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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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einseitiges Gespräch auf Briefpapier mit seiner Stiefschwester entspannte ihn. Es war bezeichnend für ihre Beziehung, daß er ihr nichts von dem Kuß im Dunkel und der verwirrenden Wirkung, die er auf ihn gehabt, geschrieben hatte.
    Um acht Uhr läutete das Telefon neben seinem Bett. Nur mühsam erwachend, meldete Hero sich. Wiener war am Apparat. Er fragte scharf: «Sind Sie wohlauf?»
    «Ja, ja. Ich bin heute nacht erst spät zu Bett gekommen.»
    «Wie war es?» Man hörte deutlich den angstvollen Ton in Wieners Stimme.
    Hero hatte noch nicht die Zeit gehabt, zu überlegen, was er ihm sagen würde, oder sich auch nur über seine eigenen Gefühle klarzuwerden.
    «Ergebnislos», antwortete er.
    «Ergebnislos!» echote Wiener weder glücklich noch freundlich. «Das höre ich gern. Vielleicht wäre es besser, Sie kämen bei mir vorbei.»
    «Ja. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich aber erst baden und frühstücken.» Er hatte das absichtlich in trägem Ton gesagt, um ihn zu reizen. Er mußte Wiener deutlich zu verstehen geben, daß er sich nicht von ihm herumkommandieren ließ.
    «Natürlich, natürlich. Wenn Sie fertig sind. Ich bin hier.»
    Während er sich wusch und rasierte, dachte Hero über den Bericht nach, den er über die Ereignisse am Abend zuvor, eingeschlossen seine Begegnung mit Constable, geben mußte. Aber wieviel sollte er sagen und in welcher Art? Als er mit dem Frühstück fertig war, war er noch nicht zu einem Entschluß gekommen. Die unheimlichen Aspekte seines Berufes, mit Laien zu diskutieren, warfen immer Probleme auf.
    Er spürte nicht mehr das geringste von dem Zahn, der ihn in der Nacht zuvor oder vielmehr heute morgen so scheußlich gequält hatte, und er wagte sogar, gegen seine Backe zu drücken, um zu sehen, ob der Zahn vielleicht von neuem zu schmerzen begänne. Aber er tat es nicht. Unter diesen Umständen schien es töricht, den Zahnarzt zu bemühen. Das hatte noch Zeit, und er dachte nicht mehr daran.

    Wie es Hero erwartet hatte, kam es zu einer heftigen Debatte. Nachdem sich Wiener sichtlich verärgert und nervös angehört hatte, was Hero ihm von der Seance berichtete, war er für eine direkte und sofortige Aktion. «Wir werden das Haus besetzen. Wenn wir das Kind am Genick packen und es Constable vor die Nase halten, was kann er dann noch tun?»
    «Sich von der Operation Fingerhut zurückziehen», sagte Hero.
    Wiener starrte ihn an. «Und wenn da gar kein Kind ist?» fügte Hero hinzu.
    Wiener spuckte in einen großen Papierkorb und sagte: «Ach Gott, Sie widern mich an.»
    Fast mitfühlend sagte Hero: «Ich fürchte, vielen Leuten geht das ebenso — wenn nicht zu Beginn einer Untersuchung, dann in ihrem Verlauf, weil, wenn ich mich einmal in eine Sache hineingekniet habe, mich nichts davon abbringen kann, sie zu Ende zu führen, das Spiel zu verlieren oder mich geschlagen zurückzuziehen.
    Haben Sie die Geduld, die Sache einmal von meinem Standpunkt aus zu sehen?»
    Wiener machte ein verdrießliches Gesicht, aber er ärgerte sich über sich selbst. «Ich scheine meine Zeit damit zu verbringen, Sie zu beleidigen und mich dann bei Ihnen zu entschuldigen. Seid ihr Engländer alle so gleichmütig?»
    «Um von mir selbst zu sprechen, nur in Verbindung mit meinem Arbeitsgebiet. Wenn Sie meine Golfkünste oder meine Weinkenntnisse bezweifelten...»
    Wiener lachte. «Nun gut, ich höre Ihnen zu. Legen Sie los.»
    «Wenn man von mir verlangte, den Okkultismus zu definieren», sagte Hero nachdenklich, «würde ich sagen, er besteht aus Wunschdenken, Taschenspielereien, Varietetricks, den Zeugenaussagen von Idioten, Zufällen, Berichten, auf die man sich nicht verlassen kann, Habgier, menschlicher Leichtgläubigkeit und—dem Unerklärten und bis zu einem gewissen Grade Unerklärlichen. Hellsehen, Vorahnung, Gedankenübertragung, übersinnliche Wahrnehmung und Halluzination — wissen Sie, wieviel dort unbeantwortet bleibt, wo das Übersinnliche und Psychologische eins zu werden scheinen?»
    Wiener brummte: «Sie haben jetzt das Wort.»
    «Bisher ist meiner Meinung nach noch kein einziger Fall der Wiederkehr eines Toten noch der Existenz einer Geisterwelt bewiesen worden.»
    «Warum sagen Sie: bisher?»
    «Weil für mich der nächste Fall immer offenbleibt, bis ich die Akten schließen kann. Bis ich zu beweisen vermag, daß die verdammte Hand hergestellt worden ist, bleibt der Fall Mary Constable unbewiesen.»
    Wieners dünne Lippen verzogen sich.
    «Abgesehen davon», fuhr Hero fort,

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