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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Nischen in der Mitte des Raums verborgen, liefen sie ebensowenig Gefahr, belauscht zu werden, wie wenn sie auf einer einsamen Insel gesessen hätten.
    Als der Kellner kam und Wiener Hero anblickte, um ihm zu bedeuten, er solle etwas aussuchen, sagte dieser: «Ich möchte einen Bourbon. Ich liebe den Geschmack, und er ist stark.»
    «Für mich auch einen», sagte Wiener. «Einen Doppelten on the rocks — J. W. Harper.»
    Die Getränke kamen, zwei große Gläser, gefüllt mit der starken, bernsteinfarbenen Flüssigkeit, auf der seltsam geformte Eisstücke und Zitronenschalen schwammen. Jeder der beiden nahm einen guten Schluck, und es war, als fülle sich ihr Magen mit Dynamit. Nachdem sich der Staub der Explosion gelegt hatte und sie sich ein wenig entspannten, fragte Hero: «Nun, wie hat es Ihnen gefallen?»
    «Ganz und gar nicht», erwiderte Wiener schlicht, und dann sagte er in einem plötzlichen Ausbruch von Freimut, den die Bombe, die er gerade geschluckt, bewirkt hatte: «Ich wünschte bei Gott, ich wäre nicht hingegangen.»
    Hero blickte ihn halb schadenfroh von der Seite an und sagte: «Sie sind darauf hereingefallen, nicht wahr. Das zitternde Zelt der Ojibwac tut immer noch seine Wirkung. Hu! Und wie!»
    Wiener reagierte mit einer Art beherrschter Wut. «Sie sind so verdammt klug. Woher haben die Bessmers die Informationen über Wa-na-ton-ne-dahs Ahnen bekommen? Oder woher können sie die Seneca-Sprache?»
    Hero merkte, daß der FBI-Mann ehrlich zornig und verstört war. Nun, er würde es noch mehr werden.
    «Ich habe es ihnen gesagt.»
    «Was?»
    «Als ich mit Bessmer vereinbart habe, Sie zu der Séance ohne eine vorherige Besprechung zu empfangen, habe ich etwas von der ersten Blume, die nach dem Schnee kommt, verlauten lassen. Bessmer ist gerissen, wenn auch nicht genug. Zwei Stunden in der Öffentlichen Bibliothek genügen, um sich Sätze in einer Sprache einzuprägen, die nötig waren, um Sie völlig zu verwirren, nachdem Sie eine Seance-im-Dunkel-Behandlung über sich hatten ergehen lassen. Habe ich Sie nicht gewarnt?» Und er begann wieder einmal zu zitieren: «»
    Wiener unterbrach ihn, vor Wut kochend. «Sie haben es ihnen gesagt! Sie Hurensohn!» Und mit angewiderter Stimme fügte er hinzu: «Verdammt, das war also gar kein Trick!»
    Hero nahm befriedigt einen weiteren Schluck Whisky. Dann sagte er ebenso befriedigt: «Das sagen sie alle, wenn die Tricks erklärt sind. Haben Sie je von einem Zaubererhelfershelfer gehört? Harry Houdini hatte manchmal ein halbes Dutzend. Ohne die Hilfe eines hätte er nicht ein einziges Mal entkommen können.»
    Wiener funkelte ihn immer noch an, aber etwas von dem Feuer in seinen Augen erlosch. «Wenn ich es Ihnen jedoch nicht gesagt hätte», sagte Hero, «wäre von jetzt an immer ein Zweifel in Ihnen geblieben, oder Sie hätten sich Sorgen wegen des Jenseits gemacht, nicht wahr?»
    Wieners Wut war ganz verebbt, und er war jetzt ehrlich interessiert: «Wie unser Freund Constable?» fragte er.
    «Wie unser Freund Constable.»‘
    «Sie haben sich viel Mühe gemacht», sagte Wiener, «um mir diese Lektion erteilen zu können. Wahrscheinlich habe ich das herausgefordert.»
    «Ehrlich gesagt», gab Hero zu, «es war nötig, um zu erreichen, daß man Sie ohne Argwohn, und ohne zu viele Fragen zu stellen, zuließ. Ich war froh, Sie dort zu haben. Wie war Ihr Eindruck?»
    «Das meiste war sentimentaler Quatsch», erklärte Wiener, «und dahinter verbarg sich etwas sehr Gemeines. Aber was war es? Warum sind Sie nicht in das Kabinett gegangen, um Ihrer Freundin zu begegnen? Ich hatte ehrlich geglaubt, Sie brennten darauf, sie zu sehen.»
    «Das tat ich auch», sagte Hero, «bis ich den kleinen Brief bekam.» Er griff in die Innentasche seiner Jacke, holte ein flach und sorgfältig zusammengefaltetes Taschentuch heraus und reichte es Wiener. Darin lag ein kleiner Zettel, der von einem Vergessen-Sie-nicht-Block abgerissen worden war. Oben darauf stand in rotem Druck: Vergessen Sie nicht! Und darunter war gekritzelt: «Gehen Sie heute abend nicht in das Kabinett. Ganz gleich, was geschieht, gehen Sie nicht hinein! Ihr Leben ist in Gefahr. Um Gottes willen, beherzigen Sie diese Warnung», und darunter las man die gar nicht passenden Worte, als habe der Schreiber nicht gewußt, was er sonst noch schreiben oder wie er schließen solle, den gleichen Satz, der

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