Die Hand von drüben
Science-fiction-Figur, und Sie wissen das.»
«Es wäre einfacher, wenn er es wäre», erwiderte Hero. «Alles, wonach er trachtet, ist, was der Mensch versucht hat, seit er auf die Welt gekommen ist: den Tod zu bannen. Man bezahlt nach wie vor Leichenbestatter, die den Toten das Haar kämmen, das Gesicht schminken, sie einbalsamieren und sie so anziehen, daß sie aus-sehen, als lebten sie noch. An Sonntagen gehen wir auf die Friedhöfe und blicken auf einen Grabstein oder einen Grabhügel, unter dem der Körper begraben liegt. Woran denken wir dabei, an die Seele oder an den Körper?»
Wiener antwortete nicht.
Heros Augen schweiften zu dem Foto der beiden Kinder auf dem Schreibtisch des FBI-Manns. Wiener tat es ebenfalls, und seine Augen verengten sich plötzlich, als ihm aufging, was der Blick sagen wollte. «In Samuel Constables Schädel», sagte Hero, «ist eine äußerst differenzierte graue Materie, aber seine Arme sehnen sich noch danach, seine Tochter zu umschlingen. Sie ist ihm genommen worden, und er möchte sie so wiederhaben, wie sie war, aus Fleisch und Blut. Sie haben seine eigene Waffe gegen ihn gekehrt und Q. E. D. auf das geschrieben, was er am meisten begehrt — die Wiederauferstehung seines Kindes.»
Wiener machte ein düsteres Gesicht. «Und was schlagen Sie zu tun vor?»
«Die Initialen zu ändern», erwiderte Hero, «in N. E. D.»
«Und was soll das heißen?»
«Nihil est demonstrandum.»
Wiener sagte nur: «Wie?»
«Wenn ich eine Wachshand für ihn herstellen kann, mit Fingerabdrücken daran.»
«Wenn, wenn, wenn!» rief Wiener ungeduldig. «Wissen Sie denn, wie sie hergestellt worden ist?»
«Nein», antwortete Hero ruhig, «aber ich werde es herausfinden. Das ist meine Aufgabe. Darum hat Dr. Ferguson mich kommen lassen.»
Wiener faßte einen Entschluß. «Nun gut», sagte er. «Ich will Ihnen keinen Knüppel in den Weg werfen — noch nicht. Aber ich will ein quid pro quo. Ich möchte, daß Sie es arrangieren, daß ich zu der Séance am nächsten Montag abend mitkommen kann. Ich will es mit eigenen Augen sehen und hören.»
«Und zugreifen?»
Wiener lächelte. «Wenn Sie das beruhigt, will ich Ihnen versprechen, es nicht zu tun und auch nicht die Séance zu stören.»
«Das wird Geld kosten», sagte Hero. «Zumal es zu arrangieren, ohne daß Sie vorher eine Unterredung mit Bessmer gehabt haben. Und ich glaube, das wäre besser.»
«Wir haben genug Geld», sagte Wiener.
«Abgemacht», sagte Hero.
Wiener streckte ihm plötzlich seine Hand entgegen. «O. K. Und ich lade Sie zum Mittagessen ein. Wir werden zu Pietro in der 45. Street gehen, und da werden Sie sehen, wie ein echtes amerikanisches, auf Holzkohle gegrilltes Steak aussieht. Es ist ein finsteres Lokal, aber das Steak schmeckt!»
Hero hatte zum erstenmal das Gefühl, zumindest für den Augenblick, daß sie zusammenarbeiteten.
Zehntes Kapitel
Hero fand, was er suchte, in dem dicken Telefonbuch von Manhattan: Cryder, Paul, Zauberladen, Cedar Street 43 a, mit einer Worth-Telefonnummer. Er nahm den Hörer ab, um seinen Besuch anzukündigen, legte ihn dann aber, ohne eigentlich zu wissen, warum, wieder auf und beschloß statt dessen, einfach bei Cryder vorbeizugehen.
Sein nächster Impuls war, ein Taxi zu bestellen, um bequem und ohne Mühe zu der angegebenen Adresse zu gelangen, aber er folgte auch dem nicht. Das auf Holzkohle gegrillte Steak und das Bier in Pietros Restaurant im ersten Stock, das man durch die Küche betrat, hatte ihn wieder frisch und munter gemacht, und er war geneigt, es einmal mit der New Yorker Untergrundbahn zu versuchen, um sich mit der Stadt mehr vertraut zu machen, wie auch um die Bahn mit der Londoner vergleichen zu können.
Er zog den Plan und Führer von New York, den er erstanden hatte, aus der Tasche und entdeckte, daß die Cedar Street in der Innenstadt lag, im Bankenviertel was ungefähr der City in London entsprach, zwischen dem Broadway und dem Fluß und unweit der als Wall Street berühmten Straße, die unlösbar mit dem Yankee Dollar verbunden ist. Er vergewisserte sich, daß es auf der Lexington-Avenue-Strecke eine Station Wall Street gab.
Und er machte sich auf den Weg zu Paul Cryder, einem international bekannten Geschäftsmann, der mit Zauberartikeln, Bühnenillusionen etc. handelte, das heißt, bekannt in der immer kleiner werdenden Welt der Bühnenzauberer.
Während das Stahlmonstrum sich seinen Weg unter der Stadt ins Bankenviertel bahnte, höchst beunruhigend
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