Die Hand
fragte Perry. So ganz konnte er Dicki noch nicht folgen.
„Er malt immer nur das Meer und immer nur in einer Farbe...“
„Blau!“ stellte der Detektiv fest, was Dicki einen überraschten Ausruf entlockte. „Aha! Woher wissen Sie das denn schon wieder?“
Perry Clifton lächelte nachsichtig. „Aber Dicki. Mit welcher Farbe sollte er das Meer denn sonst malen?“
„Aber er malt auch den Himmel, die Steine und Bäume blau.
Dicki tat etwas beleidigt, weil ihn sein Freund nicht gleich richtig verstanden hatte.
Perry Clifton lenkte ein. „Das ist natürlich recht ungewöhnlich, Dicki. Da hast du völlig recht. Aber er ist Künstler, und Kunst erlaubt viel. Verkauft er seine Bilder?“
„Ha“, platzte es aus Dicki heraus, „wer soll denn so was kaufen. Diese ineinandergelaufene Farbe, wo kein Baum und kein Strauch von Himmel und Meer zu unterscheiden ist. Wer diese ,Bilder“ ansieht, wird ja selber blau“, und er lachte aus vollem Herzen und schlug sich dabei abwechselnd auf den Bauch und die Oberschenkel. Er geriet so völlig aus dem Häuschen bei dem Gedanken, jemand würde für soviel Blau auch noch Geld zahlen, daß Perry ihn schwer aus seinen Phantasiespielereien herausreißen konnte.
„Wo bleibt dein Verständnis für die Kunst, Dicki?“
„Jedenfalls habe ich noch keinen Dumm...“ Dicki schluckte die letzte Silbe hinunter und verbesserte sich rasch, „... noch keinen Käufer bei ihm gesehen.“
„Dann wird es Zeit, daß ihn mal einer besucht.“ Perry Clifton sagte es ganz beiläufig.
„Sie meinen wirklich“, sprudelte Dicki atemlos.
„Ich meine...“ Perry sah Dicki aufmunternd an. „Na los“, und er fing verspielt eine Art Fangspiel mit Dicki an. „Vorher aber“, sagte Perry, leicht außer Atem im Zickzack hinter Dicki herrennend, „gehen wir erst einmal nach Hause und sehen nach, ob Ilias Spiriodakis schon bei deinem Großvater ist.“
Das war nicht der Fall, was William Miller sichtlich Verdruß bereitete. Perry und Dicki fanden einen ziemlich mürrischen Großvater vor.
„Also jetzt habe ich lange genug auf Ilias gewartet“, schimpfte Großvater Miller. „Warum kann sich der Grieche nicht endlich ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit angewöhnen. Ein alter Mann kann doch mindestens so zuverlässig sein, wie seine Haare weiß werden.“
„Mister Clifton und ich wollen zu diesem französischen Maler hinuntergehen“, informierte Dicki seinen Großvater über die weiteren Pläne. „Kommst du mit, Großvater?“ Liebevoll lehnte er sich an seinen Opa wie an eine alte Eiche. William Miller war einverstanden: Immer noch besser, als hier herumzusitzen und zu warten. „Wohnt Ihr Freund weit weg?“ erkundigte sich Perry. „Bis Lanshee sind es gute drei Meilen.“
„Liegt dieses Lanshee auf unserem Weg zum Silvercross-Haus?“
„Nein.“
Dicki erklärte dem Detektiv: „Mister Spiriodakis fährt auch meistens die Abkürzung über die Wiesen.“
„Mit dem Rad?“
William Miller schaltete sich wieder ein: „Ja, aber eines mit Hilfsmotor. Macht Krach wie ein Hubschrauber. Wenn er wenigstens telefoniert hätte. Sollte mich nicht wundern, wenn er sein Vorhaben, bei mir vorbeizuschauen, auch schon vergessen hat.“
„Fahren wir mit dem Auto?“ Dicki wurde langsam ungeduldig.
„Wenn ich ehrlich bin, ein flotter Spaziergang wäre mir lieber“, gab Großvater seine Meinung bekannt.
„Ein Vorschlag, der mir aus dem Herzen spricht“, erklärte Perry Clifton sein Einverständnis. „Gehen wir.“ Großvater Miller konnte nicht ahnen, daß er Ilias Spiriodakis bitter unrecht tat. Während die drei sich auf den Weg machten, saß dieser nämlich gut zweieinhalb Meilen von Millers Haus entfernt am Wegrand und schickte erbitterte Flüche gen Himmel. Ilias Spiriodakis war schwer in Fahrt. Das heißt, gerade das war er nun eigentlich nicht, wenn man es im wahrsten Sinne des Wortes verstand. Zum zigsten Male versuchte er, die heruntergesprungene Kette wieder auf den Zahnkranz seines Drahtesels zu bringen. Mit dem Erfolg, daß sie nach einigen Metern Treten sofort wieder heraussprang.
Der Grieche faßte diesen ärgerlichen Umstand jetzt persönlich auf und beschimpfte sein Fahrrad wie ein lebendes Wesen. Dann versetzte er dem Gefährt einen fürchterlichen Tritt und rief ergrimmt: „Verdammter Schrotthaufen!“ Ilias setzte seinen Weg zu Fuß fort, wobei er noch lange erbost vor sich hin schimpfte. Vor sieben Uhr würde er nun sicher nicht bei William Miller eintreffen.
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