wie ist das mit Ihrer Freundin? Sie wollen mir doch wohl nicht weismachen, daß sie jemanden materialisieren können, der nie existiert hat.»
    Hero war froh, daß er nicht gesagt hatte, wie sehr ihn die Umarmung und der Kuß von Ruth Lesley aus der Fassung gebracht, sondern nur von dem Kontakt durch Stimme und Berührung berichtet hatte. Er konnte sich gut vorstellen, wie sarkastisch Wiener das aufgenommen hätte. «Ich werde die Dame am Montag noch einmal unter die Lupe nehmen«, sagte er. «Und gleichzeitig werde ich mir auch Mary Constable ansehen.»
    «Wie?»
    Hero zog ein Monokel heraus und antwortete: «Mutter Bessmer trägt zwei von denen. Der Raum ist von infrarotem Licht erleuchtet. So kann sie sich darin bewegen.»
    «Wenn sie es aber nun nicht eingeschaltet haben?»
    «Ich trage mein eigenes bei mir.»
    Wiener seufzte erleichtert. «Sie glauben, es steckten Kommunisten dahinter. Sie haben das ganze Gerede von Materialisation und der Hand nicht ernst gemeint.»
    «Ich glaube bestimmt, daß Kommunisten dahinterstecken», sagte Hero. «Es ist ein glänzender, raffiniert aufgezogener Schwindel, den jemand, der klüger ist als alle sonst in dem Hause, inszeniert hat. Aber was ich von der Hand und all dem anderen gesagt habe, war mein völliger Ernst. Was man glaubt, zählt nicht. Es kommt auf das an, was man weiß.»
    «Das russische Konsulat ist ganz hier in der Nähe», sagte Wiener. «Bei Gott, ich wette, sie werden sich über uns vor Lachen ausschüt-ten. Wenn auch wahrscheinlich diese Sache von anderen ausgeführt wird, die speziell zu diesem Zweck in unser Land geschmuggelt worden sind.» Er zögerte und klopfte mit einem Bleistift an seine Zähne. «Aber das größte Rätsel ist mir, und ist es mir von Anfang an gewesen, warum die Bessmers? Warum benutzt man ein Paar kleiner Betrüger wie die als Werkzeug, wenn das Schicksal der ganzen Welt dabei auf dem Spiel steht — für sie ebenso wie für uns.»
    «Ich kann Ihnen das sagen», sagte Hero. «Weil es keine besseren gibt. Fast alle Medien sind vulgär und verderbt. Gelegentlich gibt es da einen Amateur, der Anhänger findet und nur aus Sensationslust und weil er sich damit Ansehen verschafft, sich für einen Betrug hergibt. Aber die Bessmers sind genau die richtigen Gauner. Und das Entscheidende ist, es klappt. Sie haben sich Constable geangelt, und das genügt.» Dann fügte er hinzu: «Ich habe Constable nach der Séance gesehen. Ja, ich bin sogar mit ihm nach Hause gegangen, und wir sind bis halb drei zusammen gewesen.»
    Wiener richtete sich auf und sagte: «Wirklich? Nun, das war sicher äußerst gemütlich.» Aber die Art, in der er das sagte, verriet, daß er zum erstenmal von Hero und dessen Fähigkeiten beeindruckt war. «Wird er abtrünnig?»
    «Noch nicht», erwiderte Hero. «Denn dann verlöre er die Verbindung zu den Bessmers und damit auch die Verbindung zu seinem Kind. Er hätte keine Garantie, auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs jemals wieder mit Mary Constable in Kontakt treten zu können. Solange die Bessmers ungehindert arbeiten können, wird er bleiben.»
    «Wird er das Geheimnis verraten? Eines schönen Tages mit der russischen Botschaft Kontakt aufnehmen und alles ausplaudern?»
    «Ja, er wird es tun», antwortete Hero. «Es sei denn, es gelingt uns, ihn daran zu hindern. Es ist die Hand, wissen Sie. Er ist davon überzeugt, daß sie echt ist. Sie können dreimal am Tage eine Razzia in dem Hause machen, können die Bessmers ins Gefängnis stecken und ihn sogar mit einem Kind konfrontieren, das die Rolle spielt, aber bis Sie eine Möglichkeit finden, ein Duplikat der Hand herzustellen...»
    «Allmächtiger Gott!» rief Wiener. «Ein Mann mit Constables Intelligenz und Grips...»
    «Ganz zu schweigen von seinem Ego», fügte Hero hinzu. «Sie vergessen die verhängnisvolle Eitelkeit dieser Burschen. Sie tragen ihren Gott mit sich herum, dessen Initialen sind: Q. E. D. Sie bauen einen Altar in Gestalt einer riesigen Maschine, der drei Stock hoch ist und Millionen kostet, um singen zu können: Quod erat demonstrandum und anzubeten. Und zugleich können sie auf einen Zauberer hereinfallen, der ein Ei verschwinden läßt oder ihnen einen Strauß Papierblumen aus dem linken Ohr zieht.»
    «Aber hören Sie, Hero», sagte Wiener, «der verrückte Professor ist eine

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