Die Hand von drüben
die Detektiven in Kriminalromanen geschickt werden, aber im Leben ging es oft wie in Kriminalromanen zu, und die Zeile: «Um Gottes willen, beherzigen Sie diese Warnung!» klang wie ein echter Angstschrei.
All diese Gedanken und Fragen gingen Hero durch den Kopf wie Tausendstelsekunden-Kameraaufnahmen.
Und da war noch mehr. Wenn sie versuchten, ihn abzuschrecken, war es seine Pflicht, hineinzugehen und seinen Plan auszuführen. Aber es war ebenso seine Pflicht, am Leben zu bleiben. Dr. Ferguson und Wiener hatten es klipp und klar gesagt, daß im Augenblick er allein den Zusammenbruch der Operation Fingerhut oder, was noch schlimmer war, die Flucht oder den Hochverrat Constables verhindern konnte.
Und in den wenigen Sekunden, die ihm verblieben, hatte er auch Zeit gehabt, daran zu denken, daß, wenn Tina Cryder Ruth Lesley und Mary Constable war, man seine Tarnung durchschaut hatte, und wenn sie jene, die hinter ihr standen, darüber informiert hatte, konnte das Spiel tatsächlich eine sehr ernste Wendung nehmen. Blitzschnell erwog er noch einmal alle Möglichkeiten: Der Schlüssel zu dem Problem war nicht, ob Tina Cryder Ruth Lesley war, sondern die Hand Mary Constables. Es gab noch andere Möglichkeiten, die Person in dem Kabinett zu identifizieren.
Wut, Stolz, der Konkurrenzinstinkt und das Verlangen, nicht als Feigling vor dem amerikanischen Agenten dazustehen, drängten Hero, hineinzugehen.
Aber seine Vernunft, seine Intelligenz und die Tatsache, daß er wirklich kein Polizeibeamter war, hatten gesagt: Bleib draußen.
Seine endgültige Entscheidung kam durch die sehr realistische Vorwarnung, die durch die Poren seiner Haut zu seinen Nerven drang, daß er, wenn er hineinging, sterben und wahrscheinlich sehr schnell sterben würde.
Alexander Hero wickelte den Zettel wieder in das saubere Taschentuch. «Würden Sie Ihren jungen Mann das bitte untersuchen lassen?» sagte er. «Natürlich werden meine Fingerabdrücke daran sein, aber bestimmt sind auch noch andere daran.»
Wiener steckte es sorgfältig ein. «Wessen, glauben Sie?»
Einen Augenblick war Hero nahe daran, ihm alles zu sagen, ihm zu beichten, was in der Nacht in der Cedar Street geschehen war, und Wiener und seine Männer dorthin zu schicken, damit sie nicht nur Tina Cryder, sondern auch ihren Vater verhafteten. Sie konnten dann alles durchsuchen, den Laden, die Wohnung, den Keller, um ein verstecktes Laboratorium zu finden oder ein bisher unbekanntes Gerät für die Übertragung von Fingerabdrücken von Toten auf die Hand eines Lebenden.
Aber wenn nun dort gar nichts war, wenn alles, was sie fanden, ein völlig verstörter, verarmter Zauberladenbesitzer und seine hübsche Tochter waren, deren einziges Verbrechen es war, eine schlechte Schauspielerin zu sein? Wertvolle Zeit wäre dann verschwendet. Die Razzia würde zweifelsohne der Presse zu Ohren kommen, und damit würden die Russen erfahren, daß die Jagd begonnen hatte. Das ging also nicht. Die Cryders waren seine Gimpel. Er, Alexander Hero, hatte dort jetzt Zutritt, doppelten, dank seiner Liebesaffäre mit der Tochter. Es war an ihm, in dem Hause selber Nachforschungen anzustellen.
Darum widerstand er dem Impuls und sagte: «Ich weiß es nicht, aber ich habe die Ahnung, daß wir bald wissen werden, wessen Fingerabdrücke es sind.»
Sie versanken dann beide in ein düsteres Schweigen, tranken ihren Whisky, ließen die Augen über die Broadway-Nachtheatertypen schweifen, die das Restaurant füllten, und lauschten auf das Stimmengewirr, und zwischen ihnen lag das Thema, das sie bis jetzt umschifft hatten, das sie aber unablässig beschäftigte. Schließlich begegneten sich ihre Blicke, und Wiener sagte: «Nun, ich glaube, es ist besser, wir sprechen darüber.»
«Ja.»
«Haben Sie die letzte Botschaft an Constable gehört?»
«Ja.»
Wiener sah Hero kalt an. «Sie lautete: «Und die Operation Fingerhut?»
Wiener trank bedächtig einen Schluck und sagte zornig: «Würden Sie gern die Entscheidung treffen müssen, daß entweder niemand das Geheimnis erfährt und alles so bleibt, wie es vorher war, oder die Russen es haben und wir nicht? Meine
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