Die Heilerin des Kaisers
Heinrichs Leibbarbier mit Kamm, Schere und Brenneisen sein Werk an des Königs Haar-und Barttracht vollbracht. Sein dicht gelocktes, braunes Haar trug Heinrich knapp schulterlang und aus seinem Kinnbart war mittlerweile ein respektabler Vollbart geworden, den der Barbier heute besonders sorgfältig mit dem Brenneisen gekräuselt hatte.
Auch die Herren aus dem geistlichen Stande hatten sich dem Anlass entsprechend herausgeputzt: Zu bestickter Leinenunterkleidung trugen sie kostbare Beinkleider und Seidenwämser, darüber Samtmäntel und auf dem Kopf die mit Edelsteinen verzierten Mitren.
Nur Kapellan Berengar, als Vertreter des beleidigt daheimgebliebenen Würzburger Bischofs, war in bescheidener, schwarzer Seidensoutane erschienen. Gleich zu Anfang warf sich Herr Berengar in die Brust:
»Es kann ja wohl nicht sein, dass mein Herr, Bischof Heinrich von Würzburg, Einbußen erleidet durch die Gründung eines neuen Bistums, das wir überhaupt nicht brauchen«, sagte er.
Daraufhin wurden jene Privilegien des Würzburgers, die durch ein neues Bistum geschmälert oder gar aufgehoben würden, laut verlesen. Jedes Mal, wenn der König während dieser Aufzählung die Richter bedenklich in ihrer Meinung schwanken sah, warf er sich zur Erde nieder und demütigte sich so vor allen Anwesenden.
Und immer wieder eilte Herr Willigis von Mainz zum König und half ihm wieder auf. Ein äußerst kluger Schachzug, der seine Wirkung auf die Kirchenmänner auf die Dauer nicht verfehlte, zumal dem König ausgezeichnete Argumente zu Gebote standen.
Nach seiner Rückkehr hatte Pater Berchtold Griseldis, die mittlerweile wieder genesen war, viel zu erzählen.
»Den Protest von Bischof Heinrich von Würzburg wischte der König vom Tisch mit der Begründung, der Kirchenfürst habe ja bereits seine Zustimmung erteilt. Er wolle jetzt nur von ihr aus Eigennutz zurücktreten, indem er eine Beförderung verlange, die ihm der König gar nicht gewähren könne, da sie Sache des Papstes sei.
Vielen hat das sofort eingeleuchtet, aber dennoch war die Meinung der Versammelten gespalten. Etliche Mitglieder der hohen Geistlichkeit sahen die Notwendigkeit einer neuen Bistumsgründung auch nicht ein: Würzburg könne doch alle Aufgaben ebenso gut erfüllen.
Aber da hakte der König sofort ein und fragte, warum dieses gottgefällige Werk bis heute unterblieben sei. Wie stehe es außerdem mit der längst fälligen Heidenmission und weshalb seien die dort lebenden Wenden immer noch nicht bekehrt, wollte er wissen.
Kapellan Berengar wusste darauf keine befriedigende Antwort. Er stotterte herum, ehe er schließlich mit betretener Miene verstummte.«
Vater Berchtold schmunzelte beim Gedanken an die Mainzer Ereignisse. Griseldis schaute mit Spannung auf den alten Mann, der sich prächtig amüsiert zu haben schien. Sie gab ihm jedoch zu bedenken:
»Manche der Herren Bischöfe und Erzbischöfe empfinden den König gewiss als zu eigenmächtig in kirchlichen Dingen und hätten ihm wohl ganz gern einen Denkzettel verpasst. Aber wie sollten sie einem Herrscher etwas abschlagen, worum er sie in aller Demut kniefällig gebeten hat? Und was er, ganz nebenbei gesagt, aus seiner eigenen Tasche bezahlt?«
Sie konnte sich die Szene mit dem demütig zu Boden gesunkenen Heinrich sehr gut vorstellen… War sie doch selbst des Öfteren Zeugin geworden, wie der König es geschafft hatte, Vertreter der Gegenpartei für sich zu gewinnen.
»Der König hatte in dem Augenblick so gut wie gesiegt«, fuhr der Benediktiner fort, »als sich Erzbischof Willigis von Mainz ganz offen auf seine Seite schlug. Allmählich ließen sich auch die übrigen geistlichen Herren ihre Zustimmung abringen.
Diesmal wurde also endgültig die Gründungsurkunde des Bistums Bamberg unterzeichnet. Tief enttäuscht und verstimmt reiste Kapellan Berengar nach Würzburg ab, um seinem Bischof von der Niederlage zu berichten.«
Noch am selben Tag hatte der König seinen Kanzler, den Grafen Eberhard, im neuen Bistum Bamberg als Bischof eingesetzt. Erzbischof Willigis, der alte Parteigänger Herrn Heinrichs, erteilte dem neuen Bischof nach zwei Wochen in Bamberg die feierliche Weihe. Es wurde ein prächtiges Fest, dem eine strahlend schöne Königin seinen besonderen Glanz verlieh.
Frau Kunigunde trug ein langes Unterkleid, eine sogenannte Cotte, mit engen Ärmeln aus edelster, fein gesponnener himmelblauer Seide mit Stickereien aus Silberfäden am Hals und an den Ärmelabschlüssen. Darüber
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