Die Hand von drüben
ist gefällt.»
«Geben Sie mir vierundzwanzig Stunden», sagte Hero.
Wiener lachte nur spöttisch und schwieg.
«Geben Sie mir vierundzwanzig Stunden», wiederholte Hero. «Wenn ich bis dahin nicht...»
«Das russische Konsulat macht um neun Uhr morgens auf», sagte Wiener. «Constable braucht nur in einem Taxi hinzufahren, seinen Namen an der Tür zu nennen, und man wird ihn mit offenen Armen empfangen.»
«Wenn ich ihn für Sie auf Eis legen kann...»
Zum erstenmal schien Wiener schwankend zu werden. «Was meinen Sie mit ?»
«Ihn einen weiteren Tag am Verrat hindern, wenn es das ist, was er vorhat, Zweifel säen, ihn aus dem inneren Gleichgewicht bringen. Er ist jetzt aufgewühlt. Denken Sie daran, daß ich für ihn jemand bin, der im gleichen Boot sitzt wie er. Er wird bestimmt auf mich hören.»
Wiener dachte angestrengt nach.
«Sie lassen sein Haus überwachen», fuhr Hero fort. «Wenn das, was ich vorhabe, nicht klappt, dann...»
Wiener blickte Hero forschend an. «Sie wissen etwas», sagte er. «Nicht wahr? Und Sie wollen es nicht sagen.»
«Ich bin dessen nicht sicher», sagte Hero.
Wiener deutete mit seinem langen knochigen Zeigefinger auf ihn, und es brach aus ihm heraus: «Verflucht noch mal! Wenn Sie mir etwas verschweigen und die Sache dann schiefgeht, habe ich Sie auch in der Schlinge. Das ist kein Kricketspiel, von dem man sich für eine Weile davonstehlen kann, um gemächlich Tee zu trinken.»
Hero leerte bedächtig sein Glas und stellte es dann hin. «So ist das also. Ich glaubte, ihr Leute vom FBI wäret dafür berühmt, erst ganz sicher zu sein, ehe ihr zuschlagt. Aber Sie sind schließlich ein erfahrener Kriminalbeamter.»
«Moment», sagte Wiener plötzlich freundlicher. «Was wollen Sie denn tun?»
«Dr. Ferguson mitteilen, daß ich ihm nichts mehr nützen kann.»
Hero sah, daß sich der Ausdruck in Wieners Augen veränderte, und hatte einen Augenblick das Gefühl, daß aus irgendeinem Grunde der FBI-Mann Angst vor Dr. Ferguson hatte. Wahrscheinlich beeindruckte ihn dessen große Bildung, und ihm graute plötzlich davor, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. «Sind Sie sicher, daß Sie Constable für vierundzwanzig Stunden auf Eis legen können?» fragte er.
Hero verlor seine Ruhe ein wenig. «Ich habe gesagt, wenn», sagte er. «Sie wollen immer auf Nummer Sicher gehen. Ich habe auch gesagt, wenn es mir nicht gelänge, könnten Sie ihn verhaften. Aber ich glaube, es wird mir gelingen. Sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen.»
«Ich würde gern nach Washington fahren», sagte Wiener, «und mich mit Ned Philbrick, meinem unmittelbaren Vorgesetzten, Walter Augstadt und ebenso J. Edgar besprechen.»
«Und die Last von Ihren Schultern abladen?» fiel Hero ein.
«Nun, würden Sie’s nicht auch so machen? Aber was werden Sie tun, darf ich das wissen?»
Hero merkte plötzlich, daß Wiener die gleiche Angst hatte wie er und unter der Last der Verantwortung wankte. «Ihm sagen», antwortete er, «ich hätte eine Botschaft von seiner Tochter Mary bekommen und könnte, wenn notwendig, eine weitere in seiner Wohnung für ihn bewirken.»
«Ah», stöhnte Wiener auf, und seine Augen leuchteten hoffnungsvoll. Er sah auf seine Uhr und sagte: «Ich kann den Ein-Uhr-Zug nach Washington noch erreichen. Aber sind Sie einverstanden, daß wir, sobald Constable sein Haus verläßt, ihn verhaften?»
«Ja.»
Wiener rief den Kellner zum Zahlen. «Und wenn Sie nach vierundzwanzig Stunden nicht...», begann er, vollendete den Satz aber nicht.
Hero beließ es ebenfalls dabei. Er glaubte plötzlich fest, daß er das Problem lösen würde, sagte das aber nicht, denn ihm schien, er könne deshalb davon überzeugt sein, weil er diesen kleinen Sieg über Wiener davongetragen hatte, und darum mußte er seiner Vorahnung mißtrauen.
Der FBI-Mann zuckte die Schultern, entschuldigte sich und ging hinaus, um ein Telefongespräch zu führen. Als er zurückkam, verließen sie das Lokal. Es war fünfundzwanzig Minuten vor eins. «Ich habe alles veranlaßt», sagte er. «Constables Haus wird überwacht, und es wird jemand zum Bahnhof kommen, um den Zettel in Empfang zu nehmen, damit Ferris die Fingerabdrücke untersuchen kann.» Er rief ein Taxi und sagte zu dem Fahrer: «Pennsylvania-Bahnhof.» Er hatte seinen Fuß schon auf das Trittbrett gestellt und blickte Hero düster an. «Ich wünschte, Sie wären nicht so verdammt geheimnisvoll. Werden Sie mit meinem Büro in Verbindung bleiben?
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